Blutspuren 1
ALLES ANDERS
Ich höre, die zahlreichen quietschenden Farben im Herbstwind
Und ich sehe zwei pechschwarze Stiefel, welche schwanger sind
Kannte sogar einen uralten Kühlschrank, der in die Sauna geht
Und ein abgelaufenes Flugticket, das auf einen Kanaldeckel steht
Ich spürte eine mächtige Eiche unter meinen Füssen durchfliegen
Und hörte eine rostrote Bananenschale auf einer Glatze liegen
Beobachtete nachts einen Engel, der nackt in einer Wiese badete
Und wie eine Schneeflocke lachend auf einer Kreissäge radelte
Ich kannte auch einen Goldfisch, der gerne Opernarien singt
Und einen Bleistift, welcher einer Klarinette gelbe Rosen bringt
Traf sogar eine Lümmel Tüte, die liebend gerne alte Western sieht
Lauschte einem Reisnagel, der vor einer löcherigen Socke flieht
Erlebte auch eine Hochzeit zwischen einer Säge und einem Albatros
Ich sah eine Libelle, diese gewann einen Satz Pneu mit einem Los
Und einen Skinhead, der lächelnd einem Farbigen seine Hand gab
Beobachtete eine Nonne, die im Kickboxen einen Elfmeter vergab
Schaue mich nicht so verwundert an, nur weil solche Dinge geschehen
Glaube es mir oder glaube es mir nicht, egal, aber ich habe es gesehen
Deshalb erzähle mir nichts, ich höre Dir nicht zu, es ist alles anders
Ich weiss, es klingt alles ziemlich unwahrscheinlich, doch ich fand es
Es stehen Zweifel in Deinen Augen, Du wirst es erleben, dies ist wahr
Und ich weiss es doch schon längst, nicht ich, sondern Du bist der Narr
Auch der Mann in den Bergen hat schon Ferien in den Bergen gemacht
Und meine alte Schreibmaschine ist vom Knurren eines Hasen erwacht
Eine Kaffeebohne wurde in der Wüste verwechselt mit dem Schuhkarton
Doch ein grosses Automobil gab dem Kamel dafür einen Kuss als Lohn
Ich sah auch einen Indianer mit einem Swimming Pool im Moos liegen
Beobachtete eine Ameise einen gelb grinsenden Nasenbär besiegen
Ich traf sogar eine grüne Schallplatte, die war schon seit Jahren taub
Und eine gelbe Reisetasche, die verlor schon im Frühling ihr Laub
Ich erlebte einen Nagel im Gebälk, welcher ganz schön durchdrehte
Wenn das süsse Parfum einer Waschmaschine um seine Nase wehte
Kannte einen Mini Jupe, der seine Fingernägel kurz wachsen liess
Und einen Apfelbaum, der fühlte sich vom Himbeersaft sehr mies
Denn er war seit seiner Kindheit nur Seifenblasenhopfen gewohnt
Er wollte die Blösse nicht zeigen, beim Rendezvous mit dem Mond
Ich erlebte es sogar, dass Du und ich zusammen lachend ausgehen
Und dass wir uns in allen Dingen wunschlos und wortlos verstehen
Schaue mich nicht so verwundert an, nur weil solche Dinge geschehen
Glaube es mir oder glaube es mir nicht, egal, aber ich habe es gesehen
Deshalb erzähle mir nichts, ich höre Dir nicht zu, es ist alles anders
Ich weiss, es klingt alles ziemlich unwahrscheinlich, doch ich fand es
Es stehen Zweifel in Deinen Augen, Du wirst es erleben, dies ist wahr
Und ich weiss es doch schon längst, nicht ich, sondern Du bist der Narr
Inhaltsverzeichnis
NIE MEHR
Ich stehe alleine ungefähr sieben Meter hoch über dem weissen Strand
Bin schon seit einer Stunde hier, lehne mit der Schulter an der Wand
Das Meer schlummert friedlich vor meinen Füßen, dort weit unter mir
Aber eine Frage beschäftigt mich, was suche ich eigentlich hier?
Vom Strand her klingt fröhliches Lachen und der Himmel ist blau
Nur ich alleine bin traurig, wieso, ich weiss auch nicht so genau
Wieso auch, wie um alles in der Welt soll ich das nur wissen?
Sollte ich Dich, denn tatsächlich immer noch heimlich vermissen?
Niemals mehr Deine Wärme und Deine weiche Geborgenheit spüren
Nie mehr mit Dir lange, vertraute und auch ehrliche Gespräche führen
Niemals mehr - nie mehr, dies klingt für mich so unwahrscheinlich lang
Nie mehr - diese Worte haben für meine Ohren einen schlechten Klang
Niemals wieder höre ich Dein fröhliches und so ansteckendes Lachen
Niemals wieder bekomme ich die Chance, meine Fehler gut zu machen
Auf der Suche nach Dir wandern meine Augen verzweifelt hin und her
Doch sie finden Dich nicht und ich weiss, sie finden Dich nie mehr
Weil Du bist dort - dort irgendwo - irgendwo nur leider nicht hier
Irgendwo ganz weit in der Ferne - Irgendwo nur nicht hier bei mir
Da gibt es doch so Vieles, das hätte ich Dir noch so gerne gesagt
Nur früher, da habe ich es aus irgendwelchen Gründen nicht gewagt
Doch dafür, auch für all das Andere, ist es nun schon lange viel zu spät
Sage mir, ist dies hier, diese furchtbare Grausamkeit, unserer Realität
Niemals mehr Tränen habe ich gesagt, dabei werden es immer mehr
Warum - warum nur fällt mir das alles nur so schrecklich schwer?
Hilf mir, sage mir, wann habe ich das alles endlich überwunden?
Es heisst doch in einem alten Sprichwort, die Zeit heilt alle Wunden
Warum um Himmels Willen stehe ich dann immer noch einfach hier?
Und nehme am Leben nicht teil, fühle nur diesen Krampf in mir
Weil es ehrlich gesagt, halt immer noch so schrecklich weh tut
Was, seit Du gingst, so schwer und tief auf meiner Seele ruht
Nie mehr werde ich mit Dir über Gott und die Welt reden können
Und nie mehr - nie wieder wirst Du mir Deinen Ratschlag gönnen
Niemals wieder hältst Du Deine schützenden Hände über mich
Sage, kann es denn wirklich sein, so sehr vermisse ich Dich
Wie oft haben wir uns doch früher um Kleinigkeiten gestritten
War es denn nicht so, dass wir oftmals nebeneinander litten?
Wenn wir um keinen Preis unseren Standpunkt wollten aufgeben
Dann war es doch kein Geben mehr, es war nur noch ein Haben
Ach, wie jeder Einzelne unserer Kämpfe doch so sinnlos war
Weil es gab dabei doch nie ein Verlieren oder ein Gewinnen
Und was mir bleibt ist nur ein ganz schmerzliches Entrinnen
Dieser grosse Schmerz in mir, was bin ich doch für ein Narr
Hier stehe ich nun und starre furchtbar traurig auf dieses Meer
Und fühle diesen Schmerz in mir von diesen Worten - nie mehr
Ich weiss Gottes Wille wird auf Erden immer wieder geschehen
Ach Gott, könntest Du in diesem Moment nur meine Trauer sehen
Inhaltsverzeichnis
LISA
(Am Ende des Regenbogens)
Ich schaute im Fernseher einen uralten und kitschigen Schmöker an
Als es an der Tür klingelte. Ich fragte mich, wer dies wohl sein kann?
Trotzdem ging ich ohne Eile, eigentlich ruhig und gelassen nachsehen
Ich öffnete und sah Dich unfrisiert und aufgewühlt vor meiner Tür stehen
Mit einem kurzen Blick erkannte ich, dass Tränen Deine Wangen netzten
Das Erste, was ich von Dir hörte waren einige undefinierbare Wortfetzen
Ich lauschte Deinen Worten genau, aber ich konnte gar nichts verstehen
"Ich habe ihn unten an der alten Bushaltestelle das erste Mal gesehen
Er trug einen sehr weiten und schneeweissen Mantel - nicht gekannt
Habe ganz versunken eine Zeitschrift gelesen - bin schnell fortgerannt"
Was willst Du mir damit eigentlich sagen, wie soll ich das nur wissen?
Deine Sätze sind nicht zusammenhängend und in wirre Stücke zerrissen
Versuchte, Dich erst mal zu beruhigen und redete Dir ruhig ins Gewissen
Du sprachst ohne Unterbruch weiter: "Er berührte mich ungeniert überall
Ich hatte laut geschrien - Er hat mir meine Kleider vom Leib gerissen
Ich warf meine Unterwäsche in einer fremden Strasse in den Abfall"
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, konnte es wirklich sein?
Er - er hat Dich vergewaltigt, er - wer ist er? - dieses Dreckschwein
Mit einem hilflosen Blick beginne ich, Dir in Deine Augen zu schauen
Ich entdecke nur eine unendliche Leere und ein entsetzliches Grauen
Es befindet sich nur noch Ratlosigkeit, Hilflosigkeit in meinem Verstand
Ich berühre Dich ganz leicht und sanft mit einer völlig unsicheren Hand
In der Hoffnung, meine Berührung gibt Dir wieder ein bisschen warm
Ich spüre aber nur Dein Zittern und die Gänsehaut auf Deinem Arm
Du zuckst erschrocken von meiner ganz leichten Berührung zurück
Nicht weit, nur ein, mit den Augen kaum erkennbares, kleines Stück
Danach hast Du in einem winzigen Bruchteil einer Sekunde erkannt
Dass die Gewalt, die man Dir antat, nicht kam von meiner Hand
Doch ich begreife, dass ich Dich im Moment nicht berühren kann
Wie soll ich mich jetzt, in diesem Augenblick verhalten, wie nur?
In mir fühle ich nur eine grosse Ratlosigkeit und diese grosse Wut pur
Jetzt hörst Du auf zu reden, so dass wir uns wortlos gegenüber stehen
Ich getraue mich im Augenblick kaum, direkt in Deine Augen zu sehen
Du stehst einfach hier, Du stehst am Ende von deinem Regenbogen
Denn für Dich sind von diesem Augenblick an, alle Farben gelogen
Und gute Ratschläge habe ich in diesem Moment mit Sicherheit keine
Ja, gut so, lasse Deine Tränen ungehemmt fliessen, weine, weine - weine
Ich würde Dir so schrecklich gerne helfen, doch meine Mittel sind schlecht
Und vielleicht habe ich in diesem Moment auch nur das falsche Geschlecht
Meine Machtlosigkeit gegen Deinen grossen Schmerz fällt mir unsagbar schwer
Aber was soll ich Dir auch sagen, Du weisst doch, ich mag Dich eigentlich sehr
Aber ich weiss, diese Geschichte wirst Du vielleicht niemals ganz überwinden
Und trotzdem hoffe ich, Du wirst irgendwann Deinen Frieden wieder finden
Inhaltsverzeichnis
RESERVESPIELER
(Fair Play nicht nur im Sport)
Bleibe bitte hier, denn ich glaube heute Abend ist die richtige Zeit
Lasse uns endlich ehrlich reden über die so unbequeme Wahrheit
Du weisst doch ganz genau, Du verletzt mich mit Deinem Betragen
"Findest Du Dein Spiel wirklich gerecht?" Dies will ich Dich fragen
Ich gebe es zu, es kann schon sein, dass ich Dich vielleicht liebe
Aber verdiene ich wirklich alleine aus diesen Gründen Deine Hiebe
Von den früheren Gesprächen weiss ich, Du erwiderst meine Liebe nicht
Doch darfst Du mir deshalb mein Herz brechen und zwar mit voller Absicht
Ich fühle deutlich, meine Liebe stärkt Dein angeschlagenes Selbstvertrauen
Aber musst Du mich, deshalb als einen unnützen Reservespieler anschauen
Du spielst geschickt, durch ein gekünsteltes Lächeln, mit Deinem Charme
Auf diese Weise hältst Du mich in Deiner Nähe und meine Gefühle warm
Und ich armer Idiot spiele dabei mit und laufe Dir immer noch weiter nach
Um endlich auf die nötige Distanz zu gehen, bin ich vielleicht zu schwach
Denn ich gebe es noch einmal zu, zu gross sind meine Gefühle zu Dir
Aus diesem Grund stehe ich weiter wie ein kleiner dummer Junge hier
Und himmle Dich mit meinen strahlend blauen Augen wie ein Engel an
Ich tue es, auch wenn ich es nicht will, weil ich einfach nicht anders kann
Aber glaube mir, ich tauge wirklich nicht für Deine Reservemannschaft
Doch um sie von heute auf Morgen zu verlassen, da fehlt mir die Kraft
Deshalb bitte ich Dich, kannst Du mich nicht endlich vom Haken lassen
Kannst Du nicht auf mich verzichten, Gefühle sind nicht zum spassen
Es ist natürlich Dein Recht, dass Du mich nicht, so wie ich Dich, liebst
Aber, dass Du mir mit voller Absicht dieses heimtückische Spiel spielst
Dies will und kann nicht in meinen Kopf, ich kann es einfach nicht verstehen
Warum nur hältst Du mich mit Gewalt zurück, bitte lasse mich endlich gehen
Jetzt weisst Du meine Meinung, was hast Du zu meiner Einstellung zu sagen?
Sage mir, hast Du eine vernünftige Antwort auf jede von meinen Fragen?
Dann bitte, ich will sie von Dir hören, ohne Hektik, denn ich habe viel Zeit
Du kennst nun meine, also komm, erzähle mir jetzt auch Deine Wahrheit
Es hat doch keinen Sinn, behaupte nicht, Du weisst so gar nichts davon
Hast Du tatsächlich keine bessere Erklärung, das dachte ich mir schon
Doch Dein Blick und auch Dein geheimnisvolles Lächeln, sie verraten Dich
Deine oberflächliche, gespielte Unwissenheit, ist alles andere als ehrlich
Dies alles zeigt mir eigentlich ganz deutlich, Du geniesst diese Situation
Und ich bin hier bestimmt der Einzige, der überhaupt nichts hält davon
Dies ist eigentlich auch logisch, weil es nur mir alleine weh tut und nicht Dir
Also komm schon, lasse uns gehen, warum stehen wir eigentlich noch hier?
Du kannst mir nicht weiterhelfen, dies wird mir klar in diesem Augenblick
Ich hoffe nur, Du brichst mir mit diesem gemeinen Spiel nicht das Genick
Weil ich weiss im Moment nur, dass es so sicher nicht weiter gehen kann
Aber wie Du auch jetzt wieder siehst, ist das leichter gesagt, als getan
Inhaltsverzeichnis
GRAUE FISCHE
Ich geniesse den famosen Ausblick auf das weite Meer und auf den Strand
Die Sonne blendet mich etwas, deshalb lege ich über die Augen eine Hand
Dieser Anblick, er erfüllt mich immer wieder von Glück und von Lebensfreude
Draussen im Wasser tummeln sich bei dem schönen Wetter jede Menge Leute
Kleine Kinder, die mit einem frohen Lachen und dem Schwimmring schwimmen
Etwas weiter draussen die Leute, die sich mit Crawl auf Sportlichkeit trimmen
Dort drüben küsst im Moment ein Bursche romantisch und zärtlich seinen Schatz
Der Strand, besteht aus einem circa einen Meter hohen, gemauerten Absatz
Wo die Wellen kräftig dagegen schlugen, wenn eine Windböe sie aufwühlt
Alle fünf Meter eine eiserne Treppe hinauf auf den warmen Sandstrand führt
Von einem Moment auf den Anderen kam plötzlich grosse Unruhe in dieses Bild
Es erweckt meine Aufmerksamkeit, die nun natürlich erstaunt dem Horizont gilt
Weil der Blick der Meisten sagt mir, in der Ferne muss sich etwas verstecken
Aber noch konnte ich gar nichts Gefährliches in meinem Blickfeld entdecken
Doch dann bemerkte ich es plötzlich, und mein Blick erstarrte wie gebannt
Weil weit draussen zwischen den Wellen habe ich graue Flossen erkannt
Und schon hörte ich, die ersten Menschen laut, "Hilfe Haifische", schreien
Eine übermächtige Angst schien ihre Schreie, in den Kehlen zu befreien
Ich versuche zu helfen und ich beginne, Leute aus dem Wasser zu ziehen
Das Meer wühlt sich immer mehr auf, die Haie kommen näher zum Strand
Sie sahen nicht fürchterlich aus, eher wie grosse graue Fische, wie ich fand
Nur wenn sie für kurze Augenblicke ihre kleinen scharfen Zähne liessen sehen
Schwitzte ich ängstlich und das Blut blieb mir in meinen Adern beinahe stehen
Immer mehr Flossen waren zu sehen, immer grösser wurde der Schwarm
Soeben erwischte ich wieder ein kleines, schreiendes Kind am rechten Arm
Endlich waren alle am Ufer, zum Glück blieb niemand für die Haie als Beute
Doch Plötzlich ging eine Veränderung durch die am Ufer stehende Meute
Mich schauderte es, was ich jetzt hier erlebte, konnte ich nicht verstehen
Denn die Leute sprangen wieder ins Wasser, ich konnte nicht zusehen
Eltern warfen mit einem Lachen ihre Kinder wieder ins Wasser hinein
Obwohl sie wussten, sie werden eine sichere Beute für die Haie sein
Dies alles geschah in einer ganz merkwürdigen Art von Fröhlichkeit
Nichts mehr war von der Angst zu spüren, die herrschte vor kurzer Zeit
Kein Blut war zu sehen, die Leute im Wasser sind einfach verschwunden
Und man hat irgendwann später auch keinen von ihnen wiedergefunden
Mit Armbewegungen und Worten versuchte ich, mich bemerkbar zu machen
Aber meine lauten und hilflosen Schreie gingen unter im fröhlichen Lachen
In einem letzten Versuch der Hoffnung habe ich meine Augen gerieben
Doch es war kein Traum, die furchtbaren Bilder sind Realität geblieben
Zur Salzsäule erstarrt, blieb ich stehen, unter Zwang musste ich zusehen
Dem Treiben, das ich niemals verstehen werde, was ist hier geschehen?
Inhaltsverzeichnis
ES KAM DER TAG
Mit einem Blick aus dem Fenster hatte ich gesehen, es war miserables Wetter
Deshalb begann ich aufzuräumen und ich fand unter einem Stapel von Blättern
Ein Papier, ich schaute etwas genauer hin, weil auf dem Blatt war ein Zeichen
Dieses Symbol ist mir gut bekannt, es wird nie aus meiner Erinnerung weichen
Es war schon etwas verschmiert, nicht sehr gut gezeichnet, mit unsicherer Hand
Aber was dabei zählte, war nur, was sich auf dem zerknitterten Papier befand
In mir erwachten die schönen Bilder unserer gemeinsamen Vergangenheit
Denn dieses Zeichen, hier vor mir, war ein Symbol für unsere Verbundenheit
Weil für uns galt damals noch tatsächlich, einer für alle und alle für einen
Das sollte auch immer so bleiben, so wollten wir es auf jeden Fall meinen
Und was immer wir damals auch taten, wir taten es bestimmt niemals allein
Eine Träne kollerte über meine Wange auf das Blatt, konnte es denn sein
Wahrscheinlich schon, denn es war doch wirklich eine verdammt gute Zeit
Etwas ganz Spezielles, Wunderbares, alles andere als nur eine Kleinigkeit
Doch die Zeit verging und die Erde drehte sich unaufhaltsam weiter
Und deshalb kehren jene Stunden mit Gewissheit nie wieder, leider
Weil es kam der Tag, da haben wir alle unsere Unschuld verloren
Es war der Augenblick, wo unsere Vernunft langsam wurde geboren
Plötzlich war es uns nicht mehr möglich, unsere Augen zu schliessen
Um gemeinsam fröhliche und unvergessliche Stunden zu geniessen
Denn wir sahen plötzlich, was alles geschieht auf dieser unserer Erde
Und ich bin mir sicher, dass ich es niemals wieder vergessen werde
Das Gesehene brachte die Härte und die Bitterkeit in unser Gesicht
Dabei glaubten wir das Gesehene im ersten Moment überhaupt nicht
Doch wiederholen sich Dinge immer wieder, muss man sie wohl glauben
Wir liessen uns davon unser Lachen und unsere Unbeschwertheit rauben
Irgendwo zwischen Gestern und Heute haben wir unsere Naivität verloren
Und die Erwachsenenwelt wurde in unseren noch jungen Herzen geboren
Dies war sicher der oft beschriebene Weg vom Idealismus zum Realismus
Diese Schritte, welche jeder irgendwann in seinem Leben gehen muss
Und von denen es zu aller Leidwesen niemals wieder einen Rückweg gibt
Zu jenen Tagen und zu jenen Stunden, die man als Kind so hatte geliebt
Aber man wird weiter unter diesem grossen Druck der Realität treiben
Von der früheren Unbeschwertheit wird nur noch die Erinnerung bleiben
Deshalb lebt man sein Leben, wie es die allgemeine Erwartung gestaltet
Und man verhält sich so, wie man sich in dieser Gesellschaft verhaltet
Nur manchmal verflucht man diesen unvergesslichen Tag, wo Alles anfing
Als man über die so unsichtbare Brücke vom Kind zum Erwachsenen ging
Die Härten der Realität da draussen wurden uns doch viel zu schnell vertraut
Denn wir haben alle auf einige der grausamsten Dinge dieser Welt geschaut
Darum lebt heute die schmerzhafte Sehnsucht in uns nach der vergangenen Zeit
Sie lebt in uns tief Innen, denn sie ist immer da und bestimmt niemals sehr weit
Diese schöne Erinnerung, die sich mit diesem Symbol in meiner Hand verband
Gedanken dringen in meine Gefühle, in mein Herz und gehen über meinen Verstand
Inhaltsverzeichnis
MEMBER CARD
Letzten Samstag war ich zusammen mit meiner Freundin im Ausgang
Wir wollten in einen neuen Club, die Reihe vor der Eingangstür war lang
Als wir endlich vorne waren, sagte uns der kräftige Türsteher ganz höflich
"Der Eintritt hier in unseren Club ist nur mit einer Member Karte möglich"
Darauf meinte ich schon etwas gereizt, dass ich nicht gerne vergebens warte
Und fragte dann: "Wie bekommt man die angeblich so wichtige Member Karte?"
Er antwortete mir: "Du kriegst sie dort drüben beinahe gratis an einer der Kassen
Falls ich und meine Freundin in die vorgegebenen Anforderungsprofile passen"
Wir gingen, denn wir schenkten natürlich den Worten des Türstehers vertrauen
Also schritten wir zur Kasse, um dort nach einer Member Karte zu schauen
Dort fragte ich wieder ruhig, wie denn diese so viel zitierte Bedingung laute
Die Kassiererin lehnte sich nach vorne, während sie einen Kaugummi kaute
Und nannte mich etwas gereizt "Kleiner" und ob ich denn nicht lesen kann
Das Anforderungsprofil steht doch hier auf der grossen Tafel gerade nebenan
Da habe ich sie auch schon entdeckt zwischen den Sträuchern und Wespen
Ich begann zu lesen: "Keinen Zutritt haben bei uns Schwule und auch Lesben
Auch von Ausländer wollen wir in unserem sauberen Club sicher nichts wissen
Die werden mit Ausnahme von Deutschen und Österreichern rausgeschmissen
Rollstuhlfahrer und andere Behinderte, auch sie lassen wir lieber nicht hinein
Dies gibt nur einen Mehraufwand an Arbeit, das muss doch wirklich nicht sein
Die Mitglieder politisch aktiver Gruppierungen müssen auch draussen bleiben
Sie sollen ihre Wahlreden und ihre Beeinflussungen irgendwo anders treiben
Dasselbe gilt auch für andere, egal ob bekannte oder unbekannte, Minderheiten
Denn wo sie sind, gibt es so wie so immer irgendwelche Ursachen zum streiten
Zum Schluss nur noch das Eine, es ist strikte verboten, den Rasen zu betreten
Um die Einhaltung der aufgeführten Regeln, werden alle aufs Höflichste gebeten
Denn auf Ordnung und Sauberkeit legen wir in unserem Club sehr grossen Wert
Sie sind doch in diesen Bedingungen mit uns einig, sie sind doch nicht verkehrt"
Nach dieser Lektüre fragte ich mich, ob ich diese Bedingungen erfüllen kann?
Ohne eine Antwort auf die Frage zu finden, schaute ich wortlos meine Freundin an
Die Kassiererin schnauzte uns böse an: "Wollte ihr beide nun eine Member Karte?
Oder glaubt ihr eigentlich, dass ich den ganzen Abend nur auf Euch alleine warte"
Schaute immer noch meine Freundin an, ein Lächeln zeigte sich in meinem Gesicht
Ohne ein einziges Wort wussten wir in diesem Moment beide, wir wollten sie nicht
Plötzlich lachten wir laut, wir drehten uns nicht mehr zur verdutzten Kassiererin um
Und ich nahm ganz einfach die Hand von meiner Freundin, wir blieben weiter stumm
Ohne eine Erklärung oder ein Wort sind wir anschliessend einfach weiter gegangen
Fröhlich darüber, dass wir an diesem Abend dem Anforderungsprofil sind entgangen
Alle Menschen sahen uns irritiert nach, denn unser Lachen ist noch weit erklungen
Und den Abend nach dieser Szene werde ich nie vergessen, weil er war gelungen
Auch wenn wir Beide wussten, dass unser Lachen eine Flucht war von der Realität
Denn für ein gezielter und produktiver Widerstand ist es doch schon längst zu spät
Weil Morgen stehen wir von neuem in dem bekannten Anforderungsprofil mitten drin
Sehen wir, wie so viele, darin auch eher einen traurigen als einen glücklichen Sinn
Inhaltsverzeichnis
KLEINER WURM
Dieser kleine Wurm vor mir sitzt fröhlich in seinem blauweissen Kinderwagen
„Ach kleiner Wurm, Deine Mutter hat mich gefragt, und ich weiss nicht was sagen“
Ich beobachte Dich bei Deinem noch unbeschwerten Spiel, Du strahlst mich an
Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne schlechtes Gewissen zurücklächeln kann
Mir ist es sofort aufgefallen, Du verkrampfst Dein Bein und auch Deine Hand
Und deshalb fragte sie mich, weil mir ist dies alles längst sehr wohl bekannt
Ich sehe es in Deinem Blick, Du bist so voller Erwartungen auf diese Welt
Denn Du weisst ja noch nichts von den Gesellschaftszwängen und vom Geld
Aber ich habe Vieles schon hinter mir, und deshalb weiss ich auch Bescheid
Und wenn ich mir so überlege, was Dich wird erwarten, dann habe ich Mitleid
Ich will Dich nicht belügen, es hat sicher keinen Sinn, Dir etwas vorzumachen
Aber Du wirst Dich vor Schmerzen krümmen und sie werden über Dich lachen
Du wirst in unzähligen langen Nächten in Deinem Leben unruhig wach liegen
Dein Leben heisst kämpfen und trotzdem wirst Du wahrscheinlich nie siegen
Nur Eines ist leider sicher, Deine zukünftigen Lebensjahre werden schwer
Du wirst es nicht verstehen, Herz und Verstand reissen Dich hin und her
Es ist meine Vergangenheit, und darum kann ich in Deine Zukunft sehen
Und ich wünsche Dir von Herzen, Du wirst sie besser als ich überstehen
Lasse Dich nicht täuschen von meinem selbstsicheren äusseren Erscheinen
Denn Du kannst mir ruhig glauben, manchmal, da ist auch mir zum weinen
Aber vielleicht kannst Du, so wie ich es tat, einige gute Freunde finden
Sie werden Dir helfen, viele Situationen in der Zukunft zu überwinden
Denn an ihrer schützenden Seite werden die Dinge sehr viel leichter sein
Und trotzdem in unzähligen, entscheidenden Situationen bleibst Du allein
Denn es gibt manche Schritte im Leben, die muss man ganz alleine gehen
Du musst lernen, dies vor allem Dir selber immer wieder einzugestehen
Denn es hat keinen Sinn, immer nur allen anderen Vorwürfen zu machen
Auch wenn es keine Möglichkeit gibt, um zu stoppen, ihr gemeines Lachen
Lasse Dir trotzdem nicht, von ihnen Dein Geist und Dein Herz zerbrechen
Dies ist eine unbeschreiblich grosse Aufgabe und bestimmt nicht einfach
Und vielleicht gelingt es Dir, aber ich kann es Dir leider nicht versprechen
Ich weiss es doch nicht, denn vielleicht bist Du dafür einfach zu schwach
Und ich gebe zu, ich bin mir nicht einmal sicher, ob sich Dein Leben lohnt
Hoffentlich bist Du Dir heute in diesem Augenblick kämpfen schon gewohnt
Es wird Zeiten geben, da wirst Du das Strahlen in Deinen Augen verlieren
Doch das kann ich nur Dir erzählen, weil Du kannst es noch nicht kapieren
Aber Deiner Mutter kann ich doch unmöglich die vollständige Wahrheit sagen
Weil ich fürchte sehr, sie würde diese Tatsachen wahrscheinlich nicht ertragen
Darum behaupte ich frech, dies alles wird doch gar nicht so furchtbar schwer
Zähle ihr ein paar fremde grosse Namen auf, die erfolgreich waren so sehr
Obwohl sie doch behindert waren, sie soll einfach diese Beispiele anschauen
Ihr Sohn werde es ganz bestimmt schaffen, sie kann mir bestimmt vertrauen
Manchmal muss man wohl die Wahrheit verschweigen und still betrügen
Ich fühle, sie ist mir sehr dankbar dafür, obwohl sie weiss, dass ich lüge
Ich weiss, sie durchschaut meine Lügen, aber sie glaubt mir doch gerne
Denn meine Worte helfen, ihr zu glauben, das alles gut wird in der Ferne
Inhaltsverzeichnis
NACKT (PART III)
War es Gestern oder Vorgestern, ich sah Dich irgendwo vorübergehen
Irgendwo dort bei einem Konzert, in einem Theater oder beim Einkauf
Und ich denke mir, Du hast mich wahrscheinlich nicht einmal gesehen
Mit Sicherheit sogar, es gab auch keine Gründe dafür, ich fiel nicht auf
Sah, wie es Dich etwas schauderte, Du zogst Deinen dicken Mantel zu
Aber es hatte überhaupt keinen Sinn, weil ich durchschaute Dich im nu
Du bist völlig nackt, vor meinen Augen bist Du vollkommen entblösst
Deine Hosen fallen und die Schlaufe an Deinem BH hat sich gelöst
Irgendwer hat Dir doch längst die Worte auf Deine Haut geschrieben
Du hast versucht, sie mit Seife abzuwaschen, aber sie sind geblieben
Da gab es überhaupt keine Lügen, die ich an Dir nicht hätte entdeckt
Dein Gesicht läuft rot an, Du hättest Dich am liebsten im Boden versteckt
Verzweifelte Versuche Deine Scham zu verbergen, mit blossen Händen
Deine ängstlichen Schreie verhallten ungehört zwischen den Betonwänden
Zufällig entdecke ich einen kleinen Leberfleck auf Deiner linken Brust
Deine grosse Hilflosigkeit macht langsam Platz einem unbändigen Frust
Ein schon beinahe unentdecktes Lächeln huscht dabei über meine Lippen
Du hasst mich so sehr, denn ich zwang Dich zu dem würdelosen Strippen
Dein Blick, er wird ruhiger und bittender beinahe schon etwas flehentlich
Und trotzdem, was kann ich denn dafür, weil es ist doch nur ehrlich
Wenn ich längst Vergessenes irgendwo ganz tief in Dir Innen wecke
Und verstehe mich, wir beide liegen doch unter der gleichen Decke
Vergiss doch Dein Flehen, ich lasse Dich ja trotzdem nicht in Ruhe
Ich lasse Dir Deine Kleider nicht, nah gut, behalte Deine Schuhe
Immer bewusster wird Dir Deine Ausgangslage, Du weinst kläglich
Meine Augen sind weiter auf Dich gerichtet, dabei schämst Du Dich
Deshalb hast Du wahrscheinlich auch nicht in meine Augen geschaut
Dich fröstelt, es graut Dir vor diesen Worten auf Deiner nackten Haut
Zu Deinem Leidwesen kann man diese nicht einfach wieder abwischen
Weil sie sich längst mit Deiner Angst und Deiner Scham durchmischen
Du musst damit im Spiegel, so wie auch vor den Augen anderer bestehen
Denn ich habe Deinen blossen Körper, nackt berührt und auch gesehen
Entblösst bis auf die Knochen so habe ich Dich schamlos angeschaut
Dein Rücken, Deine Beine, Deine Scham und Brüste sind mir vertraut
Verstecke Dich nicht, es hat Doch keinen Sinn, denn ich kenne Dich
Deine Kleider, sie sind für uns Beide doch längst schon entbehrlich
Was willst Du eigentlich noch, Du brauchst es doch wirklich nicht?
Nicht Deinen dicken Mantel und nicht die Schamröte in Deinem Gesicht
Nicht Dein Frösteln, nicht Deine Angst und sicherlich nicht Deine Scham
Gib Dich dem Unvermeidlichen doch endlich hin und komme in meinen Arm
Gib mir freiwillig, was ich schon besitze, schenke mir Dein volles Vertrauen
Und lasse mich diese Worte auf Deiner nackten Haut in Ruhe anschauen
Nimm Deine Kleider und gehe fort, doch es hat keinen Sinn
Denn wo immer Du auch hingehst, dort komme ich auch hin
Inhaltsverzeichnis
IN DER (DAS, DIE) FREMDE
Inmitten einer schönen Berglandschaft, irgendwo dort in der Fremde
Sie vollkommen in Schwarz und ich in einem sehr farbenfrohen Hemde
Mond und Sterne hatten Ausgang, es war eine ziemlich finstere Nacht
Trotzdem haben wir aus Jux und Tollerei einen Spaziergang gemacht
Umso in dieser Einsamkeit der Natur einen Platz der Ruhe zu schaffen
Zwei kleine und handliche Taschenlampen waren unsere einzigen Waffen
Gestern Vormittag um sechs Uhr, da kannte ich Dich noch überhaupt nicht
Aber es gibt Begegnungen, wo das Eis unwahrscheinlich schnell zerbricht
In unserem Fall war es mir eigentlich zu schnell nach einer so kurzen Zeit
Aber es war schon sehr seltsam diese merkwürdige Art von Verbundenheit
Du warst ein bisschen älter als ich und ich spürte auch deutlich Deine Reife
Bei einigen Themen, welche wir in unseren Gesprächen ganz zufällig streifen
So legtest Du mir langsam Stück für Stück Deine Lebensgeschichte dar
Und ich kam mir neben Dir immer mehr vor, wie der allerdümmste Narr
Doch Du halfst mir unauffällig, so dass ich mich dafür gar nicht schämte
Auf diese Art und Weise zogen wir Seite an Seite hinaus in die Fremde
Ich blickte Dich ganz verstohlen an, nur ein Schatten bildete Dein Gesicht
Mit einer raschen beinahe automatischen Handbewegung erlosch das Licht
Und dann geschah es, dass zwei fremde Hände sich stumm begegneten
Wortlose Stimmen, welche sich irgendwo im Unbekannten, entgegneten
Fremde verborgene Ängste, welche vor dem so Überraschendem fliehen
Fremde und doch vertraute Gedanken, die fast unbemerkt zusammenziehen
Kräftige, grüne Bäume, welche sich scheinbar ehrfurchtsvoll verneigen
Und entsprechend der nächtlichen Ruhe doch nur würdevoll schweigen
Fremde, salzige Lippen, welche sich stumm und hauchend berührten
Meine kleine Seele, welche fremde, so vertraute Gedanken entführten
Freudiges, überschäumendes Eintauchen in das irritierende Fremde
Eine seltsame Erregbarkeit, welche mich beinahe vollständig lähmte
Fremde Argumente, die irgendwo tief in meiner Seele herumwühlten
Und farbige Gefässe, welche sich durch fremde Erwartungen füllten
In mir erwachte jetzt das Fremde durch die Fremde in der Fremde
Wunderbarer Augenblick, der fremde Erinnerungen durchkämmte
Was in diesem Moment auch immer so Überraschendes geschah
Irgendwie war mir doch alles bekannt und auf seltsame Weise nah
Die Wege trennten sich und führten doch immer wieder zusammen
Welche Richtungen unsere Gedanken scheinbar auch unternahmen
Fremde Körper, welche sich ganz tief in ihrem Geiste berührten
Fremde sanfte Herzschläge, die mich mit ihren Küssen entführten
Fremde Worte, die kaum gesprochen schon wortlos verklungen
Fremde Haut von fremden Armen mit Zärtlichkeiten umschlungen
Fremde Welten mit fremden Augen ganz vertrauensvoll gesehen
Welten, die jeden Augenblick entstehen und doch nie bestehen
Immer noch an Deiner Seite zurück in diese so finstere Nacht
Hinter uns Finsternis und vor uns eine Erinnerung, die erwacht
Inhaltsverzeichnis
KUNSTWERK
Dieses Kunstwerk, es ist so wunderbar und vollendet
Kein einziger Blick darauf ist wirklich verschwendet
Stille Bewunderung lässt jede kleinste Kritik verbannen
Und die vielen Farben und die Formen lassen nur erahnen
Welche wunderbare Absicht, der Künstler in sein Werk steckte
Es gibt kein Moment, wo man nicht noch Schöneres entdeckte
Zugegeben, dass nicht alles ganz einem Idealbild entspricht
Das Eine oder Andere gefällt manchem wahrscheinlich nicht
Aber dies sind Banausen, weil es kann ihnen niemals gelingen
Zu dem wahren Kern von diesem schönen Kunstwerk vorzudringen
Hätte niemals gedacht, dass ich eines Tages so begeistert sein kann
Aber ich bin so gerne hier und schaue es mir einfach nur wortlos an
Lernte niemals zuvor etwas so Schönes und Wunderbares kennen
Und mir ist es unmöglich, das Äussere von dem Inneren zu trennen
Selbst einige Unebenheiten hier oder dort können niemals stören
Sie sind nur ein Teil vom Kunstwerk, weil sie einfach dazu gehören
Es scheint mir, als könnte ich mich nicht entfernen aus seiner Nähe
Weil ich immer wieder mit neuer, stiller Bewunderung darauf spähe
Deshalb ist mir praktisch jedes Detail bekannt, beinahe alle Ecken
Ich entdecke nichts, was nicht beginnt, mein Erstaunen zu wecken
Überwältigt von dieser farbenreichen und auch so fröhlichen Gestalt
Was soll man da noch sagen - ein wirklich grossartiges Kunstwerk halt
Vor dem ich stumm in diesem Augenblick und auch schon gestern stand
So vollendet erschaffen - wahrscheinlich von keiner menschlichen Hand
Und ich kann einfach nicht aufhören mit meinem wortlosen Lobgesang
Denn ich dichtete über dieses Wunderwerk schon beinahe eine Seite lang
Hast Du es noch nicht begriffen, dieses Kunstwerk bist Du
Winke nicht so verächtlich ab und höre mir einmal ruhig zu
Weil alle meine Komplimente sind bestimmt nicht gelogen
Denn Du bist schön, egal ob Du nackt bist oder angezogen
Aber nur keine Angst, dies ist bestimmt kein Liebesgedicht
Oh nein, über solche Gefühle schreibe ich im Augenblick nicht
Diese Zeilen haben keinen tiefen Sinn, sind nicht hintergründig
Nein, auf der Suche nach dem Zweck wirst Du schnell fündig
Denn ich will Dir doch eigentlich damit nur das Eine sagen
Du sollst Deinen Kopf stolz auf Deinen Schultern tragen
Dabei brauchen Dir, überhaupt keine Zweifel zu kommen
Weil Du bist wirklich auf Deine Art und Weise vollkommen
Und ich bin mir sicher, dass Du ein grosses Kunstwerk bist
Ja, ich sage es noch einmal, dies ist bestimmt die Wahrheit
Und ich wünsche mir, dass Du es niemals wieder vergisst
Warum nur bist Du, mir dies zu glauben, denn nicht bereit?
Inhaltsverzeichnis
UNENDLICHE LEERE
Ich schaue Dir nach, Du gehst langsam zur Tür hinaus
Frage: "Wann kommst Du zurück?" - "Ich weiss es nicht"
Ich betrachte in einem grossen Wandspiegel mein Gesicht
Verdammt, warum sehe ich nur so bleich und übermüdet aus?
So wie ein gefangenes Tier gehe ich in dem Zimmer hin und her
Warum um Himmels Willen fühle ich mich heute eigentlich so leer?
So leer, dass ich mir selbst irgendeine dumme Geschichte erzähle
Und frustriert zum Telefon gehe und eine unbekannte Nummer wähle
Irgendjemand sagt "Hallo" und ich frage nur noch: "Wer spricht dort?"
Die Stimme sagt irgendeinen Namen, ein fremdländisch klingendes Wort
Ich schüttle nur meinen Kopf und hänge dann den Hörer wieder auf
Und gehe dann wieder ganz unruhig hin und her, hinab und hinauf
Schalte einen Radiosender ein und höre eine fremde Stimme singen
Ich denke bei mir, was die heute wieder für einen Schwachsinn bringen
Ertrag es nicht, so kommt es, dass ich den Radio wieder abdrehe
Als ich wieder an dieser Wand, wo die Stereoanlage steht, kehre
Die Stimme verklang und deshalb versinkt alles wieder in der Stille
Warum geschieht hier eigentlich überhaupt nichts nach meinem Willen?
Wieder Erinnerung: "Wann kommst Du zurück?" - "Ich weiss es nicht"
Warum gibt es hier eigentlich niemand, der jetzt mit mir leise spricht?
Nehme ein Blatt Papier und versuche, meine Gedanken aufzuschreiben
Und lasse es trotzdem wenig später wieder völlig entnervt bleiben
Lese die Zeitung, aber etwas Neues bringen die auch nicht mehr
Also stehe ich wieder auf und mache mich auf den Weg, hin und her
Und frage mich: "Warum kann ich dies nicht auf die Reihe kriegen?"
Weshalb alle meine Gedanken immer wieder chaotisch davonfliegen?"
Und alle meine Argumente und die besten Theorien zusammenkrachen
Aus mir bricht ein seltsames und schon beinahe ein hysterisches Lachen
Und bin dann trotzdem nach einer kurzen Zeit wieder vollkommen stumm
Ich weiss doch so Vieles, nur Eines dies weiss ich nicht, nämlich warum?
Und wen erstaunt es schon, wieder gehe ich nur langsam hin und her
Meine Beine, mein Kopf und auch mein Herz sind so schrecklich leer
Habe Briefe und Gedichte von mir aus meiner Vergangenheit gelesen
Ärgere mich dabei, was für ein grosser Idiot bin ich damals gewesen?
Diese Buchstaben, die zahlreichen Zeilen, sie haben mich verpetzt
Und trotzdem weiss ich genau, der grösste Idiot bin ich bestimmt jetzt
Wäre doch irgendetwas Vernünftiges in der doofen Kiste gekommen?
Doch auch die plaudern nur Quatsch und die Bilder sind verschwommen
Ich beginne zu kochen, irgendetwas weiss nicht was, lustlos und matt
Aber ich bin ja eigentlich schon lange vor dem Essen vollkommen satt
Denn ich habe überhaupt keinen Hunger, also warum soll ich essen?
Aus diesem Grund habe ich wohl, auch den Herd abzustellen, vergessen?
Ich betätige den Lichtschalter, weil heute hasse ich dieses grelle Licht
Ich fragte ruhig: "Wann kommst Du zurück?" - "ich weiss es nicht"
Endlich kommst Du lächelnd und wie abgemacht bei mir vorbei
Und alles was ich dachte und schrieb ist überflüssig und Einerlei
Inhaltsverzeichnis
KINDERLACHEN
Ich schreibe und bin dabei von einem fröhlichen Kinderlachen umgeben
Und ich spüre deutlich, wie man sich geborgen und wohl fühlt daneben
Von den Meisten dieser Kinder ist mir nicht einmal der Name bekannt
Aber ein kleiner Junge kenne ich gut, er kommt auch soeben angerannt
Und ich weiss genau, dass seine Kleider viele blaue Flecken verstecken
Bei einem genauen Blick kann man blutunterlaufene Striemen entdecken
Aber fragt man ihn einmal ganz offen danach und will einige Details wissen
Erzählt er von einem Sturz und zeigt die Kleider, die dabei sind zerrissen
Mit etwas Erfahrung erkennt man, dass man den Worten nicht kann trauen
Er wird sicherlich geschlagen von den Eltern, entdeckt man so voller Grauen
Und trotzdem, wie oft man auch immer wieder von Neuem heftig erschrickt
Der Junge wird auch unter diesen Umständen jeden Tag nach Hause geschickt
Sicher, man ist natürlich bei diesen Geschichten immer wieder schockiert
Doch die Möglichkeiten dem Jungen dabei zu helfen, sind leider blockiert
Denn auf das Gesetz kann man sich in diesen Fällen sehr selten stützen
Weil bei einem Verfahren doch nur die Opfer wieder ins Unglück stürzen
Was bleibt, ist doch nur ein hilfloses Warten und ein beschämtes Zusehen
Voller Mitleid bleibt man ratlos und machtlos einfach nur daneben stehen
Und deshalb will niemand etwas gesehen haben oder etwas davon wissen
Die unschuldige Seele von einem Kind wird unvermeidlich zerschlissen
Aber natürlich kann es nicht sein, denn seine Verwandten sind ehrenwert
Und der Junge hätte sich ganz bestimmt schon vor einer Ewigkeit gewehrt
Denn aus welchen Gründen sollte er diese Schläge auch stumm ertragen?
Aber auf der anderen Seite frage ich mich, warum sollte er etwas sagen?
Die Schläge sind für ihn doch so normal, sie gehören zu seinem Leben
Er lernte bis zum heutigen Tag niemals etwas Anderes kennen daneben
Und zu reden darüber - ist er im jetzigen Augenblick noch nicht bereit
Jeder weiss, sein Vater ist eine beliebte und anerkannte Persönlichkeit
Überhaupt niemand hätte gedacht, dass er im Stillen zur Gewalt neigt
Und auch wenn der Körper von seinem Sohn überall diese Wunden zeigt
So scheut man sich trotzdem, ihn einen brutalen Rabenvater zu nennen
Als einen grosszügigen, liebenswürdigen Menschen lernte man ihn kennen
Unsere Gesellschaft wäscht ihre Hände wieder wortlos in ihrer Unschuld
Nur dieser Junge und vielleicht auch sein Vater leiden unter der Geduld
Manchmal da frage ich mich selbst: "Ist es eine Krankheit oder Absicht?"
Und ich gebe auch zu, in den meisten Fällen kenne ich die Antwort nicht
Ich weiss zwar genau, es bringt niemandem etwas, aber ich habe Mitleid
Doch über das richtige Verhalten, weiss ich leider auch nicht Bescheid
Kann nichts anderes tun, als nur diese anklagenden Wunden anzuschauen
Und dem was ich sehe, irgendwo tief in meinem Herzen nicht zu vertrauen
Der kleine Junge fragt mich scheu, ob er auf die Toilette gehen kann
Bevor ich antworte, schaue ich ihn kurz und wohl ziemlich verdattert an
"Der spinnt doch", hat der Junge auf dem Weg zur Tür sicher gedacht
Und er hat mich auf der Toilette bestimmt heimlich und still ausgelacht
Inhaltsverzeichnis
STILLER AUSKLANG
Kein besonderen Anlass, trotzdem feierten wir ein recht schönes Fest
Es war schon spät, und ich gehörte wieder zum sitzengebliebenen Rest
Zu den wenigen, die immer noch vor den Tellern und Flaschen sassen
Nach Hause, das wollten wir nicht, denn wir konnten es noch nicht lassen
Wir lachten und wollten überhaupt keine Anzeichen von Aufbruch zeigen
Trotzdem begann sich der Abend, langsam dem Ende entgegen zu neigen
Und als wir vor der Tür standen, fragte sie: "Kommt ihr noch mit zu mir?"
Dies liessen wir uns nicht zweimal sagen, zu fünft gingen wir noch zu ihr
Drei Frauen und dazu zwei Männer, ich habe nicht einmal alle gekannt
Und deshalb war ich auch auf den weiteren Verlauf ziemlich gespannt
Ich fragte mich, ob diese Nacht wohl noch hält, was sie uns verspricht
Und so spazierten wir mit sehr guter Laune durch das helle Sternenlicht
Bei ihr im Wohnzimmer sind wir dann an einen runden Tisch gesessen
Um ein von ihr serviertes, wirklich wohl mundendes Dessert zu essen
Und dann lernten wir uns erst einmal gegenseitig etwas näher kennen
Erzählten, welche Dinge wir gemeinsam haben und welche uns trennen
Die Gespräche wurden mit der Zeit immer offener und auch inniger
Und unsere Argumente wurden vermehrt persönlicher und sinniger
Tranken gemütlich einen Rotwein, während wir in der Runde sassen
Heikle Themen wurden aufgenommen und dann wieder fallen gelassen
So sprachen wir zum Beispiel über Beziehungen und über Selbstmord
Doch auch über Vieles mehr verloren wir das eine oder andere Wort
Ich schaute auf meine Armbanduhr, die Leuchtziffern zeigten fünf Uhr
Und ich fragte mich etwas überrascht, wo blieben die Stunden wohl nur
Die Müdigkeit begann einige von uns, nun doch langsam dahinzuraffen
Auch die Gastgeberin ist an meiner Seite, am Tisch sitzend, eingeschlafen
Sie hatte ihren Kopf bequem auf die Arme auf die harte Tischplatte gelegt
Während sich ihr Körper sanft im ruhigen Rhythmus ihrer Atmung bewegt
Ich schaute sie, nur ganz still in mich hinein lächelnd, von der Seite her an
Und machte einen blöden Spruch, denn ich in diesem Augenblick ersann
Mir wurde plötzlich bewusst, wie friedlich diese Situation eigentlich war
Ich strich ihr mit der rechten Hand zärtlich über ihr langes, blondes Haar
Die anderen Drei haben mich darauf hin etwas überrascht angeschaut
So als hätten sie, dem in diesem Moment gesehenen, nicht ganz getraut
Trotzdem, es kam doch langsam die Zeit, endlich nach Hause zu gehen
Denn die Müdigkeit war nun allen schon, ziemlich deutlich anzusehen
So kam der Abschied, Küsschen links und rechts, dies war Standard
Und trotzdem wurde dabei immer einen gewissen Abstand gewahrt
Zum Schluss blieben nur noch sie und ich alleine voreinander stehen
Um uns für kurze und doch unendliche Momente in die Augen zu sehen
Auch wir küssten uns auf die Wange und sie nahm mich fest in den Arm
Ich schloss meine Arme um sie und fühlte, ihr weicher Körper war warm
Und der Genuss liess uns einige Augenblicke in dieser Stellung bleiben
Am liebsten hätte ich gefragt: „Darf ich heute Nacht hier bei Dir bleiben?“
Inhaltsverzeichnis
SCHWEIGENDE STORY
Sage mir, habe ich Dir eigentlich schon einmal erzählt?
Wie geborgen und wie weich sich Dein Körper anfühlt
Wie gut Dein Haar riecht, das auf Deinen Rücken fällt?
Wenn mein Hand so wie nebenbei unauffällig darin wühlt
Du hast Dich gebückt und hast Deine sehr eleganten Schuhe ausgezogen
Und bist dann mit Deinen schwarzen Strümpfen in mein Zimmer abgebogen
Als wärst Du schon jahrelang hier zu Hause, mich konnte es nicht stören
Anschliessend fragte ich Dich lächelnd: "Welche Musik willst Du hören?"
Wie nicht anders zu erwarten, hast Du mir geantwortet: "Ist mir egal"
So stand ich armer Tropf wieder da und hatte die Qual der Wahl
Nun ja, so schwer war sie nicht, die Wahl war schnell getroffen
Weil deine Geschmäcker, sie lagen mir ja schon sehr lange offen
Du hast Dein inneres Gesicht so wie so immer vor mir aufgedeckt
Weisst Du eigentlich auch, wie viel Wärme in Deiner Stimme steckt?
Eine wohltuende stumme Melancholie beginnt sich, über mich zu senken
Aber ich schüttle meinen Kopf, weil ich will nicht mehr daran denken
Du schaust mich einfach lächelnd mit Deinen strahlenden Augen an
Ich weiss schon wieder nicht, was ich jetzt noch entgegnen kann?
Dann legtest Du einfach Deinen kleinen Fuss auf meinen Schoss
Und fragtest mich leise: "Sage mir, was ist eigentlich mit Dir los?"
So als hättest Du mich eben aus dem tiefsten Schlaf geweckt
Bin ich für wenige Bruchteile einer Sekunde aufgeschreckt
Ich blickte auf, und ich schaute Dir unbewegt in Dein Gesicht
Aber antworten, dies tat ich Dir in diesem Moment trotzdem nicht
Ich legte nur meine rechte Hand ganz sachte auf Deinen kleinen Fuss
Und dabei streichelte ich Dich ganz zärtlich, so als ob ich es tun muss
Bemerke wie meine Finger beinahe automatisch zu Deinen Knien tasteten
Aber da waren noch so unzählige kleine Erinnerungen, die mich belasteten
Weiss nicht, hätten wir uns in Zukunft dies alles irgendeinmal verziehen?
Mit einem heftigen Ruck stiess ich Deinen Fuss fort von meinen Knien
Mein Körper verkrampfte sich, verbittert, beinahe schon unversöhnlich
Dein Blick war etwas überrascht, aber trotzdem immer noch fröhlich
Draussen vor dem Fenster begann es, wie auf ein Kommando zu regnen
Während sich unsere unschuldigen Blicke sich dort im Nichts begegnen
Formten sich irgendwie tief in mir wortlos die kleinen Worte, ich mag Dich
In Deinen ehrlichen Augen löste meine anhaltende Verkrampfung sich
Trotzdem wurde in diesem Augenblick kein einziges Wort gesprochen
Nur die sanfte Musik aus den dunklen Boxen hat die Stille durchbrochen
Ich frage mich stumm, warum bist Du eigentlich heute zu mir gekommen?
Du bist stumm aufgestanden und hast Deine Schuhe wieder genommen
Und hast sie still angezogen, wobei ich Dir nur hilflos zusehen kann
Immer noch schweigend, sahst Du mich mit einem kleinen Lächeln an
Ich öffne Dir die Tür, gab Dir die Hand und schaute Dir stumm nach
Und fragte mich, was ich an diesem Tag denn eigentlich verbrach?
Inhaltsverzeichnis
SCHIEFES BILD
Ich habe das Bild auf einem fremden Platz das erste Mal gesehen
Es war Liebe auf den ersten Blick, deshalb blieb ich sofort stehen
Die zahlreichen Farben und die Formen haben mir es angetan
Ich dachte niemals, dass ich einmal so sehr begeistert sein kann
Doch dieses Bild, was soll ich sagen, es hat mir schon gefallen
Unmerklich langsam begann ich, mich in das Bild zu verknallen
Ich hatte keine Wahl, ich musste dieses Bild einfach besitzen
Ich hörte nicht auf meine Kollegen mit ihren spöttischen Witzen
Dieses Bild und ich, Mensch war dies eine wunderbare Geschichte
Ich hatte niemals geahnt, was ich mit meinem Verhalten anrichte
Alle redeten nur über uns, wir waren eine wirklich heisse Nummer
Erst langsam mit der Zeit wurden sie dann endlich etwas stummer
Ich war dankbar, weil ich konnte die Sprüche längst nicht mehr hören
Und nur weil ich dieses Bild liebte, liess ich mich davon nicht stören
Trotz aller enormen Schwierigkeiten war unsere Beziehung so heiss
Ich habe mit jedem furchtbares Mitleid, der dies noch nicht weiss
Aber eines Tages, als ich an meinem so geliebten Bild vorbei lief
Bemerkte ich voller Schrecken, mein Bild - es hing tatsächlich schief
Natürlich versuchte ich nun krampfhaft, es wieder gerade zu rücken
Doch merkwürdigerweise wollte mir mein Vorhaben nicht glücken
Trotzdem versuchte ich es immer weiter, ich konnte es nicht lassen
Und plötzlich schien mein Bild, nicht mehr in den Rahmen zu passen
Ich staunte, welche Details da überraschend zum Vorschein kamen
Ich zupfte und zog weiter an diesem furchtbar störrischen Rahmen
Aber wirklich zufrieden war ich nach diesem Augenblick nicht mehr
Und mir wurde in diesem Moment klar, ein neuer Rahmen musste her
Denn mein wunderbares und geliebtes Bild, es hing einfach schief
Die rechte Ecke hing beim besten Willen ein kleines Stück zu tief
Ich war wirklich sehr traurig, dies konnte doch einfach nicht sein
Plötzlich war ich ziemlich wütend und ich fühlte mich jetzt allein
Und trotzdem ich wollte bestimmt deswegen nicht einfach aufgeben
Es muss bestimmt noch einen besseren, schöneren Rahmen geben
Aus diesem Grund bin ich durch alle mir bekannten Läden gelaufen
Und begann dort, einfach ein Rahmen nach dem anderen zu kaufen
Einen Schöneren als den ersten habe ich niemals wieder gefunden
Mein Bild hängt schief, und ich habe es niemals wieder überwunden
Stehe nicht mehr mit dieser Begeisterung wie früher vor der Wand
Weil ich liebe mein teures Bild leider nur noch mit meinem Verstand
Es hängt immer noch in meiner Stube, ich werde es nicht abnehmen
Doch für meine Begeisterung beginne ich mich, langsam zu schämen
Weil das Bild scheint, einfach nicht mehr so recht zu mir zu passen
Über den schönen Anblick kann ich mich längst nicht mehr so freuen
Warum nur habe ich dieses Bild nicht einfach schief hängen lassen?
Meinen Einfluss und meine "Korrektheit" beginne ich, nun zu bereuen
Inhaltsverzeichnis
WENN ICH SINGE
Wenn am Abend langsam die Nacht beginnt, hereinzubrechen
Und ich habe niemanden, um über meine Sorgen zu sprechen
Die irgendwo in mir, irgendwo im Nichts, irgendwo bestehen
Wenn ich dann noch alleine zu Hause bin, kann es geschehen
Dass ich im Zimmer meine akustische Gitarre hervornehme
Ich gebe sogar zu, dass ich mich dafür nicht einmal schäme
Obwohl Du mir immer wieder sagst, dass ich nicht spielen kann
Aber eigentlich frage ich mich, was geht das Dich überhaupt an?
Ich setze mich auf mein Bett und beginne, mich dann vorzubereiten
Dann zupfe ich, wenn auch zuerst etwas zögerlich an den Saiten
Aber nur kurze Zeit später spiele und singe ich irgendein Lied
Ein Lied, so voller Melancholie mit viel Herzblut vom Abschied
Meine Stimme klingt dabei so hell und so wunderbar, es ist wahr
In dem Augenblick, da bin ich in diesem Zimmer der grösste Star
Sei Du doch ruhig, was willst Du denn eigentlich von mir?
Ich weiss es doch längst selbst, ich bin der Einzige hier
Aber warum frage ich mich, soll mich das wirklich stören?
Du brauchst mir ja, hier überhaupt nicht weiter zu zuhören
Solange ich in dem Zimmer alleine bin, bin ich der Grösste hier
Was sind alle die umschwärmten und verlogenen Musiker neben mir
Ich weiss ganz sicher, die können es auch nicht besser als ich
Und diese richtige Erkenntnis, sie stimmt mich überaus fröhlich
So beginne ich dann, "It's over" von Tony Carey zu singen
Und ich weiss jetzt schon, es wird mir auf Anhieb gelingen
Singe: "I don't want to sing a sad song, I am not crying"
Ich singe die zweite Strophe lauter, besser, I am playing
Mensch bin ich gut, was bin ich doch für ein grosser Held
Es gibt niemand, der besser wäre auf der ganzen weiten Welt
Denn ich singe die Lieder so gefühlvoll aus meinem Bauch
Sei doch endlich still, ich weiss es selbst wirklich auch
Dass ich eigentlich überhaupt nicht Gitarren spielen kann
Aber dies geht doch im Grunde gar niemand irgendetwas an
Denn trotzdem spiele ich oft wunderbar, wenn auch heimlich
Wer ist denn hier denn so schrecklich arrogant und so kleinlich?
Ist dies alleine ein Grund, um die Gitarre nicht hervor zunehmen
Ich spiele und singe einfach weiter, ohne mich dabei zu schämen
Weil ganz tief in meinem Herzen, da mache ich es furchtbar gerne
Und jemand mit meinem Spiel zu stören, dies liegt mir dabei ferne
Denn ich mache es ganz alleine für mich und sonst für niemand
Spiele mit sehr viel Gefühl und praktisch ohne meinen Verstand
Und sollte Dich oder sonst jemand mein Verhalten hier stören
Ist es mir so egal, denn er braucht mir ja niemals zu zuhören
Und deshalb können mir im Grunde alle an meinem Arsch lecken
Weil keiner meine nicht vorhandenen Fähigkeiten je wird entdecken
Inhaltsverzeichnis
FRAUEN SIND SEXOBJEKTE
Ich gebe es zu, ich bin ein Mann, und ich schäme mich dafür nicht
Auch wenn dies ganz und gar Deiner Vorstellungskraft widerspricht
Aber ich habe sie so furchtbar satt, Deine so saublöden Vorgaben
Du willst nur dieses Mal auch wieder, um jeden Preis Recht haben
Mit Deinen schrecklichen Vorurteilen bist Du wirklich sehr geschwind
Denn Du weisst, dass alle Männer Idioten und auch Lüstlinge sind
Darum sage ich Dir einfach, was Du von den Männern hören willst
Weil Du mit dem Gefühl recht zu haben, Deine Befriedigung stillst
Deshalb wird, was ich jetzt sage, sehr gut in Deinen Ohren klingen
"Ich will nämlich nur das Eine, ich will heute Nacht in Dich eindringen
Ich habe doch längst nur noch schmutzigen Gedanken, ganz verreckt
Ich sehe eine Frau in der Regel so wie so nur alleine als Sexobjekt
Fühlst Du meine Hände noch nicht zwischen Deinen krummen Beinen
Es zeigen sich Schweissperlen auf Deiner Stirn, so will mir scheinen
Stehe normal auf hübsche Gesichter, aber zur Not tut es Deines auch
Ich reisse Deine rote Bluse auf von zuoberst bis hinunter zum Bauch
Grabsche ungeniert nach Deinem Busen, nun so viel ist es zwar nicht
Siehst Du die geile, pure Lust in meinem wunderbaren, frohen Gesicht
Und bald schon lernst Du meinen ganzen Stolz der Männlichkeit kennen
Du weisst doch, ich kann meine Gedanken davon überhaupt nicht trennen
Meine Hand geht vorwärts, wobei sie nicht mit dummer Zärtlichkeit ruht
Ich höre Dein lustvolles Stöhnen, Mensch ich bin doch wirklich so gut
Und ich bin noch lange nicht fertig, wir machen es gleich noch ein Mal
Wie, wann und wo, ich bin der Mann, und ich habe deshalb auch die Wahl
Ganz egal ob anal, oral, Domina Methoden, Kamasutra oder auch Daisy Sex
Ich kenne mich in allen Praktiken aus, ich bin der King, ich bin der Rex
Was bin ich für ein Mann, ich bin für die Frauen einfach unwiderstehlich
Alle Frauen jedes Alters und auch sozialen Schichten fliegen auf mich
Und ich befriedige sie alle, dies fällt mir auch überhaupt nicht schwer
Ich bin mega potent und so unwahrscheinlich schön, was will ich mehr
Habe schon jede Frau im Bett geschafft, alles andere wäre ja gelacht
Und haben wir es erst einmal zehn Mal getrieben während einer Nacht
Dann schlage ich Dich, so wie es sich doch auch gehört, noch schnell
Und esse zum Frühstück anschliessend gemütlich eine Wurst vom Bell
Bevor ich Dich dann noch rasch schwängere, lasse Dich dann im Stich
Was bin ich doch für ein toller Kerl, ich bin so geil, finde ich"
Bist Du nun zufrieden, dies sind Deine Vorstellungen von einem Mann
Wie Du siehst, sind die Männer brutal, gemein und furchtbar schlecht
Wehre mich nicht mehr, ahnte nicht, wie schuldig ein Mann sein kann
Bist Du nun endlich glücklich, Du hattest schliesslich mit allem so Recht
Deine Ansichten sind wirklich richtig, das beste Beispiel dafür bin ich
Eine in allen Belangen fehlerlose Frau wie Du durchschaut das unweigerlich
Ich habe keine Meinung mehr, darum ist es besser ich akzeptiere die Deine
Du sagst mir und ich glaube es Dir: "Ich will von den Frauen nur das Eine"
Inhaltsverzeichnis
SEPTEMBER '80
Ich lächle, um zu zeigen, wie froh ich bin, dass Schulstunden ausfallen
Montagnachmittag, die zwei Stunden Zeichnen, waren noch nie mein Fall
Dieses Gekripse und dieses Gemahle, waren für mich so wie so nur eine Qual
Und trotzdem ich kann noch so viele von den gekünstelten Sprüchen lallen
Diese Unruhe irgendwo tief in mir Innen verberge ich damit trotzdem nicht
Ich habe Angst vor diesem Arztbesuch, wenn auch sehr viel dagegen spricht
Denn langweilige Arztbesuche wurden für mich längst zu einer Gewohnheit
Deshalb weiss ich auch nicht, weshalb macht sich diese Furcht in mir breit?
Gut zugegeben, in den letzten zwei Wochen, da ging es mir nicht sehr gut
Trotzdem schäme ich mich so sehr, habe ich denn wirklich so wenig Mut?
Ich steige zuhause beinahe unter einem inneren Zwang in das Auto ein
Und ich fühle mich dabei mit meiner seltsamen Unruhe tief in mir allein
Ich habe sie wahrscheinlich auch unbemerkt in meiner Seele verwahrt
Mein Blick ist starr nach vorne gerichtet auf der ziemlich kurzen Fahrt
Vor mir nur die Fensterscheibe, das Wetter draussen, es ist wunderbar
Ich erinnere mich zurück, was am letzten Samstagabend alles los war
Es war ein spontanes Fest, ich habe Dich angerufen, war nicht feige
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich in der Regel schon dazu neige
Dein Bruder nahm den Hörer ab, denn Du warst leider nicht zu Haus
Nicht zuhause, war mein ganzer Mut schon wieder vergebens, oh graus
Das Fest war wirklich in Ordnung, wir waren alle auch sehr fröhlich
Nur Deine Abwesenheit fand ich wirklich schade und bedrückte mich
Wir fuhren weiter unaufhaltsam unserem so fernen Ziel entgegen
Und ich kann mich dabei, weil ich mich fürchte kaum noch bewegen
Ich bin nicht fit, aber ich fühle mich nicht nur deswegen ziemlich kläglich
Unwahrscheinlich viele Prophezeiungen voller Horror überkommen mich
Eigentlich vollkommen grundlos, ich kann es überhaupt nicht verstehen
Und doch frage ich mich, was wird heute noch alles mit mir geschehen
Nur noch wenige Minuten, welche mich nun vom fremden Arzt trennen
Wir fahren durch eine Gegend, die ich schon lange sehr gut kenne
Trotzdem heute ist mir seltsamerweise überhaupt nichts vertraut
Weil ich habe sie erstmals durch die Augen der Angst angeschaut
Leider haben wir unser angestrebtes Ziel nun doch noch erreicht
Doch dies einfach so hinzunehmen, fällt mir überhaupt nicht leicht
Gebe mir weiter Mühe, um meine grosse Furcht niemandem zu zeigen
Ich öffne langsam die Autotür, um dann noch langsamer auszusteigen
Hoffe, dass mich die grosse Unruhe von meiner inneren Stimme narrte
Trotzdem höre ich nicht auf, mich zu fragen, was wird mich erwarten
Und noch niemals fiel mir das Treppensteigen so schrecklich schwer
Diese Furcht und auch die Unsicherheit, sie werden immer noch mehr
Im Vorzimmer höre ich laute Stimmen, die doch nicht zu mir vordringen
Ich muss warten, und doch ruhig zu bleiben, dies will mir nicht gelingen
Inhaltsverzeichnis
NORMALE EIFERSUCHT
Man begegnet sich zufällig irgendwann, irgendwo auf einer Strasse
Sie fällt mir sofort auf, ich falle ihr auf, auch in einer grossen Masse
So bleibt uns wohl oder übel keine andere Wahl, als stehen zu bleiben
Doch wieder einmal herrscht eine seltsame Stimmung, kaum zu beschreiben
Beiden ist es ziemlich peinlich und keiner weiss, was soll man jetzt sagen
Was bleibt, sind deshalb nur die alten und abgedroschenen Standardfragen
"Hallo, schon lange nicht mehr gesehen, was machst Du denn nur hier?
Alles in Ordnung bei Dir, sage einmal, wie geht es eigentlich Dir?"
Auch die Antwort ist nur Standard: "Es geht mir wirklich sehr gut"
Und dies sagt man doch auch, wenn ein Problem auf der Seele ruht
Nur noch "Tschüss" und "Tschau" man bleibt schön brav oberflächlich
Und selbst dies, sich gegenseitig aus dem Weg gehen, ist eher peinlich
Dabei haben wir uns einst, kaum zu glauben, mal von Herzen geliebt
Aber dies sind Gefühle, die es nur noch in unseren Erinnerungen gibt
Einst ja, da waren wir uns einig und voller gegenseitigem Vertrauen
Heute, können wir uns nicht einmal mehr offen in die Augen schauen
Und können uns nicht mehr, dass was wir wollen, einfach so sagen
Weil dann würden wir uns wahrscheinlich gegenseitig etwa fragen
"Erinnerst Du Dich noch an jene Zeit, als mit uns alles begann?
Und als Du gingst, hatte es Dir da eigentlich auch so wehgetan?
Genau wie mir, nein, dies kann doch wahrscheinlich gar nicht sein?
Sage, hast Du einen neuen Freund, oder bist Du immer noch allein?
Und sage, was hat er denn eigentlich, was ich damals nicht hatte
Ich liebte Dich doch, dies ist nichts Neues was ich Dir da verrate
Sage schon, erlebt er die gleiche Zärtlichkeit so wie ich mit Dir?
Und bist Du mit ihm auch so fröhlich und offen wie damals mit mir?"
Doch auf alle die spannenden Fragen erhält man leider keine Antwort
So redet man weiter aneinander vorbei über das Wetter und den Sport
Ja sicher, der Schmerz der Trennung hat man schon lange überwunden
Es ist keine Eifersucht, aber die gemeinsamen romantischen Stunden
Sind es, die man trotzdem wohl niemals wieder so leicht vergisst
Und es kränkt meinen Stolz, dass da nun plötzlich ein Fremder ist
Ganz egal wer sich damals von wem und aus welchen Gründen trennte
Und natürlich lernte man später auch wieder andere Frauen kennen
Wieso auch nicht, dafür braucht man sich, bestimmt nicht zu schämen
Doch dass bei Dir jemand beim Küssen meinen Platz darf einnehmen
Dies ist für mich, auf seltsame Weise schon noch schwer zu ertragen
Aber natürlich würde ich Dir genau dies, auf die Weise niemals sagen
Und auch wenn wir Beide tief in uns Innen ganz genau dasselbe fühlen
Mit oberflächlichem Gerede werden wir die "Eifersucht" hinunterspülen
Wir sehen uns gegenseitig diese Gefühle an und sind doch nicht ehrlich
Wir kennen uns gut, trotzdem sind uns unsere Begegnungen eher peinlich
Auf die gegenseitig quälenden Fragen erhält man trotzdem keine Antwort
Man begegnet sich, führt belanglose Gespräche und geht dann wieder fort
Inhaltsverzeichnis
STUNDE UM STUNDE
Ich sitze hier an meinem Schreibtisch, früh morgens um drei
Die Feier und das unglaubliche Glücksgefühl sind längst vorbei
Ich finde keinen Schaf, alleine aus diesem Grund sitze ich hier
Ein Kugelschreiber und zwei leere Blätter Papier liegen vor mir
Starre unbeweglich auf Deinen Brief, der nur wenig daneben liegt
Es ist einer dieser schmerzlichen Briefe, welcher keiner gerne kriegt
Und trotzdem soll er nicht ohne meine schriftliche Antwort bleiben
So versuche ich nun, die richtigen Worte auf das Blatt zu schreiben
Schaue zurück, ich habe das Gefühl, Du würdest hinter mir stehen
Aber hinter meinem Rücken, kann ich nur diese trostlose Wand sehen
Und ich schreibe: "Sind Dir eines Tages irgendwelche Probleme nah
Dann bin ich mit Sicherheit auch in der Zukunft immer für Dich da"
Diese Worte tönen furchtbar gut, aber eigentlich bin ich recht verlogen
Weil ich frage mich doch nur, was hat Dich zu diesem Schritt bewogen?
Aber in meinem Brief versuche ich, wieder einmal Grösse zu zeigen
Lasse daneben alles, was eigentlich wirklich ist, einfach schweigen
Zum Beispiel, wie sehr ich Dich liebe, werde ich nicht schreiben
Auch meine Trauer, sie wird Dir nun für immer verborgen bleiben
Wie schwer es ohne Dich für mich wird, erwähne ich nicht mehr
Es war Deine freie Entscheidung, Ich mache sie Dir nicht schwer
Laufe Dir nicht hinter her und werde Deine Gründe nicht erkunden
Es läuft ein Lied, immer dasselbe, endlose Schlaufe, seit Stunden
Dieses Lied, es erzählt unsere Liebesgeschichte, von mir und Dir
Der Text passt wirklich gut zu der momentanen Situation und zu mir
So erschreckend gut, so als hätte ich ihn heute selber geschrieben
Eben war noch so viel da und doch davon ist mir nichts geblieben
Und ich weiss plötzlich gar nicht mehr, ob dies wirklich Liebe war
Oder war es etwas Anderes, ich fühle mich plötzlich wie ein Narr
Hätte ich Dich bloss nie kennen gelernt, was hast Du mir angetan
Hebe wieder in Gedanken ab und komme dabei doch nur bei Dir an
Wie unter einen geheimnisvollen Zwang, ich habe gar keine Wahl
Nehme Deinen Brief in die Hand und lese ihn bereits zum zehnten Mal
Dann nehme ich einen neuen Anlauf, um eine Antwort zu formulieren
Doch wie vorher beginne ich mich, in einem Irrgarten zu verlieren
Ich weiss ganz genau, was ich auf dieses Blatt Papier will bringen
Aber es ist nicht das, was ich fühle, deshalb kann es nicht gelingen
Das Lied im Hintergrund hat wieder mit der ersten Strophe begonnen
Und die Zeit, sie ist unmerklich und doch unaufhaltsam zerronnen
Die leuchtenden Zeiger von der Nachttisch Uhr zeigen bereits vier
Ich sitze schon, weiss nicht wie ewig lange, völlig regungslos hier
Tue Dir nicht weh, versuche die Geschichte, nicht mehr zu wenden
Ich werde Dir noch die Antwort auf Deinen Abschiedsbrief senden
Aber zuerst, da muss ich dafür die richtigen Worte aufschreiben
Ein Gespräch, so wie Du es vorschlägst, lassen wir lieber bleiben
Weil ich doch gar nicht sicher bin, ob ich stark genug dafür bin
Überhaupt, was willst Du mir noch sagen, es hat doch keinen Sinn
Inhaltsverzeichnis
LIEBESTEST
Und wieder einmal fand ich überhaupt keinen Schlaf, letzte Nacht
Weil ich habe mir wieder so viele unnötige Gedanken gemacht
Ich frage mich: "Ist es Liebe oder doch blosse Sympathie?"
Habe keine Ahnung, weil dies weiss man so genau wohl nie
Und wahrscheinlich bin ich, doch nur einfach in Dich vernarrt
Aber ich fühle mich so furchtbar wohl in Deiner Gegenwart
Ist es vielleicht doch Liebe, ich will es doch unbedingt wissen
Ich möchte Deine Worte und Deine Nähe niemals mehr missen
Sie sagen, Du hast eine gute Figur und ein hübsches Gesicht
Und doch mein Typ, dies bist Du eigentlich trotzdem nicht
Weil ich ja auf Dein blondes Haare überhaupt nicht stehe
Trotzdem, was ich in mir dabei überhaupt nicht verstehe
Warum ein so ungutes Gefühl beginnt, in mir aufzustehen?
Muss ich Dich rein zufällig mit einem fremden Mann sehen
Aber vielleicht ist das Alles nur ein fürchterlich dummer Zufall?
Habe ich nicht immer gesagt, Liebe erkennt man in jedem Fall
Also frage ich mich, warum sollte es jetzt bei mir anders sein?
Bitte hilf mir und lasse mich mit diesem Problem nicht allein
Sage Du mir doch, ob ich Dich nun liebe oder doch nicht?
Sage mir, wie siehst Du diese Geschichte aus Deiner Sicht?
Weil Du hattest doch irgendwie ja so wie so immer recht
Also ist Dein Ratschlag sicher auch diesmal nicht schlecht
Du gehst an mir vorbei, und ich schaue Dir nur hinter her
Was ich dabei fühle, das weiss ich schon lange nicht mehr
Was ist in letzter Zeit eigentlich bloss mit mir geschehen?
Und so kann es beim besten Willen nicht mehr weitergehen
Denn ich beginne schon langsam, wichtige Dinge zu vergessen
Ich frage mich, kann man Liebe denn nicht einfach messen?
Ein Multiple Choice Test, wie ist mir auch nicht so ganz klar
Einfach einen Liebestest, dies wäre einfach so wunderbar
Damit wäre es einfach, das Mass meiner Liebe zu erfassen
Und meine Probleme, sie würden augenblicklich erblassen
Doch leider gibt es einen solchen Liebestest heute noch nicht
Darum mache ich mir nachts Gedanken, bis der Tag anbricht
Und ich schleiche lautlos durch die Nacht, so wie die Diebe
Kannst Du mir denn wirklich nicht sagen, ob ich Dich liebe?
Dann hätte ich Klarheit, und alles wäre dann auch einfach
Ich fühle mich in Deiner Gegenwart irgendwie so schwach
Und ich armer Tropf weiss nicht einmal ganz genau, warum?
Ich möchte reden doch meine Stimme, sie bleibt nur stumm
Was ist nur mit mir los, ich weiss wirklich nicht Bescheid
Habe keinen Hunger und keinen Durst schon seit langer Zeit
Völlig ratlos bleibe ich irgendwo hier im Abseits stehen
Und ich kann mich selbst überhaupt nicht mehr verstehen
Inhaltsverzeichnis
VOM WESENTLICHEN
Weiss nicht mehr, vor wie vielen Jahren, ich begann zu dichten
Aber seither da erzähle ich ganz ungeniert meine Geschichten
Erzähle, was ich in meinen vergangenen Jahren alles so erlebte
Erzähle von meinen geheimen Träumen, nach denen ich so strebte
Erzähle viele Geschichten von ihm und natürlich auch von ihr
Und ich gebe zu, manchmal da schreibe ich sogar auch von Dir
Schrieb über Dinge des Lebens, was ich hielt für angemessen
Nur Eines habe ich bei allen meinen Zeilen leider vergessen
Nämlich, was ist denn im Endeffekt überhaupt noch wichtig?
Ehrlich, dies weiss ich leider doch auch nicht mehr so richtig
Sind es die Dinge, die uns in der Nacht nicht schlafen lassen?
Oder sind es die Gefühle, welche wir niemals so ganz erfassen?
Vielleicht sind es auch die Dinge, über die wir reden, Wort für Wort
Zum Beispiel über das Auto, über die Frauen oder auch den Sport
Mir scheint, dies kann doch überhaupt nicht sein, sage ich mir
Sind es dann doch die zahlreichen Geschichten von ihm und ihr
Habe ich vielleicht doch alle die richtigen Dinge ausgewählt?
Und haben die Geschichten, die auch am Wichtigsten sind, erzählt
Aber ich glaube nicht, es muss doch noch sehr viel mehr geben
Was ist wirklich wichtig, denn nur danach möchte ich streben
Ist das wichtig, was bei uns Tag für Tag in der Kiste läuft?
Oder ist es der Mann dort, welcher sich in der Kneipe besäuft
Aber vielleicht ist es auch etwas, was wir so gar nicht sehen
Weil wir jedes Mal Tag für Tag einfach nur achtlos vorbeigehen
Manche sagen mir, es ist gar nicht der Mensch sondern die Natur
Aber ich weiss es doch leider selbst nicht, was ist es denn nur?
Ist es das oder dies oder bist es im Endeffekt sogar noch Du?
Das kann doch wirklich auch nicht sein, lasse mich doch in Ruh'
Komm schon höre auf, immer nur alleine Dich selbst zu verherrlichen
Auf meiner unendlichen Suche nach dem Wahren und dem Wesentlichen
Habe ich mir diese Welt von allen Seiten ganz genau angeschaut
Ich habe dabei den oberflächlichen Beteuerung nie ganz getraut
Die Neugier, sie liess mich immer noch hinter die Dinge sehen
Ich dachte nie, dass dort noch so viele Überraschungen bestehen
Hatte nie genug, machte mich auf, um das Wesentliche zu erkunden
Nur leider habe ich es bis zum heutigen Tag noch nicht gefunden
Hatte ich auch oft das Gefühl, ich halte es in meiner schwachen Hand
Doch da war es auch schon wieder weg, was ich gar nicht verstand
Denn ich habe mich danach gestreckt und habe mich danach gebückt
Aber es wieder fest zu fassen, ist mir leider immer wieder missglückt
Das Wesentliche, wird mir wohl in alle Ewigkeiten verborgen bleiben
So werde ich wieder über Unwesentliches, wie Dich und mich, schreiben
In der Hoffnung das Wichtige setzt sich aus den Kleinigkeiten zusammen
Und vielleicht trägt es doch ein mir bekannten und vertrauten Namen
Inhaltsverzeichnis
LISA (PART II)
(Auf der Suche nach dem Regenbogen)
Lisa, bliebst Du so wie ich, als Kind auch völlig überrascht stehen
Als Du die Farben am Himmel das aller erste Mal hast gesehen
Glaubtest Du auch zu träumen und musstest Dich zuerst kneifen
Doch es war wirklich Realität, dies hast Du ziemlich schnell entdeckt
Hast Du auch, wie unter Zwang, Deine kleinen Hände ausgestreckt
Um schnell nach den so seltsam anmutenden Farbbändern zu greifen
Doch wenn Dir Deine Versuche auch niemals vollständig gelangen
So hielt Dich dieses wunderschöne Schauspiel doch immer gefangen
Nichts konnte Dich davon abhalten, es auch weiterhin anzusehen
Und glaubtest Du nicht auch, dass die Farben ewig würden bestehen
Trotzdem waren die Farben wenig später leider doch verschwunden
Und ganz aufgeregt begannst Du darauf hin, überall zu erkunden
Wo diese wunderbaren Farben am Himmel eigentlich sind geblieben
Die Suche hat Dich in alle möglichen und unmöglichen Ecken getrieben
Unter den Baum, ins Badezimmer, in die Garage oder in Dein Zimmer
Sogar im Kühlschrank und im Backofen und wo auch noch immer
Und selbst unter Deinem Bett hast Du ganz genau nachgeschaut
Auch den Worten von Deinen Eltern hast Du nicht ganz getraut
Du dachtest Dir wirklich, sie hätten Dich schamlos angelogen
Als sie Dir sagten, die Farben am Himmel sei ein Regenbogen
Und dass, der ganz willkürlich kommt, und dann auch wieder geht
Weil er ja nur je nach Luftfeuchtigkeit und Lichtstrahlen besteht
Doch das war Dir viel zu hoch, und es konnte doch auch nicht sein
Du hast den Regenbogen entdeckt und deshalb gehört er Dir allein
Du warst Dir auch sicher, ein Regenbogen war nicht nur zum Ansehen
Sondern man konnte ganz gewiss auch gefahrlos darüber hinweggehen
Man musste zu diesem Zweck nur einfach irgendwie den Anfang finden
Bevor die Farben wieder unaufhaltsam in das Ungewisse verschwinden
Du warst Dir absolut sicher, eines Tages wirst Du darüber hinweggehen
Und dann am anderen Ende ein neues und wunderbares Land sehen
Du hattest ein Ziel und die absolute Gewissheit, es auch zu erreichen
Ihre Worte und ihre Argumente konnten Dich dabei nicht erweichen
So sehr warst Du in Deiner so "wahnwitzigen" Vorstellung gefangen
Lisa sage mir, ist es Dir als kleines Kind nicht auch so wie mir ergangen
Doch wir wurden mit der Zeit langsam älter und die Jahre, sie vergingen
Und die Argumente begannen nun plötzlich, ganz logisch und klar zu klingen
Es kam nun auch diese Zeit, wo man über kindliche Ideen doch nur noch spasst
Nicht mehr weiss, wie viel man verliert, weil irgendwo ein Regenbogen verblast
Man hat als Erwachsener das Gefühl, die allgemein gültige Wahrheit zu kennen
Und so fällt es leicht, sich Stück für Stück von seinen Kinderträumen zu trennen
Man kann zu diesem frühen Zeitpunkt im Älterwerden auch überhaupt nicht wissen
Wie sehr man genau diese Vorstellungen kurze Zeit später einmal wird vermissen
Deshalb Lisa hole Dir diese Träume, hole Dir Deinen Regenbogen, wieder zurück
Und ich bin mir vollkommen sicher, auf diese Weise findest Du wieder Dein Glück
Inhaltsverzeichnis
GLÜCK FÜR ZWEI WOCHEN
Was soll ich weiter noch sagen, ich fühle mich hier sehr wohl
Es wird viel gelacht, die warme Sonne scheint, es ist wirklich toll
Und aus meinen Augenwinkel habe ich Dich heimlich angeschaut
Kleine Wasserperlen schimmern hell auf Deiner so braunen Haut
Schaue in Deine Augen, wo jedes Einzelne davon, sehr viel erzählt
Beobachte wie Dein nasser Rossschwanz locker auf den Rücken fällt
Denn Du hast das lange Haar zu einem Knoten gebunden im Nacken
Und ich fühle, wie mein Herz beginnt, in meine Hosen zu sacken
Ich lächle still in mich hinein, weil ich habe ja nur Badehosen an
Ich überlege bei mir stumm, ob die mein Herz aufhalten kann
Und ich spüre, wie Deine Augen mich völlig verwundert streifen
Schnell versuche ich, nach irgendwelchen Ausreden zu greifen
Denn der wahre Grund für mein Lächeln will ich Dir nicht sagen
Ich spreche auch nicht mehr weiter, ich beobachte einfach nur Dich
Dies genügt mir schon, denn es macht mich fröhlich und glücklich
Ganz leichte Berührungen, die beinahe wie zufällig erscheinen
Und eigentlich nur ausdrücken, was unsere Herzen dazu meinen
Deine Haare tropfen, und Du machst mich damit absichtlich nass
Es ist so schön mit Dir, was haben wir zusammen für einen Spass
Ich weiss, dieses Glücksgefühl verdanke ich doch alleine nur Dir
Du liegst locker und entspannt in der warmen Sonne neben mir
Und mir wird ganz plötzlich klar, ich will von Dir noch so viel mehr
Wir rennen zusammen über den heissen Sand hinunter zum Meer
Ein Lächeln auf unseren Lippen, weil wir uns so gut verstehen
Unsere Fröhlichkeit lassen wir uns natürlich auch gerne ansehen
Doch auf einen Moment auf den Anderen werde ich nachdenklich
Wie lange bleibt dieser Traum Wirklichkeit für Dich und mich?
Du drehst Dich in der Sonne, und Du berührst dabei mein Bein
Was wird nach dem Ende dieser zwei Wochen nur mit uns sein?
Werden wir uns in die Augen sehen und sagen, dass es das war?
Wir wissen Beide genau, so wird es sein, das ist jetzt schon klar
Wollen wir zwei in unseren Herzen auch noch nichts davon wissen
Und plötzlich habe ich dieses Gefühl, Dich jetzt schon zu vermissen
Aber wenn ich meine Hand ausstrecke, fühle ich, Du bist noch hier
Zum Glück liegst Du in Deinem schwarzen Einteiler noch neben mir
Ich träume stumm, es gibt kein Morgen und auch kein Übermorgen
Nur das Hier und Jetzt, meinen Alltag mit einer Traumfrau betrogen
Und die Vorstellung, dass es anders sein könnte, fällt mir so schwer
Deshalb wird mir immer klarer, ich will von Dir mehr, so viel mehr
Ich frage mich heimlich, muss ich mich deshalb vielleicht schämen?
Ich möchte Dich stundenlang küssen und Dich in meine Arme nehmen
Möchte mit Dir zusammen schlafen und Dich ganz zärtlich festhalten
Ich möchte Dich einfach für immer und ewig alleine für mich behalten
Ich schaue Dich zärtlich an und frage mich, warum es nicht sein kann?
Du lächelst zurück und Deine braunen Augen, sie strahlen mich fröhlich an
Inhaltsverzeichnis
NACKT (PART IV)
Du hast keine Kleider, mein Freund, aber schäme Dich deswegen nicht
Und lasse die Schamröte doch ruhig verschwinden aus Deinem Gesicht
Höre mir nur einmal zu, warum willst Du mich eigentlich nicht verstehen?
Sieh doch, wären alle nackt, dann könntest Du auch ihre Narben sehen
Das Lachen und die dummen Sprüche haben in Dein Fleisch geschnitten
Hart, grausam und brutal, so als wären es schmerzhafte Peitschenhiebe
Nichts hielt sie auf, wo blieb ihr Mitgefühl und wo blieb nur ihre Liebe?
Und Du schreist nur lautlos, während Deine Gesten flehentlich bitten
Völlig hilflos versuchst Du, in ihren mitleidslosen Augen zu bestehen
Von ihnen, welche sich selbst wohl niemals nackt haben gesehen
Dabei wurden sie doch einstmals auch völlig splitternackt geboren
Trotzdem lachen sie über Dich, weil Du Deine Kleider hast verloren
Ängstlich und krampfhaft versuchst Du, Deine Scham zu verstecken
Doch ein kleines Ahornblatt genügt zu diesem Zweck leider nicht
Weil ein solches läppisches Blatt, die Neugier derer niemals bricht
Welche sich schon seit einiger Zeit so lustvoll ihre Lippen lecken
Und Du gehörst ihnen, denn sie fassen völlig schamlos nach Dir
Ganz hilflos bist Du ausgesetzt ihrer Leidenschaft und Neugier
Dabei würdest Du schrecklich gerne vor ihrem Blick fliehen
Doch leider hast Du keine Kleider, die Du könntest anziehen
Am liebsten, würdest Du davonrennen, aber in welches Land?
Schützende Kleider leiht Dir von Deinen Nachbarn auch niemand
Weil Deine Nacktheit bereitet ihnen grosse Lust und Vergnügen
Du fühlst nur, wie ihre ungenierten Blicke Deine Würde betrügen
Wie gerne hättest Du in diesem Moment ein Paar Hosen und ein Hemd
Du hättest Dich damit sicher besser gefühlt und nicht mehr so geschämt
Und Du könntest Dich frei bewegen, ohne dass sie Dich blöd anmachen
Nur über die Strasse gehen, ohne dass gierige Augen Dich überwachen
Diese wunderbare Vorstellung erscheint Dir als ein unerfüllbarer Traum
Darum rennst Du davon und versteckst Dich hinter irgendeinem Baum
Kein schlechter Versuch, wenn er auch schlussendlich sinnlos war
Denn sie folgen Dir und sie schimpfen Dich nur spöttisch einen Narr
Doch anstatt sich zu benehmen, werden sie in jeder Minute kecker
Schamlos grapschen sie an Dir herum und nennen Dich noch lecker
Du bist nackt mein Freund, aber schäme Dich deswegen nicht
Du brauchst sie einfach nicht mitzumachen ihre Schweinereien
Ich weiss doch, eines Tages kannst Du Dich von ihnen befreien
Scheue Dich doch nicht vor Deinem Nachbarn geiferndem Gesicht
Weil alle jene die Kleider tragen, sich oft nur selbst darin verstecken
Sie verbergen mit durchsichtigem Stoff nur ihren Dreck am Stecken
Und deshalb lasse sie nur reden und sei stolz auf Deine Nacktheit
Weil doch genau die beweist Deinen Mut und auch Deine Ehrlichkeit
Inhaltsverzeichnis
Schreib mir, freue mich auf Fragen oder Kritik
mailto:andy.freiermuth@tcbbasel.ch
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