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Blutspuren 5

Alter Pullover

Alter Pullover, ich habe Dich wirklich nicht gerne weggegeben
Denn Du hast mich doch begleitet beinahe ein halbes Leben
Deine einst so imponierenden Farben sind längst verblasst
Und es ist deutlich sichtbar, dass Du schon einige Löcher hast
Es dauerte etwas, aber ich sah ein, dass es keinen Sinn mehr hat
Hörte endlich, wenn auch ziemlich zögerlich auf so vieler guten Rat
So nahm ich Dich mein lieber Pullover und steckte Dich in den Sack
Sehr freundliche Helfer holten Dich ab und haben Dich eingepackt
Mit einem grossen Flugzeug bist Du in ein fernes Land geflogen
Ein Junge in meinem Alter ist am Ende der Schlange angestanden
Und hat den ihm überreichten alten, schäbigen Pullover angezogen
Ihn störten die vielen kleinen Löcher nicht, die sich darin befanden
Aber der fremde Junge wird „meinen“ Pullover wohl immer hassen
In der grellen Sonne wird der Pullover schnell weiter verblassen
Mir bedeute dieser alte und schmucklose Pullover einst so viel
Denn ich erlebte mit ihm wunderbare Dinge in der Vergangenheit
Für den fremden Jungen ist und bleibt er immer nur ein Beispiel
Für seine Abhängigkeit und seiner so gehassten Hilflosigkeit
Aber in den oft kalten Nächten wird er ihn trotzdem tragen
Und er wird sich dabei bestimmt auch nicht stumm fragen
Wieso kann sich ein fremder Junge einen neuen Pulli leisten?
Und warum verhungern in seinem schönen Land die Meisten?
Es hat doch keinen Sinn die ständigen Fragen nach dem Warum?
Deshalb bleibt er Heut und auch in Zukunft viel lieber stumm

Trotzdem ist er froh über seinen neuen warmen Pullover
Steht er mit seiner Kraft auch kurz vor dem „Game over“
Das Aufstehen am Morgen fällt ihm Jahr für Jahr schwerer
Und seine Zukunft erscheint ihm immer dunkler und leerer
Das Schicksal macht ihn zum traurigen Jungen, einem Hilflosen
Der nicht gerne lebt vom Zivilisationsabfall und von Almosen

Ich lernte ihn niemals kennen und kann ihn doch verstehen
Ziemlich sicher werden wir uns auch in der Zukunft nie sehen
Aber vielleicht ist es ein alter Pullover, der uns etwas verbindet
Auch wenn sein Hass auf diesen Pullover nie verschwindet
Aber ich hatte ich denselben schmucklosen Pullover sehr gerne
Jetzt schreibe ich über einen fremden Jungen aus der Ferne
Glaube sogar noch in meiner Arroganz, ihn zu verstehen
Obwohl ich seine Probleme wohl niemals werde sehen

Vielleicht ist es, weil ich meinen alten Pullover bereits vermisse
So wie er früher zerknittert vor mir lag auf meinem Kissen
Inhaltsverzeichnis

Das Podest

Es lebte an diesen warmen Tagen im Park im Grünen
Überall erschall begeisternde Musik von den Bühnen
Bei wunderbarem Wetter feierte man ein grosses Fest
Nur ein einzelner Mann baute dort im Abseits ein Podest
Auf den ersten Blick schien er traurig und etwas geknickt
Aber mit Nagel und Hammer hantierte er sehr geschickt
Das Material, welches herumlag, schien ihm zu genügen
Denn in aller Ruhe begann er, die Bretter zusammenzufügen
So zimmerte er unbeobachtet vor der grossen Menschenschar
Bis sein kleines und schlichtes Podium schliesslich fertig war
Er kletterte auf sein Podest, er stand fest auf seinem Sockel
Und ganz bestimmt nicht stolz und überheblich wie ein Gockel
Bewegungslos und völlig ruhig stand er da und schaute hinunter
Die Menschenmenge vor dem Podest wurde grösser und bunter
Plötzlich blieben die meisten Menschen in seiner Nähe stehen
Und es war abwartende Überraschung, in ihren Augen zu sehen
Nur für einen Moment, dann begann, etwas anderes zu erwachen
Die Menschenmenge begann wie im Chor, schallend zu lachen
Die Menge wusste es, und er fühlte es, sie lachten über ihn
Weil sie sahen in dem schlichtem Podest und in ihm keinen Sinn
Einige fragten ihn neugierig: „Warum stehst Du an diesem Ort?“
Er schaute sie nicht einmal an und er gab auch keine Antwort
Weiterhin stand er bewegungslos da, bei Tag und bei Nacht
Die Leute redeten über ihn und haben ihn weiter ausgelacht
Auch Reporter und Journalisten kamen nun plötzlich angerannt
Sprachen mit den Leuten, einige haben ihn von früher gekannt
Sie erzählten ihnen, was sie wussten von seiner Geschichte
Sie präsentierten sich alle stolz in den grellen Fernsehlichter
Sie seien einst die besten Freunde gewesen, wie einer erklärte
Und dass sich der Grund für das Podest seinem Wissen verwehrte
Es entstanden laufend neue Gerüchte über diesen Podestmann
Alle schüttelten ihre klugen Köpfe, weil es einfach nicht sein kann
Dass da einfach jemand auf seinem Podest regungslos stehen blieb
Es überraschte nicht, dass sich mancher Reporter die Hand wund schrieb
Weil sie eine solch merkwürdige Geschichte für ihre Zeitung brauchten
Aber eines Tages ist er so plötzlich wie er vor vielen Tagen auftauchte
Mit seinem schlichten Podest bei Nacht und Nebel wieder verschwunden
So sehr sie auch nach ihm suchten, sie haben ihn nie wieder gefunden
Die Antworten auf ihre Fragen hat er ihnen niemals gegeben
Die Neugierde bohrte in ihnen noch weiter ein ganzes Leben
Sie haben ihn mit ihrem Lachen und ihren Sprüchen gequält
Hätten sie doch nur einen anderen besseren Weg gewählt

Aber wie konnte sie damals auch wissen
Dass sie ihn eines Tages werden vermissen
Inhaltsverzeichnis

Abschied

Ich wünschte so sehr, es wäre nur ein böser Traum
Eine ruhige, schöne Melodie schwebt durch den Raum
So lautlos, dass man sie kaum hat wahrgenommen
Sie schien aus der Ferne, aus dem Nichts herzukommen
Am liebsten hätte ich sie mit meiner Hand aufgefangen
Die Melodie war hübsch irgendwie unpassend nett
Tränen kollerten still über meine warmen Wangen
Ich sass auf einem Stuhl neben Deinem breiten Bett
Und schaue traurig Deine jetzt so leblose Gestalt an
Der Ausdruck in Deinem Gesicht hält mich in seinem Bann
In einer Regung streichle ich sanft über Deine Hand
Die schon beinahe so weiss ist wie die Zimmerwand
In mir ist eine so endgültige Leere, die mich quält
Habe das Gefühl, als haben wir uns nicht alles erzählt
Dabei weiss ich ganz genau, dies ist gar nicht wahr
Aber ich weiss, es wird niemals mehr, so wie es war
Doch die Erinnerung an Dich wird niemals verblassen
Kann ich auch nicht mehr wirklich nach Dir fassen
Immer noch schaue ich auf Deine bleiche Gestalt
Und die Trauer hat mich ganz fest in ihrer Gewalt
Letzte Gelegenheit, um Dir einige Versprechen zu geben
Deren Erfüllung Du leider nicht mehr kannst erleben
Wir hatten doch beide, wider aller Vernunft
So grosse Erwartungen in unsere Zukunft
Wir wussten nicht, dass sie so kurz sein würde
Was mir bleibt ist jetzt die schmerzliche Bürde
Und die Gewissheit, den Weg weiterzugehen
Den wir eigentlich zusammen wollten einschlagen
Ich kann dies heute noch nicht wirklich verstehen
Doch ich versprach Dir, es mit Würde zu ertragen
Was dies auch immer genau heissen mag
Ich hasse diesen grauen Herbsttag
Er hat Dich mir einfach weggenommen
Für mich ist die Welt verschwommen
Und dies liegt nicht nur an meinen Tränen
Ich würde am liebsten einfach fortrennen
Aber das muss ich wohl nicht erwähnen
Warum lernte ich diesen Schmerz kennen

In der Ferne verstummt das lautlose Lied
Mit einem letzten Blick nehme ich Abschied
In wenigen Minuten werde ich durch die Tür hinausgehen
Ich habe gar keine Ahnung, ob wir uns je wiedersehen
Weiss nicht, was hinter dieser dicken Mauer ist
Denn keiner kann mir sagen, wo Du jetzt bist
Inhaltsverzeichnis

Niemand will nach irgendwo

Vor einigen Jahren besuchte ich meinen Freund „Niemand“
Als er sich in einem ziemlich schlechten Zustand befand
Er wohnte damals in der berühmten Strasse im Nirgendwo
Und sein grösster Wunsch war eine Reise nach irgendwo
Ich hörte seinem Traum mit sehr grossem Interesse zu
Und sagte ihm anschliessend mit meiner bekannten Ruh’
„Wenn Du nach dem bekannten irgendwo willst gehen
Dann musst Du doch nur ein Ticket für den Bus erstehen
Die exakte Fahrtrichtung des Busses musst Du nicht kennen
Bleibe einfach nicht stehen, aber Du musst auch nicht rennen“
Er antwortete mir: „Danke eigentlich hast Du ja recht
Ich mache nur noch rasch mein Reisegepäck zurecht
Und dann werde ich mir schnell eine Fahrkarte buchen“
Zwei Jahre später wollte ich ihn wieder einmal besuchen
Ich fand ihn schnell, er ist immer noch auf dem Bett gesessen
Staunend dachte ich, er hat wohl seinen grossen Traum vergessen
Doch wenig später habe ich ihn dann nach seinem Wunsch gefragt
In seiner langen Antwort hat er mir anschliessend sein Leid geklagt
Er meinte: „Nach irgendwo kommt wahrscheinlich nie ein Niemand
Weiter sagte er: „Der Bus ist einfach nicht vorbei gekommen“
Ich hörte zu und glaubte, ich habe nicht recht vernommen
Erklärte ihm etwas lauter: „Willst Du denn nicht verstehen?
Um den Bus zu erwischen, musst Du schon hinausgehen
Hier in Deinem Zimmer wird niemals ein Bus anhalten
Also bleibe nicht sitzen, um nur Deine Hände zu falten“
Ich schüttelte ihn, verstehst Du mich denn wirklich nicht
Ich glaube, ich erkannte eine Träne in seinem Gesicht
Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinaus
Wahrscheinlich sah er zum ersten Mal sein Haus
Seine Augen haben mich ganz glücklich angestrahlt
Ich blieb ehrlich und habe auch nicht weiter geprahlt
So sagte ich: „Die nächsten Schritt musst Du alleine machen
Weil ich kann in der Zukunft nicht immer über Dich wachen
Ich glaubte, er konnte mich in diesem Augenblick verstehen
Und so habe ich ihm relativ zuversichtlich nachgesehen
Ein Stück des Weges muss jeder ganz alleine gehen
Möchte er einmal etwas Neues und Unbekanntes sehen

Gestern besuchte ich endlich wieder einmal „Niemand“
Und es war genau derselbe Zustand in dem ich ihn fand
Wieder ist er beinahe regungslos in dem Zimmer gesessen
Und ich wusste, ich musste meine Vorstellung vergessen

Es gibt auch Menschen, die warten nur in ihrem Leben
Und vergessen, um zu nehmen, muss man zuerst geben
Inhaltsverzeichnis

Unten am Bach

Dieses klare Wasser - ich liebe diesen Bach
Die Bilder, sie laufen mir wieder einmal nach
Ich könnte sie auch niemals wirklich vergessen
Hier am Bach bin ich einst mit Dir gesessen
Es sind so viele Dinge seither geschehen
Und doch hat alles genau gleich ausgesehen
So wie damals auch Heute die Sonne scheint
Und es ist mein Gefühl, das unbeirrbar meint
als ob dieselben Vögel von den Bäumen spähen
Ich spüre sogar irgendwie die wohltuende Nähe
In unserem Baum weht der gleiche sanfte Wind
Mein Gott, war ich damals noch ein kleines Kind
Was ist seither nur alles mit mir geschehen
Die Geschichte und die Jahre, sie vergehen
Nur das Plätschern von diesem Bach ist geblieben
Verschwunden ist längst unser gegenseitiges Lieben
Aber wir waren beide glücklich an diesem Ort
Es zu erklären, fehlt mir einfach das passende Wort
Wie damals halte ich meine Füsse in das kühle Nass
Gemeinsam hatten wir unser Glück und unseren Spass
Wir lachten viel und tauschten unsere Zärtlichkeiten
Verbrachten hier wirklich schöne und glückliche Zeiten
Wieso ich an den Ort zurückkehrte, ich weiss es nicht
Aber ich bin nicht der, der mit der Vergangenheit bricht
Vielleicht suchte ich auch nur diese Ruhe und diese Stille
Die niemand bricht, abgesehen von einer einsamen Grille
In mir sind Erinnerungen, die noch nie verschwanden
Wie sich unsere kleinen Hände scheu und hilflos fanden
Oder wie sich unsere salzigen Lippen aufeinander pressten
Aber auch wie die Spritzer aus dem Bach unsere Kleider nässten
Vielleicht erinnere ich mich nur an das Schöne und die Harmonie
Aber ganz vergessen, dies werde ich Dich ganz bestimmt nie
Die Trennung war hart und schmerzte mich auch sehr
Aber Vorwürfe sind da wirklich schon lange keine mehr
In meinem Herz und in meinen kleinkarierten Gedanken
Möchte ich dir viel mehr von ganzem Herzen danken
Für die Zeit, die Du mir vor Jahren schenktest
Dass Du mir Kraft gabst und mich auch lenktest
Ich hoffe, ich habe Dir auch etwas zurückgegeben
Und dass Du mich nicht gelöscht hast aus Deinem Leben
Aber ich bin mir fast sicher, dass dies nicht so ist
Weil man gewisse Dinge im Leben nie ganz vergisst

Vielleicht liebe ich deshalb den Ort dort unten am Bach
Weil er hält eine wunderbare Erinnerung in mir wach
Inhaltsverzeichnis

Behinderung

Es war recht kalt für diese Jahreszeit und ich fror
Aber ich vergass dies einige wenige Minuten lang
Ich hatte immer noch ihre Frage in meinem Ohr
Seit wann bist Du behindert, wo war der Anfang
Der Mund schon halb offen, dann habe ich gestutzt
Sie blickt mich kurz von der Seite an etwas verdutzt
Verwundert über das kurze aber sichtbare Verharren
Die Antwort scheint leicht, trotzdem bin ich mir nicht im Klaren
Ich weiss nicht wie erklären, ob ich die richtigen Worte finde
Weil da gibt es eine seltsame Erinnerung, die ich damit verbinde
Es gibt einige Arztzeugnisse, die meine Situation klar umschreiben
Seit meiner Geburt bin ich behindert und werde es für immer bleiben
Aber wirklich behindert war ich damals wahrscheinlich noch nicht
Ich weiss, es klingt merkwürdig, weil es sich doch widerspricht

Es hat überhaupt keinen Sinn, wenn Du jetzt überrascht bist
Denn schau, ich wusste damals nicht, was eine Behinderung ist
Nein, das wurde mir erst lange Zeit später wirklich ganz klar
Ich kannte nichts anderes, es musste normal sein, so wie ich war
Ich dachte bei mir wirklich immer, dass jedes andere Kind
Und auch die Erwachsenen alle genau wie ich - gleich sind
Meine Mitmenschen machten mir erst sehr viel später klar
Dass ich nicht wie sie sondern doch irgendwie anders war
Ab diesem Augenblick lernte ich den Unterschied kennen
Vor lauter Schreck liess diese Erkenntnis mich fortrennen
Ich spürte plötzlich, ich musste im dunklen Abseits stehen
Dies war der Moment, für mich zu lernen, alleine zu gehen
Schnell wusste ich, es wird niemals einfach sein
Menschen sind leider oftmals grausam und gemein
Es muss immer alles genau so sein, wie sie denken
Wenn ich heute meine stillen Gedanken zurücklenke
Weiss ich, dass nicht meine Behinderung mich behindert macht
Ganz bestimmt nicht, denn dieses Gefühl ist erst viel später erwacht
Es sind alleine meine Mitmenschen, die mich für behindert erklären
Aber ich will mich in einem solchen Augenblick nicht beschweren

Ich schaue in Dein freundliches und hübsches Gesicht
Vielleicht erkläre ich es Dir später, ich weiss es nicht
Du würdest mich verstehen, aber es hat keinen Sinn
Deshalb sage ich, dass ich seit Geburt behindert bin
Du spürst meine Unsicherheit und bist deshalb verlegen
Wir wechseln das Thema und ich bin froh deswegen
Inhaltsverzeichnis

Flamme im Wind

Am Anfang steht nur eine kleine Glut
Aber mit etwas Glück, Wille und Mut
Beginnt schon bald das bekannte Spiel
Voller Hindernisse, denn davon gibt es viel
Doch wenn erst einmal etwas Zeit zerrinnt
Und die Glut ganz langsam an Kraft gewinnt
Bekommt man, ein grosses Wunder zu sehen
Denn langsam wird eine Flamme entstehen
Noch ist sie zwar nicht sehr weich gebettet
Weil erst wenn eine starke Umgebung sie rettet
Erst dann - Erlöscht sie nicht mehr so geschwind
Und sie besteht auch in einem steifen, kalten Wind
Jetzt verbreitet Sie schon Wärme und Geborgenheit
Und vertreibt die Kälte und auch die Verborgenheit
Sehr vieles erstrahlt nun neu in ihrem hellen Licht
Zaubert ein Lachen oder Tränen in jedes Gesicht
Schenkt uns Gefühle, die wir noch nicht kennen
Deshalb kleine Flamme höre nicht auf zu brennen
Es ist so wunderbar, wenn Du an Kraft gewinnst
Und dem endgültig Verlöschen geschickt entrinnst
Wenn Du so an Stärke und Macht gewonnen hast
Befreit es Dich von grossen Sorgen und von jeder Last
Damit Du weiter von einem Ort zum anderen springst
Auch wenn Du in dieser fernen Welt nur lautlos klingst
Sorgst Du doch mit Deiner unbeschreiblichen Macht
Dass in dieser Welt so manches kleine Herz laut lacht
Und auf diese Weise einen neuen Anfang begründen
Und eine neue kleine unbedeutende Flamme anzünden
Aber auch die wird sicher einmal viel grösser werden
Und dann ein neues, helles Licht verbreiten auf Erden
So hat jede einzelne Flamme ihr ganz grosse Gewicht
Denn alle Menschen brauchen doch etwas Licht
Um sich im Dunkeln nicht zu verirren
Dafür muss man sich nicht genieren

Zum Schluss sage ich nur schlicht
Danke für Dein so strahlendes Licht
Man schläft sehr gut mit dem Wissen
Dass wir noch nicht sind aufgeschmissen
Denn solange es Kerzen gibt in der Welt
Ist es um uns nicht so schlecht bestellt
Inhaltsverzeichnis

Heimfahrt

Hatte noch ansteckendes und lautes Lachen im Ohr
Als ich mitten in der Nacht durchschritt das Ausgangstor
Liess zurück alle meine Kollegen im fröhlichen Reigen
Um kurze Zeit später auf mein Stahlross zu steigen
Dann radelte ich auch schon meiner Heimat entgegen
Es war bewölkt, aber es fiel noch kein Tropfen Regen
Ich schlängelte mich durch den dichten Strassenverkehr
Dann bog ich ab und fuhr der sanften Stille hinterher
Hinein in den dunklen Wald, entlang dem Bahngleis
Nur die Äste bewegten sich im schwachen Wind leis
Der Heimweg war ziemlich lang und beschwerlich
Aber ich hatte keine Eile und nahm es gemächlich
Doch in diesem Augenblick habe ich gestutzt
Und ich blickte wahrscheinlich ziemlich verdutzt
Mit einem kurzen Ruck bin ich plötzlich wieder erwacht
Da begegnete mir plötzlich ein Augenpaar in der Nacht
Ein Mann stand völlig bewegungslos am Waldrand
Mit einer Einkaufstasche aus Papier in seiner Hand
Ich war schon etwas überrascht und überlegte bei mir
Was macht dieser Fremde nach Mitternacht hier
Er stand da und bewegte sich immer noch nicht
Ich erkannte nur sehr schemenhaft sein Gesicht
Fragte mich bei mir, soll ich ihn einfach ansprechen?
Aber es schien, als wolle er das Schweigen nicht brechen
Muss ich etwa Angst haben, es überfielen mich Gedanken
Oder habe ich vor mir einen Verwirrten, einen Kranken
Unsere Augen trafen sich einen Moment später wieder
Dann senkte ich meine Augen etwas ratlos nieder
Ohne Anzuhalten wich ich ihm aus und fuhr weiter
Als ein etwas verwirrter und verdutzter Stahlrossreiter
Ich fuhr langsam aber ich schaute nicht zurück nicht mehr
Aber ich spürte seine Augen wanderten mir hinterher
Es war eine Szene, die mich auf seltsame Weise berührte
Und weil mich mein Heimweg noch oft durch den Wald führte
Kreuzten sich noch in mancher Nacht unserer beider Bahn
Wir schwiegen immer, nur manchmal lächelten wir uns an
Er schien hier im dunklen Wald, jeweils zu übernachten
Und ich wusste, dass die Meisten über ihn nur lachten
Wenn es im Winter kalt war dann bedauerte ich ihn sehr
Denn er hatte, wie es schien, kein warmes Zuhause mehr
Aber Ich wusste nicht, wie er soweit konnte gelangen
Denn ich habe niemals mit ihm ein Gespräch angefangen

Eines Tages war er einfach verschwunden
Ich hoffe, er hat wieder eine Heimat gefunden
Inhaltsverzeichnis

Dummheit

Du stehst vor mir und offenbarst mir Dein Anliegen
Ich bin froh darüber und danke Dir für Dein Vertrauen
Trotzdem zögere ich, Dir in die Augen zu schauen
Denn ich fürchte, die Antwort nicht hinzukriegen
Was ich Dir zu sagen habe, wird Dich nicht freuen
Und ich bin mir sicher, es Morgen schon zu bereuen
Schau, ich kann sie nicht erwidern Deine Gefühle
Wenn sie auch ganz tief in mir ebenfalls wühlen
Aber ich werde sie ganz bestimmt nicht zulassen
Es ist die Wahrheit, mir ist gar nicht zum Spassen
Werde wahrscheinlich immer etwas für Dich empfinden
Trotzdem werde ich mich nun mit Worten herauswinden
Vielleicht ist es mein Verstand oder mein Pflichtbewusstsein
Oder etwas anderes, aber ich lasse die Gefühle nicht hinein
Es ist nicht das Gesetz oder die Worte anderer, was mich hindert
Auch wenn diese Tatsache mein Schmerz sicher nicht lindert
Ich weiss einen solchen Schritt kann niemand so recht verstehen
Aber ich werde mich jetzt umdrehen und zur Tür hinausgehen
Mir fiel schon selten eine Handlung so furchtbar schwer
Und vielleicht ist es nur Dummheit und nichts mehr
Ich strecke sie Dir nicht entgegen, meine Hand
Daran hindert mich mein blödsinniger Verstand
Ich kann nicht über meinen eigenen Schatten springen
Dazu bin ich nicht fähig, es kann mir nicht gelingen

Eventuell wirst Du mich in einem Jahr sogar verstehen
Dass werden wir erst in der fernen Zukunft sehen
Aber jetzt fühle ich nur in meinem kleinen Herz
Einen schrecklichen empfindlichen Schmerz
Der droht, mein ganzes Gefühlsleben zu spalten
Aber ich muss so handeln, magst Du es auch für falsch halten
Ich hoffe nur, Du wirst mich deswegen nicht hassen
Würde gerne weinen, doch ich kann es nicht zulassen
Obwohl ich Dich von ganzem Herz liebe
Schleiche ich mich davon, wie die Diebe
Ehrlich, es tut mir wirklich leid
Aber ich bleibe bei meinem Entscheid

Und doch werde ich es Dir nicht zeigen
Ich werde für immer darüber schweigen
Weil sinnlos ist jedes zusätzliche Wort
Aus diesem Grund gehe ich jetzt fort
Und wird sich die Türe hinter mir schliessen
Werde meine Tränen wahrscheinlich lautlos fliessen
Inhaltsverzeichnis

Traum vom Fliegen

Hier sind wir wieder einmal Angesicht zu Angesicht
Aber freuen, dies tue ich mich diesmal sicherlich nicht
Ich weiss nicht, wie lange wir uns jetzt schon kennen
Sehe Dich heute noch über die Blumenwiesen rennen
Mit Deinem langen Haar flatternd im seichten Wind
Waren nicht erwachsen, aber auch nicht mehr Kind
Dein ansteckendes Lachen rauschte durch die Bäume
Unaufhaltsam kämpften wir für unsere bunten Träume
In der Fantasie haben wir manches Luftschloss gebaut
Und in den Nachbargärten haben wir die Kirschen geklaut
Erinnere mich noch an manches Gespräch unten am Fluss
Wateten dort langsam durch das seichte Wasser - barfuss
Und Du hast mir von Deiner neuen grossen Liebe erzählt
Anschliessend erklärte ich Dir, was mich im Moment quält
Auf diese Weise lösten wir so manches chaotische Gewühl
In den gemeinsamen Stunden herrschte ein vertrautes Gefühl
Wir wussten, irgendwie werden wir das Leben schon hinkriegen
Manchmal gab es sogar Augenblicke, da konnten wir fliegen

Aber jetzt ist es anders, ich fühle meine zittrigen Hände
Und mich erdrückt es schier zwischen diesen vier Wänden
Meine Augen können nicht aufhören, dorthin zu starren
Wo in der Vergangenheit Deine hübschen Beine waren
Versuche zu sprechen, aber ich spüre meine Stimme beben
Wie kann ich Dir jetzt noch Antworten auf Deine Fragen geben?
Du lächelst, aber ich kann der Situation nichts Positives abgewinnen
Meine Gedanken scheinen, wieder in die Vergangenheit zu entrinnen

Dorthin als Dein Arzt sagte, es bleibt Dir nicht mehr sehr viel Zeit
Damals erlebten wir nicht unseren Einzigen aber heftigsten Streit
Ich habe dies einfach nicht kapiert
Mit allen meinen Argumenten habe ich Dich bombardiert
Schliesslich habe ich wutentbrannt Deine Zigarette geklaut
Und sie schliesslich zischend ausgelöscht auf meiner Haut
Fühle heute noch meine Wangen brennen von Deinen Ohrfeigen
Und dann gab es nichts mehr nur ein unüberhörbares Schweigen
Nach einigen Minuten hast Du, wieder zu rauchen, angefangen
Ich schlug kräftig die Tür zu und bin ziemlich wütend gegangen
War mir absolut sicher, Du hast mir sehr lange nachgeschaut
Du hast mir mit Deinem Verhalten meine Beherrschung geklaut
Ich fand längst keine ruhigen und überzeugenden Argumente mehr
Und dies einzugestehen, war Zugegebenerweise ziemlich schwer
Spürte im Magen nur noch die Hilflosigkeit schmerzlich brennen
Meine Schritte wurden schneller, schliesslich begann ich zu rennen
Tränen kollerten aus meinen Augen und liefen über mein Gesicht
Schämte mich, aber die Kraft zu bleiben, hatte ich im Moment nicht

Die Hoffnungslosigkeit und die Aussichtslosigkeit trieb mich fort
Und auch später fand ich niemals wieder das richtige Wort
Wenn ich wieder traurig und immer noch hilflos vor Dir stand
Das einzige was ich Dir noch anbot, war meine zittrige Hand
Alle meine Kraft und Antworten habe ich Dir längst gegeben
Hätte ich reden müssen, meine Stimme würde sicher beben
Und meine Augen konnten nicht aufhören, dorthin zu starren
Wo in der Vergangenheit einst Deine hübschen Beine waren
Es war für mich so schwer, Dich so leidend vor mir zu sehen
Ich werde es nie verstehen, aber Du wirst nie wieder gehen
Du wirst Dich für immer nur noch fortbewegen auf vier Rollen
Sage mir nur - hätte es denn wirklich so weit kommen sollen?
Hätte Dir gerne etwas Linderung von den Schmerzen verschafft
Aber ich hatte Dir nichts mehr zu geben - nichts von meiner Kraft
Denn wir wussten beide, Du wirst die Kurve nicht mehr kriegen
Es war schwer, aber ich spürte, Du wirst niemals wieder fliegen
Mit einem Lächeln und ruhiger Stimme sagtest Du: „Du musst gehen“
Ich schämte mich schrecklich, aber ich blieb trotzdem nicht dort stehen
Weil ich wusste nicht mehr was sagen, in Deine Augen schaute ich nicht
Und wieder einmal liefen lautlose, unbemerkte Tränen über mein Gesicht
Davonrennen - wieder einmal auf der Flucht
Aus lauter Schwäche still in mich hinein geflucht

Gestern - Gestern war ich wieder einmal unten am Fluss
Wartete langsam durch das seichte Wasser - barfuss
Aber Tränen und Gespräche waren da längst keine mehr
Viel mehr fühlte ich mich dort unten nur noch kalt und leer
Es ist eine Illusion zu glauben, es ist leicht zu überwinden
Denn wer hilft mir in der Zukunft meinen Weg zu finden?
Und trotzdem sind unsere Träume noch lange nicht verloren
Trage den Kopfhörer von meinem Walkman auf meinen Ohren
Hörte die Lieder, die wir einst gemeinsam haben geschrieben
Erinnerungen sind draussen auf dem Fluss vorbeigetrieben
Eine ehrliche und ganz persönliche Geschichte, Lied für Lied
Auf meine ganze eigene Art und Weise nehme ich Abschied
Nehme unsere Kassette und werfe sie in den Fluss - weit fort
Ich weiss, ich kehre niemals wieder zurück an diesen Ort
Und trotzdem vielleicht werden wir uns wieder einmal sehen
Aber jetzt lege ich die Trauer ab, ich muss in die Welt zurückgehen
Denn ich weiss doch hinter der nächsten Ecke wartet bereits jemand
Der braucht für einen Moment meinen Rat und meine schützende Hand
Ich werde unsere gemeinsamen Ideen und Träume niemals aufgeben
Leute wie Du kämpften dafür schon zu lange und gaben dafür ihr Leben

Doch eines werde ich nie verstehen, wir träumten doch vom Fliegen
Aber diese verdammten Glimmstängel waren wohl einfacher zu kriegen
Inhaltsverzeichnis

GEGENWIND

Vorwärts gehen und nicht nur treiben
Niemals einfach bloss stehen bleiben
Einen Schritt nach dem Anderen wagen
Zielstrebig den eigenen Zielen nachjagen
Den Gegenwind ständig im Gesicht
Aufgeben gilt nicht
Immer entschlossen der Nase nach
Manchmal stark und manchmal schwach
Aber niemals - niemals aufgeben
Nur so geht es vorwärts im Leben
Der Hoffnungslosigkeit die Kraft rauben
An die eigene Zukunft glauben
Schritt für Schritt vorwärts gehen
Das Licht am Tunnelende sehen
Den Gegenwind ständig im Gesicht
Aufgeben gilt nicht
Die Fahnen nicht kampflos streichen
Immer bemüht, den Horizont zu erreichen
Den eigenen persönlichen Weg finden
Die unzähligen Hindernisse überwinden
Dem Leben in die Augen sehen
Nur so kann man hier bestehen
Sich nicht einfach nur treiben lassen
Sondern nach dem Unmöglichen fassen
Den Gegenwind ständig im Gesicht
Aufgeben gilt nicht
Die Sterne vom Himmel holen
Und sich nicht selber überholen
Glauben an die eigene Kraft
Auch wenn eine tiefe Schlucht klafft
Der Zukunft in die Augen schauen
Und auf die eigenen Träume bauen
Jeden Tag wieder neu anfangen
Um bis zum Abend zu gelangen
Den Gegenwind ständig im Gesicht
Aufgeben gilt nicht
Den Horizont fest im Visier
Die Kraft ist alleine in Dir
Sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen
Sich hinterfragen und dabei Gutes tun
Die eigenen Massstäbe setzen
Und Ihnen langsam nachsetzen
Die Sonne ist für alle greifbar
Also gehe vorwärts unbeirrbar
Den Gegenwind ständig im Gesicht
Aufgeben gilt nicht
Inhaltsverzeichnis

Stimme

Auf einem bunten Tuch sassen wir am Waldrand
Und Du hattest Deine schwarze Gitarre in der Hand
Beinahe zärtlich strichen Deine Finger über die Saiten
Eine sanfte Melodie begann, Deine Stimme zu begleiten
Ein vertrautes Lied flog durch die stummen Bäumen
Ein stilles Spiegelbild von unseren Träumen
Die Worte erzählten ein Teil unserer Geschichte
Wie oft sassen wir dort im abendlichen Lichte
Ich habe die Worte - Du die Musik geschrieben
Es ist uns leider nur sehr wenig Zeit geblieben
Vieles wollten wir verändern, es ist nicht gelungen
Nur die Lieder sind niemals ganz verklungen
Wir wollten doch noch so viel erzählen
Als Mittel wollten wir die Musik wählen
Träumten davon, einen Schritt vorwärts zu gehen
Leider konnten uns viele Menschen nicht verstehen
Hätten gerne mit unseren Lieder die Welt erreicht
Aber wenn das Schicksal langsam heranschleicht
Ist es für die meisten Dinge im Leben zu spät
Und was zurück bleibt, ist die bittere Realität
Deine wunderbaren Melodien und meine Worte
Öffneten in unseren bunten Träumen jede Pforte
Für Augenblicke waren wir das Zentrum der Welt
Aber die Wirklichkeit hat uns beide wieder gefällt
Der Kampf im Alltag bestimmte unsere Geschicke
Ich liebte Deine Stimme - ich liebte diese Augenblicke
Wenn wir in der Einsamkeit sassen an diesem Waldrand
Eine Stimme wie Du hatte auf der Welt sonst niemand
Ich ahnte damals nicht, dass Sie einst würde verklingen
Lieder zu schreiben, wollte mir später nie mehr gelingen
Ich weiss nicht ob ich es in Zukunft wieder werde wagen
Ganz egal wie viele Musiker mich noch danach fragen
Deine Stimme hat sich so gut mit meinen Worten verstanden
Unabhängig davon welche Sinne sich in den Zeilen befanden
Ohne Dich würden Musik und Worte nur auseinander gerissen
Wiederholen wird sich dies nicht, dass muss ich wissen

Letzte Woche legte ich eine Blume neben Deinen Grabstein
Ich weiss genau, dort wo Du jetzt bist, bist Du auch nicht allein
Das grausame Schicksal hat Dich aus diesem Leben gerissen
Vielleicht zum Glück aber ich werde Dich trotzdem vermissen
Ich bin ohne Deine Antworten an diesem Ort zurück geblieben
Aber es gibt dort sicher auch viele Leute, die Deine Musik lieben
Inhaltsverzeichnis

Grosser Bär

Er steht nur wenige Meter weit weg von der Bühne
Gross und kräftig an Gestalt ein wahrhaftiger Hüne
Wenn ich etwas zur Seite blicke, kann ich ihn sehen
Er wankt nicht, stark wie ein Baum bleibt er da stehen
Sofort vergleiche ich ihn mit einem grossen Braunbär
Seine Oberarme haben unbeschreibliche Masse
Er wird wahrscheinlich auffallen auf jeder Strasse
Nichts schien dieser Riese, aus der Ruhe zu bringen
Die Künstlerin auf der Bühne ist weiterhin am Singen
Ein Vollbart umrahmt sein rundes, sanftes Gesicht
Aber auch wenn dieser Riese kein Wort spricht
Fühle ich, zum Lachen ist im ganz bestimmt nicht
Eine unsichtbare Träne kollert ihm über sein Gesicht
Sage grosser Bär, was hat Dir Deine Kraft genommen
Was ist geschehen, wie ist es nur soweit gekommen?
Wer hat Dich hinterhältig gefällt wie ein starker Baum?
Wann hast Du verloren Deinen ganz grossen Traum?
Ich spüre deutlich, dass es furchtbar brodelt in Dir
Auch wenn Du kräftig und stark dastehst neben mir
Was hat Dich eigentlich an dieses Konzert getrieben
Hat sie eines ihrer Lieder Dir auf die Haut geschrieben?
Kannst Du Dich in ihrer einfühlsamen Musik wiederfinden
Oder glaubst Du, dass hier Deine Probleme verschwinden
Irgendetwas scheinst Du, im Moment nicht hin zu kriegen
Welches grosse Hindernis mag auf Deinem Weg liegen?
Hast Du niemand, der Die bei den Problemen helfen kann?
Vergiss es einfach und spiele nicht weiter den starken Mann
Jetzt kollert eine echte Träne über Dein bärtiges Gesicht
Auffallen tut Sie in diesem grossen Menschengedränge nicht
Wahrscheinlich habe nur ich sie ganz zufällig gesehen
Aber ich reagiere nicht, bleibe einfach nur stehen

Das Konzert scheint sich langsam, dem Ende zu zuneigen
Die Menge löst sich auf murmelnd oder auch im Schweigen
Ich warte noch ein paar Minuten, ich will auch nicht eilen
Ich sage auch nichts, weil ich habe nichts zum Mitteilen
Schon bald ist der riesige Konzertsaal vollkommen leer
Auch der Mann mit dem Bart geht, sein Schritt ist schwer
Ich bin mir sicher, ich werde in niemals wiedersehen
Wir werden beide die eigenen persönlichen Wege gehen

Auf seltsame Weise werde ich das Gefühl nicht los
Sein Kummer ist nicht lösbar und eine Spur zu gross
Sein Lebensweg wird nicht mehr lang sein
Jeder geht die letzten Schritte allein
Inhaltsverzeichnis

HERBSTBLATT

Mit den sommerlichen Temperaturen ist bald schon Schluss
Die Ästen an den Bäumen winken zum letzten Abschiedsgruss
Der Wald ist prächtig, in gelben und roten Farben anzusehen
Auch jenes Blatt dort musste einen langen Sommer durchstehen
Doch jetzt im Herbst hat es langsam seine ganze Kraft verloren
Langsam aber sicher zeigt es erste Anzeichen vom Verdorren
Vor kurzem war seine Haut noch kräftig und glatt
Jetzt fühlt es sich langsam ziemlich matt
Und es hat Mühe, sich am Ast festzukrallen
Schliesslich ist es auch auf den Boden gefallen
Ich erinnere mich noch, wie es im Sommer war
Im festen und satten Dunkelgrün einfach wunderbar
Als die Sonne noch kräftig schien, dies waren schöne Zeiten
Es war für die ganze Welt wichtig, denn es durfte arbeiten
Es zeigte grossen Einsatz und es war immer sehr fleissig
Wie die anderen auch, an seinem Ast waren es über dreissig
Ausruhen konnte es nur ein wenig in der finsteren Nacht
Aber jeden Morgen begann die Arbeit, wenn die Sonne erwacht
Es hat unnötigen Kohlendioxid in Sauerstoff umgewandelt
Die Natur, welche von den Menschen wurde verschandelt
Musste Sauerstoff Tag für Tag wieder von Neuem herstellen
Die Überstunden mochte bei dieser Arbeit niemand zählen
Zugegeben, das Blatt hat die Arbeit ziemlich gerne gemacht
Und für die Pausen blieb ja schliesslich auch noch die Nacht
Gedankt für seinen unermüdlichen Einsatz hat ihm niemand
Es war immer da, deshalb fiel es nicht auf dort am Waldrand

Als die Sonne schwächer wurde am Sommerende
Kam auch für das Blatt ganz langsam die Wende
Es mochte nicht mehr so viel Leistung bringen
Sich zu überwinden, wollte ihm immer weniger gelingen
Es bekam Runzeln und eine brüchige, spröde Haut
Und der Wind hat ihm langsam seine Kraft geklaut
Schliesslich konnte es keinen Halt mehr kriegen
Aber es blieb ihm trotzdem keine Zeit zum Ausruhen
Es wurde niedergetrampelt von achtlosen Schuhen
Es hat zwar geschrien, aber es wurde nicht gesehen
Und so ist es schon bald um das Blatt geschehen

Man sieht schnell, dass sich ein Blatt und ein Mensch wenig unterscheiden
Beide bekommen tiefe Runzeln und müssen unter der Vergänglichkeit leiden
Beide arbeiten im Leben fleissig und lang und sterben in der Vergesslichkeit
Beide sind nicht lange auf der Welt und doch zum Danken bliebe genug Zeit
Inhaltsverzeichnis

Narben auf der Seele

Vier grosse leere Flaschen Bier
Stehen auf dem Tisch vor Dir
Auch die fünfte ist schon beinahe leer
Aber die schmeckt Dir auch nicht mehr
Daneben liegt noch eine halbe Brotkruste
Die Geschichte brachte Dich aus der Puste
Vier Jahre war Sie Dir ständig nah
Und auch Du warst immer für Sie da

Jetzt sind die Wellen über Deinem Kopf zusammengeschlagen
Warum sie ging, wolltest Du sie eigentlich gar nicht fragen
Sie sagte einfach, sie brauche für sich mehr Raum
Und sie zerstörte für Dich damit einen grossen Traum
Es ist zwar nichts Neues für Dich solche Schmerzen
Erlebtest schon genug Kummer mit Deinem Herzen
Auch Deine Seele trägt schon so manche Narben
Die roten Rosen, die Du ihr schenktest, verdarben
Wieso willst und kannst Du es noch nicht verstehen
Was oder wer liess sie zu guter Letzt eigentlich gehen
Es gab Meinungsverschiedenheiten aufgrund Kleinigkeiten
Aber es war im Grunde genommen kein wirkliches Streiten
Sie hat einfach gesagt, sie brauche ihre Freiheit
Zum Nachdenken brauche sie etwas mehr Zeit
Dies zu akzeptieren, fällt Dir unsagbar schwer
Denn Deine ausgestreckten Hände bleiben leer
Was bleibt, ist eigentlich nur die Vergangenheit
Es war eine wirklich fürchterlich schöne Zeit
Und Du würdest gerne das Rad zurückdrehen
Und versuchen, einen anderen Wege zu gehen
Aber dies ist jetzt zu spät und Du bist allein
Aber Du kannst ihr trotzdem nicht böse sein
Auch wenn Dir die Geschichte das Herz bricht
Eine einzelne Träne kollert über Dein Gesicht
Du wischt sie auch nicht weg mit Deiner Hand
Wieso auch sie verläuft sich schon im Sand
Du willst auch die Erinnerung nicht wegschieben
Denn sie war Deine grosse und wunderbare Liebe
Du weisst, dies wird sie bestimmt nicht bleiben
Aber es ist schwer, wenn Träume davon treiben

Du weisst das Leben wird Morgen weitergehen
Im Herzen wirst Du es niemals ganz verstehen
Was bleibt ist auf der Seele eine weitere Narbe
Und die roten Rosen, welche leider verdarben
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Roter Kopf

Gestolpert - Ich bin wieder einmal hingefallen
Dies geschah wieder in den Augen von allen
Warum gerade jetzt und warum gerade hier?
Wieso geschieht dies eigentlich immer nur mir
Verlor eigentlich doch nur das Gleichgewicht
Und jetzt fühle ich die Röte in meinem Gesicht
Bin halt leider nicht sportlich und nicht geschickt
Und deshalb stehe ich wieder hier völlig geknickt
Bin wieder einmal auf der Flucht in die kalte Winternacht
Zurück bleibt hier einer, der immer noch lauthals lacht
Habe nur noch einen Wunsch, weit weg zu verschwinden
An einen ganz fernen Ort, wo mich niemand wird finden
Irre hilflos durch die Nacht mit einem knallroten Kopf
Es ist doch immer wieder derselbe überflüssige Zopf
Ich lernte, diese Gourmetbuffets doch längst zu hassen
Kann die Teller nicht richtig tragen - nicht richtig fassen
Und habe den Inhalt vom Glas doch sorgfältig behütet
Warum habe ich es denn trotzdem wieder verschüttet
Jetzt sind alle neugierigen Augen auf mich gerichtet
Wer hat Ihnen nur von meiner Tapsigkeit berichtet
Für den Spott bin ich eine hilflose und sichere Beute
Opfer und Ziel der lachenden und dummen Meute
Bin wieder einmal auf der Flucht in die kalte Winternacht
Zurück bleibt hier einer, der immer noch lauthals lacht
Habe nur noch einen Wunsch, weit weg zu verschwinden
An einen ganz fernen Ort, wo mich niemand wird finden
Irre hilflos durch die Nacht mit einem knallroten Kopf
Es ist doch immer wieder derselbe überflüssige Zopf
Alle diese Handgriffe scheinen so kinderleicht und einfach
Nur ich muss wieder sagen, ich kann es nicht - so schwach
Vergeblich versuche ich, meine Schwäche zu verstecken
Aber irgendein fremdes Augenpaar wird es immer entdecken
Sofort wird ein leises aber unüberhörbares Geflüster losgehen
Und ich werde dann wieder als dummer Idiot vor allen stehen
Bin wieder einmal auf der Flucht in die kalte Winternacht
Zurück bleibt hier einer, der immer noch lauthals lacht
Habe nur noch einen Wunsch weit weg zu verschwinden
An einen ganz fernen Ort, wo mich niemand wird finden
Irre hilflos durch die Nacht mit einem knallroten Kopf
Es ist doch immer wieder derselbe überflüssige Zopf
Ich weiss, kehre ich zurück aus der kalten Winternacht
Gibt es sicherlich immer noch einer, der lauthals lacht
Ich weiss es wird mir nie alles nach Wunsch glücken
Aber ich lasse mich nicht unter das Wasser drücken
Ich weiss behindert sein, ist bestimmt nicht einfach
Aber ich verspreche Euch, ich gebe noch nicht nach
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WOZU SIND KRIEGE DA

Ein Kind von neun Jahren
kam mich gestern besuchen
Du weisst doch so viel
bitte erkläre mir das Ziel
Wozu sind Kriege da?

Man sagte mir, meine Grossväter
gingen in den zweiten Weltkrieg
Es gab für sie kein später
Wollten sie in den Krieg?
Wozu sind Kriege da?

Man sagte mir die vielen Kreuze
vor der Stadt seien vom Krieg
Dort hausen jetzt die Käuze
Wieso gingen sie in den Krieg?
Wozu sind Kriege da?

Man sagte mir, tapfer
wehrten wir uns im Krieg
Sehr viele wurden ein Opfer
Wie kam es zu diesem Krieg?
Wozu sind Kriege da?

Man sagte mir, dass wir
siegten, nach all dem im Krieg
zerstörten gewannen wir
Und die Verlierer im Krieg?
Wozu sind Kriege da?

Man sagte mir, einer rede
Beim Beginn von einem Krieg
Sage mir ohne weitere Ausrede
Warum gingen Sie in den Krieg?
Wozu sind Kriege da?

Ich schwieg betroffen, denn
gibt es etwas was ich sagen kann
Wann wird der Mensch schlauer? Wann?
Ich wusste keine Antwort, denn
Wozu sind Kriege da?
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MORGENSTUNDEN

Die ersten Vögel zwitschern und singen
Der Wind scheint, einen neuen Duft zu bringen
Es ist der Moment, wo der Morgen ruft
Und die Sonne entsteigt ihrer dunklen Gruft
Die ersten Sonnenstrahlen durchdringen die Dunkelheit
Ich mag diese Augenblicke, es ist eine schöne Zeit
Höre den Wind, die Dorfgeräusche zu mir tragen
Als ich langsam beginne, die Augen aufzuschlagen
Der Anfang vom mühsamen aber freudigen Erwachen
In Deinem schlafenden Gesicht liegt ein Lachen
So glaube ich, es darin zumindest zu entdecken
Nur einige Stellen Deiner Haut kann die Decke verstecken
Dich anzusehen, davon kann ich nicht genug kriegen
Bin froh, wenn ich Dich fühle, hier neben mir liegen
Es ist leicht, Dir meine Aufmerksamkeit zu schenken
Sehe Deiner Brust zu, beim Heben und beim Senken
Meine Finger beginnen sich langsam vorzutasten
Jede Sekunde bereit auch wieder zu rasten
Nur keine Angst sie wollen Dich nicht aufwecken
Sie versuchen doch nur, sich in Dir zu verstecken
Um ein sanftes Zwiegespräch mit Deiner Haut zu führen
Und etwas von Deiner Geborgenheit und Wärme zu spüren
Trotzdem beginnst Du, jetzt auch Deine Augen aufzuschlagen
Ist es den schon Morgen, scheint mich Dein Blick zu fragen
Aber es ist nur ein lautloses Lächeln, dass ich Dir schicke
Während ich in Dein noch verschlafenes Gesicht blicke
Aufwachen will Dir im Moment noch nicht recht glücken
Aber Du bewegst Dich, um etwas näher zu mir zu rücken
Während sich meine Arme fest um Dich binden
Versuchen meine Lippen, die Deinen zu finden
Du erwiderst mit geschlossenen Augen meinen Kuss
Und ich komme einmal mehr zu dem Schluss
Dass ich glücklich bin, habe ich Dich im Arm
Ich schlage die Decke zurück, Du gibst mir warm

Man sagt Morgenstunde hat Gold im Mund
Seit ich mit Dir zusammen bin, kenne ich den Grund
Es ist schön, mit Dir aufzuwachen
Und in den neuen Tag hinein zu lachen
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LOTTE

Ich trete zur Tür herein, als ich Sie auch schon entdecke
Sie sitzt wie so oft auf dem Bank am Tisch in der Ecke
Vor Ihr auf dem Tisch steht ein halbvolles Glas Bier
Ich grüsse sie freundlich und setze mich dann zu ihr
Sie lässt sich nicht stören, hört nicht einmal auf, Kaugummi zu kauen
Ihre glasklaren Augen scheinen, durch mich hindurch zu schauen
So als würden sie dort weit in der Ferne irgendetwas sehen
Was im Verborgenen oder in der Zukunft wird geschehen
Mich verwirrt dies nicht allzu sehr - nicht diese Situation
Ich kenne sie schon lang, deshalb kenne ich dies schon
Seit vielen Jahren hat sie nun schon nicht mehr gesprochen
Und keiner weiss, was sie damals hatte entzwei gebrochen
Viele Geschichten und Gerüchte, was sie alles hat durchgemacht
Aber mit Gewissheit kann keiner sagen, was geschah in jener Nacht

Doch seit jenem Tag hat sie nichts mehr anzufügen
Für sie waren da wohl zu viele Worte und zu viele Lügen
Ärzte untersuchten sie, aber es kam kein Wort über ihre Lippen
Sie war ruhig – Sie war niemals in Gefahr, einfach auszuflippen
Und doch sagten einige Leute, sie sei vom Irrsinn besessen
Von Zeit zu Zeit ist sie unbemerkt an ein Klavier gesessen
Und während ihr Herz auf etwas Unvorstellbares blickt
Tanzen ihre Finger über die Tasten flink und geschickt
Und eine wortlose Melodie füllte den dunklen Raum
Es war ihre Art zu erzählen von ihrem fernen Alptraum
Eine seltsame und doch eindrückliche Art zu berichten
Ohne Worte erreichte sie die Menschen mit ihren Geschichten
Manch einer zerdrückte dabei eine Träne in seinem Gesicht
Auch ich widerstand ihrem seltsamen Zauber nicht
Auch in meinem Auge fand sich eine kleine Träne
Um nicht nachzufragen, biss ich mir auf die Zähne
Manchmal würde ich die Wahrheit schon gerne kennen
Was geschah damals, was liess sie damals davonrennen?
Wer oder was liess sie nicht los, was musste sie quälen?
Ich weiss, sie wird es auch in Zukunft niemals erzählen
Sie wählte ihren eigen Weg - einen Weg der Stille
Es mag nicht das Richtige sein, aber es ist ihr Wille
Es hat keinen Sinn, ihr Verhalten weiter zu hinterfragen
Vielleicht könnte ich die Wahrheit auch nicht ertragen
Und ich weiss eines ganz genau, Sie ist nicht von Sinnen
Sie hat vor sehr langer Zeit, einfach verlernt zu gewinnen

Es gibt auch nichts mehr zusagen, nur ihre Melodien werden bleiben
Die auf eindrückliche Art und Weise ihre Geschichten beschreiben
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WASSERTROPFEN

Tausende von Wassertropfen fallen aus der Dunkelheit
Und machen sich in grossen Pfützen am Boden breit
Aber nur einer davon ist für mich von besonderem Wert
Weil er mich auf ganz spezielle Art und Weise auch ehrt
Dieser Wassertropfen hat sich aus Deinem Auge aufgemacht
Bevor er auch schon wieder verschwindet in der dunklen Nacht
Wo er dann wahrscheinlich der Weg von allem Wasser wählt
Es ist dieser Tropfen, der eine ganze Geschichte erzählt
Von allen Dingen, die in den letzten Wochen sind geschehen
Du weisst, dass ich Dich bestimmt nicht gerne weinen sehe
Dafür bist Du mir zu wichtig, ich würde es vermeiden
Dich zu versetzen in Angst, Trauer oder auch Leiden
Doch diese Tränen flossen alleine meinetwegen
Und dies kann mein Herz natürlich schon bewegen
Dies ist der Grund, warum ich mich über Deine Träne freue
Auch wenn ich zugegeben, mich dafür schon etwas scheue
Ich möchte nicht, dass Du deswegen schlecht von mir denkst
Es ist mir lieber, wenn Du mir auch in Zukunft Vertrauen schenkst
Wir haben in den letzten Wochen stundenlange Gespräche geführt
Ich hoffe, Du hast dabei mein absolutes Vertrauen gespürt
Du hast in den letzten Wochen eine schlimme Zeit durchgemacht
Doch gestern hast Du endlich wieder einmal herzhaft gelacht
Ich habe doch nur meine Hände nach Dir ausgestreckt
Denn mit Deinem Kummer sassest Du schon ziemlich im Dreck
Aber jetzt ist dies Geschichte endlich wieder Vergangenheit
Und Dein Lachen macht sich für die Zukunft wieder bereit
Und dies finde ich ehrlich gesagt einfach wunderbar
Auch wenn ich Dir zu helfen, gerne bereit war
Ist es doch viel schöner, ich sehe Dich fröhlich lachen
Mir ist schon klar, in Deiner Vergangenheit waren Sachen
Die es Dir unbeschreiblich schwer machen zu verdauen
Aber auf diese kannst Du jetzt endlich zurückschauen
Siehst Du am Ende des Tunnels das grelle Licht
Gehe darauf zu, ich will Deinen Dank sicherlich nicht
Was ich tat, tat ich ohne jegliche Hintergedanken
Aus diem Grund musst Du mir bestimmt nicht danken

Dass ich ein wenig glücklich bin über Deine Tränen
Ist keine Schadenfreude, dies muss ich erwähnen
Deine Träne ist nur ein Zeichen, dass ich Dich stützte
Und dass Dir mein Ratschlag in der schweren Zeit nützte
Aber jetzt wische Deine Träne weg, es ist nicht der Wert
Auch wenn es zugegeben, mich schon mächtig ehrt
Inhaltsverzeichnis

Träumt weiter

(Interpretation von Dream on der Gruppe Nazareth)

Träumt weiter
Obwohl es schwer ist zu sagen
Obwohl Ihr Euch selber betrügt, träumt weiter
Träumt weiter

Du kannst Dich verstecken
Wenn nichts mehr zu sagen ist, dann träumt weiter
Träumt weiter
Obwohl es schwer ist zu sagen
Obwohl Ihr Euch selber betrügt, träumt weiter
Träumt weiter

Träumt weiter
Es ist so einfach für euch
Obwohl ihr mich kaputt macht, träumt weiter
Träumt weiter
Ihr könnt niemals sehen
Was Ihr mir antut, so träumt weiter

Ihr könnt über mich lachen, weil ich schreie
Ihr könnt Euren Freunden erzählen, wie sehr
ich bitte, dass Ihr bleibt
Ihr könnt Eure Fantasien ohne mich durchleben
Aber Ihr werdet nie wissen, wie sehr ich Euch brauche

Ihr könnt Euer Herz durchsuchen
Ihr Könnt Eure Gründe zählen
Ihr könnt Euer ganzes Leben ohne mich träumen
Aber Ihr werdet nie wissen, wie sehr ich Euch brauche

Träumt weiter
Es ist so einfach für euch
Obwohl ihr mich kaputt macht, träumt weiter
Träumt weiter
Ihr könnt niemals sehen
Was Ihr mir antut, so träumt weiter
Obwohl es schwer ist zu sagen
Obwohl Ihr Euch selber betrügt, träumt weiter
Träumt weiter
Inhaltsverzeichnis

Rose

Seit langer Zeit stehe ich wieder an diesem Ort hier
Ich machte wirklich selten einen Besuch bei Dir
Aber ich hoffe, Du hörst mir heute trotzdem zu
Sie sagten, wie eine wunderbare Rose warst Du
Wirklich eine schöne Rose warst Du - Rot blühend
In der friedlichen Abendsonne schillernd glühend
Eine Rose trägt in der Knospe eine wunderbare Blüte
Und genauso trugst auch Du tief in Dir Deine Güte
Auch die anderen Tugenden hast Du in Dir versteckt
Darauf wartend, dass ein Sonnenstrahl sie auferweckt
Dass eine Rose, so schön sie auch ist, auch sticht
Weiss ich, aber wieso sie jemand still und leise bricht
Ist diese Welt so gemein, dass Blumen den Tod finden?
Wo blieben nur die Kräfte, die alles zusammenbinden
Ich konnte doch nicht einfach fassungslos dastehen
Ich machte mich auf, um in die Welt hinaus zu gehen
Wollte die Ursachen und die Gründe für so Vieles sehen
Aber ich begriff sehr schnell, ich konnte sie nicht verstehen
Die Welt ist irgendwie so faszinierend und doch fade
Und dass Blumen welken, fand ich immer sehr schade
Aber wohin mich meine Zufälle auch immer wieder trieben
Ich gehörte dazu und bin doch nur ein Fremder geblieben
Alles was ich war, brachte mich doch Stück für Stück
Nur wieder auf den längst bekannten Weg zurück
Dorthin zurück, wo in der Vergangenheit alles begann
Und deshalb bin ich jetzt wieder an meinem Anfang
Stehe am selben Ort und doch war der Weg so weit
Jetzt besuche ich Dich wieder seit einer langen Zeit
Ich weiss mein letzter Besuch ist schon ewig her
Aber Dich stört das nicht oder eher nicht mehr
Und doch ist es mein Herz, das Dich nicht vergisst
Weil Du auf seltsame Weise immer in der Nähe bist

Die warme Sonne, die auf Dein Grab blickt
Sieht eine verwelkte rote Rose, sie ist geknickt
Ich weiss, diese Rose wird nie wieder auferstehen
Aber sie wird auch niemals ganz untergehen
In mir murmle ich ein Gebet oder ein Gruss
Und trotzdem werde ich zum guten Schluss
Traurig aber trotzdem gestärkt wieder verschwinden
Und versuche mit neuem Elan, die Sonne zu finden
Inhaltsverzeichnis

LIEDERABEND (2. Version)

Es war einer der warmen Abenden, wo wir zusammenfanden
Der tägliche Stress liess uns in der Abgeschiedenheit stranden
Auf einem farbigen Tuch sassen wir am grünen Waldrand
Und Du hattest Deine alte braune Gitarre in der Hand
Beinahe zärtlich strichen Deine Finger über die Saiten
Eine sanfte Melodie begann, Deine Stimme zu begleiten
Ein vertrautes Lied flog durch die mächtigen Bäume
Ein exaktes Spiegelbild von unseren bunten Träumen
Die Worte erzählen einen Teil von unserer Geschichte
Wie oft sassen wir dort gemeinsam im abendlichen Lichte
Ich habe die passenden Worte zu Deiner Musik geschrieben
Aber leider ist uns nur eine kurze gemeinsame Zeit geblieben
So vieles wollten wir verändern, es ist uns nicht gelungen
Nur unsere ehrlichen Lieder sind niemals ganz verklungen
Wir wollten doch eigentlich noch so viel mehr erzählen
Zu diesem Zwecke wollten wir alleine die Musik wählen
Träumten davon, einen grossen Schritt vorwärts zu gehen
Leider konnten unser Vorgehen nicht sehr viele verstehen
Hätten so gerne mit unseren Lieder die ganze Welt erreicht
Aber wenn das grausame Schicksal lautlos heranschleicht
Ist es für die meisten schönen Dingen im Leben zu spät
Und was zurück bleibt ist wieder nur die bittere Realität

Deine Melodien und meine Worte
Öffneten in unseren Träume jede Pforte
Für einen Moment waren wir das Zentrum der Welt
Aber die Wirklichkeit hat uns Beide brutal gefällt
Der stille Kampf im Alltag leitete unsere Geschicke
Ich liebte Deine Stimme - ich liebte die Augenblicke
Wenn wir in der Einsamkeit sassen am Waldrand
Eine Stimme wie Du hatte sonst wirklich niemand
Ich ahnte nicht, dass sie einst würde verklingen
Lieder zu schreiben, wollte mir nie mehr gelingen
Sicher ich hatte die eine oder andere Anfrage
Der Grund warum ich zu dichten nicht mehr wage
Ist doch nur weil mir Deine schönen Melodien fehlen
Ohne sie kann ich meine Geschichten nicht erzählen
Ich kann die passenden Worte nicht einfach erzwingen
In der Erinnerung höre ich noch Deine Stimme erklingen

Ich kann es nicht bestreiten
Es gibt ruhig und stille Zeiten
Wo meine Erinnerung wieder erwacht
Ich habe einen Besuch an Deinem Grab gemacht
Legte eine einzelne Blume neben Deinen Grabstein
Die vergangene Zeit wird ewig wichtig für mich sein
Inhaltsverzeichnis

DUNKELHEIT

Wenn Abends die Sonne ihr Licht ausschaltet
Und der matte Mond sein erstes Gebet haltet
Wenn die gesamte Welt in der Dunkelheit entrinnt
Und die Vergesslichkeit wieder neue Kraft gewinnt
Wenn Farben und Formen unbemerkt ineinander fliessen
Und es keinen Sinn mehr hat, die Augen zu schliessen
Dann beginnen die Lebensgeister, mich aufzuwecken
Weil in diesen Momenten muss ich mich nicht verstecken
Und hinter den nächsten dicken Baumstamm rennen
Weil niemand wird in der Dunkelheit noch erkennen
Wovon ich schon mein gesamtes Leben lang fliehe
Nein, niemand sieht, dass ich mein Bein nachziehe
Deshalb mag ich die verhüllende Dunkelheit sehr
Sie verbirgt den Spott, kein schmerzendes Lachen mehr
Wohin mich jetzt mein Weg auch immer bringt
Kein verletzender dummer Spruch, der zu mir dringt
Dies alles habe ich irgendwo hinter mir gelassen
Die Dämmerung liess die Unterschiede verblassen
In der Nacht sind bekanntlich alle Katzen grau
Deshalb nimmt man es in der Nacht nicht so genau
Es ist auch Fremdes was man jetzt anerkennt
All das was am Tag noch unbemerkt davonrennt
Auch ich kann mich in der Dunkelheit verstecken
Denn niemand kann jetzt meine Behinderung entdecken
Aus diesem Grund gehe in den Momenten gerne unter Leute
Es sind andere Menschen als am Tag die grausame Meute
Die mit Spott und Beleidigungen mich nicht in Ruhe lässt
Ich weiss, ich habe keine gefährliche Krankheit nicht die Pest
Aber manchmal fehlt mir die Kraft, um mich dagegen zu wehren
Den Einsatz, um mich gegen das Unvermeidliche zu sperren
Trotzdem werde ich es immer wieder und nur für mich versuchen
Tagsüber werde ich zwar noch oft still und heimlich fluchen
Aber in der Nacht stelle ich mich meinem Schicksal entgegen
Eines Tages werden sich auch die schwersten Steine bewegen
Doch dies ist nur ein Traum, es braucht noch sehr viel Zeit
Was mir bleibt ist der Schutz der absoluten Dunkelheit

Aber wenn der Morgen wieder erwacht
Steht auch der Erste wieder da, der lacht
Ich beginne mich, wieder zurückzuziehen
Ich bin es, vor dem ich wieder fliehe

Aber ich warte bis die Dunkelheit wieder hereinbricht
Weil dann beginnt von Neuem meine persönliche Schicht
Inhaltsverzeichnis

BEGEGNUNG DER VIERTEN ART

Ich habe mir für meine Arbeit viel Zeit genommen
Und doch bin ich langsam an ein Ende gekommen
Es ist soweit, ich kann den Deckel nun schliessen
Verharre einen Augenblick, um still zu geniessen
Dass diese Zeilen meine eigenen Hände vollbrachten
Relikte, die einst irgendwo in meinem Herzen erwachten
In diesem Augenblick hast Du Gelegenheit, ihnen zu begegnen
Vielleicht hat es vor dem Fenster gerade begonnen zu regnen
Und Du liegst bequem auf dem Bett mit meinem Ordner vor Dir
Erlebst die Begegnung der vierten Art mit mir durch dieses Papier
Weil auf jeder einzelnen Seite von diesem Werk stösst Du auf mich
Auf ein buntes Bild von meiner Wahrheit und trotzdem nicht wirklich

Einige Dinge wollte ich eigentlich gar nicht aufschreiben
Und liess es aus unerklärlichen Gründen doch nicht bleiben
Andere Dinge aus meinem Leben, an welchen mir sehr viel liegt
Habe ich einfach nicht auf dieses verflixte, weisse Papier gekriegt
Aber auch grosse Enttäuschungen können mit der Zeit vergehen
Ich habe längst gelernt, es nicht mehr so furchtbar eng zu sehen
Es ist mir nicht mehr so furchtbar wichtig, wie es mir früher war
Irgendwie mache ich mich heute viel bewusster zu einem Narr
Denn wahrscheinlich nur ein Narr rennt einem Traum hinterher
Der nicht existiert - oder vielleicht besser gesagt nicht mehr
Eigentlich träumte ich nur davon, es eines Tages zu erleben
Aber ich habe die Hoffnung und das Träumen langsam aufgegeben
Mein Traum, dass verschlossene Türen ohne Gewalt aufbrechen
Trotzdem möchte ich jetzt meine bekannten Bitten aussprechen

Vertrauen ist auf dieser Welt eine der schönsten Gaben
Lasst mich deshalb das Sorgerecht für meine Zeilen haben
Darum wenn Du fertig bist, gib mir den Ordner bald zurück
Weil für mich ist er weit mehr als nur ein wertloses Stück
Darum lasse mein Vertrauen nicht auf Deinem Regal verstauben
Damit würdest Du mir nur wehtun, und ich will nicht glauben
Dass diese Möglichkeit wirklich in Deiner Absicht kann liegen
Also ich bin froh, könnte ich meine Gedichte bald zurückkriegen

Noch Eines will ich am Ende von diesem Band aufschreiben
Es muss nicht bei einer Begegnung der vierten Art bleiben
Doch der nächste Schritt, der liegt ganz alleine bei Dir
Und nicht mehr, so wie das allererste Hindernis, an mir
Denn der erste Schritt war mein vertrauensvolles Erzählen
Du hast nun für Dich zwischen den Möglichkeiten zu wählen
Ob Du schweigst, ob Du redest oder mir aus dem Weg gehst
Eines nahen Tages werde ich erfahren, wie Du dazu stehst
Inhaltsverzeichnis

NACKT (ZUM LETZTEN)

Jetzt stehe ich wieder einmal vor Euch völlig nackt
Sicherlich ich hätte mich schnell wieder eingepackt
Doch eigentlich habe ich es satt, mich zu verstecken
Was es zu sehen gibt, soll man ruhig auch entdecken
Ich weiss, ich bin bestimmt nicht wie ein Athlet gebaut
Zahlreiche hässliche Narben zieren meine Haut
Auch die Tränen haben ihre Furchen hinterlassen
Und viel Vergangenes kann ich nicht in Worte fassen
Aber ich habe eigentlich schon vor vielen Jahren erkannt
Bin schon viel zu lange nur von mir selbst fortgerannt
Es ist nicht so, dass mich die Blicke nicht mehr berühren
Doch ich will nicht länger ein hilfloses Theater aufführen
Die neugierigen Fragen haben mir zu lange Furcht eingeflösst
Heute stehe ich vor Euch allen vollkommen entblösst
Ich habe mich unlängst zu diesem Schritt entschlossen
Es ist doch schon zu viel Tränen und Blut geflossen
Zu mir selbst zu stehen, fällt zwar oftmals noch schwer
Aber schämen will ich mich bestimmt auch nicht mehr
Was soll ich mich mit den Vorurteilen anderer plagen
Und das alles, nur um mir selber hinterher zu jagen
Bei meinem Anblick haben schon so viele gelacht
Und es hat mir noch jedes Mahl sehr weh gemacht
Heute will ich mich aber nicht mehr verstecken
Mir ist lieber, das Gelächter bewusst zu wecken
Manche können dies sicherlich nicht verstehen
Doch ich kann keinen anderen Weg mehr gehen

Ich weiss nicht, ob Du Dich vor mir kannst ausziehen
Vielleicht willst Du lieber von der Wahrheit fliehen
Glaube mir, ich kann es wirklich gut verstehen
Habe ich es doch ein halbes Leben lang getan
Doch hast Du den Mut, dann lasse uns nackt dastehen
Gemeinsam können wir aufeinander zugehen
Ich werde über Dich sicherlich nicht lachen
Ich weiss, dass andere schon Ihre Witze machen
Nackt zu sein ist ziemlich schwer – leider
In einer Welt voller teurerer Kleider
Deshalb kann auch ich nicht immer meine Kleider entbehren
Aber ich will mich nicht mehr darüber beschweren
Weil für einige Momente nackt zu sein
Ist mehr wert als dieser verlogene Schein
Ist es auch nur auf ein paar beschriebenen Seiten
Kann es mir doch grosse Lust bereiten
Inhaltsverzeichnis

Schlusswort

Nun bin am Ende angelangt. Noch nie schrieb ich so lange an einem Werk, was bestimmt auch an den Pausen liegt, die ich eingeschalten habe. Wenn ich jetzt den Deckel schliesse, befällt mich ein etwas irritierendes Gefühl. Es hat sich sehr viel geändert von der ersten bis zur letzten Seite. Mein Leben sieht heute völlig anders aus. Aber die meisten Gedichte in diesem Band stammen noch von meinem „alten“ Leben. Vielleicht werde ich später auch über meine jetzige Lebenssituation und meine Eindrücke heute schreiben. Aber ich will mich auch nicht ganz von der Vergangenheit lösen, denn dies war ich und bin es wahrscheinlich auch heute noch zum Teil.
Doch jetzt zurück zu meinen Texten, vermehrt habe ich versucht, Zusammenhänge zwischen scheinbar völlig verschiedenen Geschichten zu zeigen. Auf merkwürdige Weise bin ich immer wieder zurückgekommen auf eine andere Geschichte oder stand plötzlich wieder am Anfang. Natürlich haben mich meine Geschichten wieder gefangen und doch kann ich es plötzlich auch mit einem gewissen Abstand betrachten. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ich hatte noch niemals so Schwierigkeiten, meine eigenen Gedichte einzuschätzen.

Vielleicht bin ich deshalb so wie noch nie auf Eure Hilfe angewiesen, von Euren Eindrücken zu erfahren. Es geht mir sicherlich nicht mehr, um das Wiederkäuen von den Gefühlen der Vergangenheit. Aber ich fühle mich momentan in einer Phase, wo ich nicht recht weiss, wie und ob ich weiterschreiben soll. Eure Meinungen helfen mir vielleicht, meinen literarischen Pfad zu finden.
Meine üblichen Anregungen von „Gesprächen“ und „hoffentlich entstehen keine Missverständnis“ lasse ich diesmal bleiben. Ihr kennt diese Sätze wahrscheinlich schon zu Genüge.

Nach meiner vielleicht etwas verwirrenden Einleitung zu diesem Schlusswort versuche ich jetzt, klar und sachlich zu schreiben. Vergesst bitte nicht, die Wahrheit werdet Ihr auf meinen Blättern nicht finden. Die Wahrheit könnt nur Ihr alleine kennen, was sich in meinen Gedichten befindet ist nur mein Eindruck. Das Leben müsst Ihr selber leben.

Zum Schluss möchte ich Euch allen für die Geduld und das Interesse danken.

Also lebt Euer Leben
Und versucht Euer Bestes zu geben
Inhaltsverzeichnis

Schreib mir, freue mich auf Fragen oder Kritik

mailto:andy.freiermuth@tcbbasel.ch

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