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Blutspuren 2
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FAHRT INS BLAUE
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Auf meinem Lebensweg hat es wieder mal unüberhörbar geknackt Und aus diesem Grund bin ich hier und meine Koffer sind gepackt Leicht fröstelnd, stehe ich neben meinem Gepäck auf einem Perron Und ich habe das Gefühl, ich werde erdrückt von dem kalten Beton Niemand ist zu sehen, so stehe ich hier im eisigen Wind ganz allein Da endlich ein lautes Pfeifsignal und mein Zug fährt quietschend ein Neugierige Blicke, welche sich in den Fenstern verschwommen zeigen Ich beeile mich, um schnell mit meinem ganzen Gepäck einzusteigen Schweigend beginne ich mich, nach einem freien Platz umzublicken "Ist da noch frei?" Als Antwort ein kurzes, kaum bemerkbares Nicken Mir gegenüber, links und rechts sehe ich ein versteinertes Gesicht Wohin dieser Zug fährt? - Keine Ahnung ich weiss das Ziel auch nicht Unbewegliche Mienen, trotzdem habe ich dieses seltsame Gefühl in mir Alle diese fremden Fahrgäste sind aus dem gleichen Grund wie ich hier Ich bin freiwillig hier und trotzdem trage ich eine Angst in meinem Herzen Und diese Angst wird nur noch übertroffen von den stummen Schmerzen Es ist mir ein Rätsel, wie ist es eigentlich nur soweit gekommen? Feuchte Augen, mein Blick in die Leere ist leicht verschwommen Wohin der Zug fährt? - Keine Ahnung, ich weiss es selbst nicht Die nassen Augen meines Gegenübers spiegeln sich im grellen Licht Und er weint wortlos, er hat bestimmt seine Gründe, mit Sicherheit Er schaut zu mir hinüber, nichts durchbricht diese Schweigsamkeit Nur in einem Abteil, da irgendwo hinter mir, schluchzt jemand leise Ich gebe es zu, dass ich grosse Angst habe vor dieser stummen Reise Aber ich weiss eines genau, ich werde trotzdem nicht hier bleiben Denn da sind wichtige unüberwindbare Dinge, die mich forttreiben Nur ein seltsames unbestimmtes Gefühl nehme ich tief in mir wahr Auf meinem Körper haftet unauffällig und wortlos ein Augenpaar Ich suche diese Augen und habe sie auch sehr schnell entdeckt Bemerke überrascht, welche Ausstrahlung sich darin versteckt Und ohne dass durch diese Stille irgendwelche Worte klangen Hielten mich die strahlenden Augen in ihrem Bann fest gefangen Das erste Mal seit langem spüre ich wieder Wärme und Geborgenheit Ich habe ganz vergessen, wie gut dies tun kann - Schweigsamkeit Viel zulange habe ich doch schon ganz alleine für mich gefroren Doch auch den Kontakt mit diesen hellen Augen habe ich verloren Leider, bevor die unüberwindbar scheinende Eisdecke in mir bricht Wohin der Zug fährt? - Keine Ahnung, ich weiss das Ziel auch nicht Ist mir auch vollkommen egal, denn ich werde überall hin mitfahren Weil es hat keinen Sinn mehr, zu sehr steckt er im Dreck mein Karren Irgendwo an einem vollkommen fremden Bahnhof werde ich aussteigen Um dann endgültig über mein ganzes bisheriges Leben zu schweigen Inhaltsverzeichnis
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"HAARIGE" LIEBE
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Wenn Du in meiner Nähe bist, dann beginne ich erst aufzuleben Alleine, dass es Dich gibt, lässt mich manchmal scheinbar schweben Es ist ein wunderbares Glücksgefühl, welches ganz tief in mir ruht Brauchst nicht zu reden, weil mir schon der Duft Deiner Haare gut tut Ich möchte auch nicht länger in meiner Seele die Gründe dafür erkunden Deine weichen Haare sind in Deinem Nacken zu einem Knoten gebunden Geniesse jede Einzelne meiner zärtlichen Berührungen mit meiner Hand Und ich löse geschickt und ganz vorsichtig Dein schwarzes Haarband Du schüttelst den Kopf, Deine Haare fliegen und fallen auf Deinen Rücken Mir gefällt Dein offenes Haar, was ich stumm mit einem Lächeln ausdrücke Du wirfst Deinen Kopf mit Schwung zurück und strahlst mich mit Deinen Augen an Auf Deinen Lippen erscheint ein sanftes Lächeln und fängt mich in seinem Bann Ich freue mich übermässig und spiele weiter hin zärtlich mit Deinem Haar Während ich in mir überlege, ob ich früher schon jemals so glücklich war Auf der anderen Seite, warum stelle ich mir so dumme und sinnlose Fragen? Anstatt Deine Wärme einfach zu geniessen, um stumm mein Glück zu ertragen Und Eines, das weiss ich genau, mein Glück trägt ganz alleine Deinen Namen Und wenn ich alleine bin, spüre ich in mir, wie gerne bin ich mit Dir zusammen Und deshalb kommt es mir auch gar nicht in den Sinn, Dich von mir zu stossen Auch Deine Hände haben nun längst begonnen, mich so zärtlich zu liebkosen Meine Hand findet immer wieder zielsicher zurück zu Deinem langem Haar Wenn sie auch eben noch auf einer langen Reise über Deinen Körper war Zärtlichkeiten einfach so zum Geniessen und auch ohne Hintergedanken Berührungen, die unheimlich gut tun, ohne Tabus und ohne Schranken Ich denke leise bei mir, dass dies überhaupt nicht Realität sein kann Du lehnst nun mit Deinem Kopf zärtlich an meine rechte Schulter an Und während dabei Deine langen Haare mitten in mein Gesicht fliegen Beginnen sich unsere Körper, langsam im Takt der Zärtlichkeiten zu wiegen Mit jeder Faser unserer Herzen fühlen wir den Rhythmus, wenn auch nicht laut Ich spüre glücklich die Wärme und Geborgenheit, die ausgeht von Deiner Haut Stecke meine Nase, wie könnte es anders sein, in Dein wohlriechendes Haar Und vergesse dabei sogar, wie es früher war, als ich noch einsam war Aber dies ist zu meinem Glück schon unendlich lange Vergangenheit Denn ich lebe jetzt mit Dir zusammen im Zeitalter der Zärtlichkeit Seit ich mein Herz nur noch von Deinen Händen lass betreuen Muss ich die Offenheit und den freien Fall nicht mehr scheuen In diesem Augenblick begegnen unsere glücklichen Lächeln sich Deine braunen und doch hellen Augen schliessen sich, ich liebe Dich Ich kann ein solches inniges und intensives - so tiefes Gefühl fühlen Während meine Hände nicht aufhören, sanft in Deinem Haar zu wühlen Geschieht es, dass wir unsere Lippen zärtlich aufeinander pressen Die ganze Welt rund um mich habe ich doch schon längst vergessen Für dieses Glück fehlen mir die Worte, ich kann es nicht beschreiben Und deshalb lasse ich diese Versuche jetzt besser einfach bleiben Inhaltsverzeichnis
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ZWEIKAMPF AUS DER FERNE
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Mir war langweilig und deshalb ging ich wohl in den Ausgang Und wenig später trat ich schon durch die Tür in die Bar hinein Neugierig schaute ich mich um, wer sass an der Theke entlang Dabei habe ich Dich, hinten in der Ecke stehend, gesehen, allein Ich habe erst gestern von Deiner Geschichte die Details erfahren Und weil andere Kollegen von mir an diesem Tag nicht hier waren Habe ich mich durch die Menge gedrängelt, um zu Dir zu gelangen Kurze Zeit später habe ich ein oberflächliches Gespräch angefangen Eigentlich befürchtete ich, Du würdest mich sofort wieder abblocken Doch zu meinem Erstaunen, war dies überhaupt nicht der Fall Im Gegenteil auf mich prasselte ein regelrechter Redeschwall Nur über die Bitternis in Deiner Stimme war ich erschrocken Alle die Dinge, die Du erzähltest waren mir irgendwie bekannt Da sich eine ähnliche Geschichte in meiner Vergangenheit befand Deshalb kann ich auch Deine Wut und Enttäuschung sehr gut verstehen Zusammen mit Deinen Gefühlen und Trauer, die Dich niederdrücken Aber ich weiss auch nicht, wie Du dies am besten kannst überstehen Nur Deine furchtbare Bitternis, die Du benützt, um Dich auszudrücken Sie bereitet mir, wenn ich ganz ehrlich bin, ziemlich grosse Sorgen Blieb es Dir wahrscheinlich in unserem Gespräch auch verborgen Ich kenne Dich sehr gut, doch ich kenne genauso gut auch sie Die seltsamen Wege der Gefühle überrascht wohl immer oder nie Weil zwischen Leib und der Seele alles Mögliche kann geschehen Ich habe diesen Verlauf genauso wie Du auch nicht voraus gesehen Ich werde mich auch nicht weiter auf die Suche nach Fehler machen Denn ich würde nur ein weiteres Feuerwerk von Vorwürfen entfachen Ich habe Dich, aber auch sie, immer als sehr gute Kollegen geschätzt Es hat also keinen Sinn, dass ihr mich gegen den Anderen aufhetzt Ich weiss nicht einmal exakt, was eigentlich genau ist vorgefallen Ich verstehe, dass Ihr versucht, Euch an gewissen Ideen festzukrallen Aber das sind Ideen, welche sich wie Tag und Nacht unterscheiden Und genau diese Differenzen lassen Euch beide nun auch so leiden Ich hörte mir ganz ruhig und geduldig an Euer gegenseitiges Klagen Im Moment tut's weh, trotzdem werdet ihr in Zukunft vielleicht sagen So wie es kam, so ist es, wer weiss, vielleicht auch gut und richtig Denn irgendwann werden für Euch wahrscheinlich andere Dinge wichtig Als das Gefühl, das man nicht in den Griff bekommt und was auf der Seele ruht Und die Suche nach Zärtlichkeiten, die grosse Enttäuschung und diese Wut Um Euch selbst zu befreien, habt Ihr Euch zu sehr in dem Netz versponnen Und ich fürchte sehr, es wird Euch noch eine ganze Weile ziemlich quälen Ich weiss auch keinen guten Rat und bin deshalb froh, als Du hast begonnen Von Anderen weniger problematischen und tiefsinnigen Dingen zu erzählen Inhaltsverzeichnis
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IN DEN HÖHLEN DES LEBENS
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Mit meinem grossen Ehrgeiz wollte ich alle die Dinge sehen Viel mehr noch, ich war bestrebt, sie auch noch zu verstehen Also machte ich mich auf, um die tiefen Abgründe zu erkunden So war ich bald schon in einem System von Höhlen verschwunden Ein Irrgarten von neuen Düften und Bilder haben mich verschlungen Und welche seltsamen und schaurigen Melodien sind dazu erklungen Zwar etwas ängstlich, aber ohne zu zögern, bin ich weiter gegangen Und wenig später, da war ich dann schon in diesem Labyrinth gefangen Die Schritte wurden schwer, doch ich war überzeugt, das Richtige zu tun Aber immer weniger liess mich das Gesehene mitten in der Nacht ruh'n Und so wurde es mir bald schon zu viel, ich wollte es nicht mehr sehen Ich betete für eine gute Gelegenheit, einfach wieder zurück zu gehen Zulange war ich schon unterwegs, viel zu sehr sitzt es mir im Blut Ich erfuhr dabei so Vieles, aber ich weiss genau, dies ist nicht gut Denn ich sah diesen geheimnisvollen Platz, wo sich die Gelüste weiden Fand sogar den Ort, wo Taten und Worte sich beginnen zu unterscheiden Ich wurde stürmisch überrollt von Unbekanntem und von Gefühlswellen Und traf so auf manchen seltsamen, beinahe schon gefürchteten Gesellen Besuchte die Garderobe, wo sich die Lügen vor dem Auftritt ankleiden Und wurde unaufhaltsam mitgerissen von dem Mitgefühl mit dem Leiden Es wurde irgendwie zu einer Sucht, ich bin immer weiter eingedrungen Die Menschen zu verstehen, manchmal ist es mir tatsächlich gelungen Aber eines Tages wurde es mir bewusst, wie sehr ich daneben erfriere Und ich bemerke langsam aber sicher, wie ich meinen Verstand verliere So geschah es plötzlich, dass meine Zielstrebigkeit langsam verblasste Und wie mich der Strudel des Nicht-Mehr-Vergessens immer mehr erfasste Ich versuchte mich, an jedem noch so schwachen Strohhalm festzuhalten Wurde zum kleinen Treibball mit dem die Mächte nach Belieben walten Ich sah so viel, aber ganz davon lösen, konnte ich mich leider nicht Sehnte mich im Labyrinth dieser Höhlen zurück nach dem Sonnenlicht Und ich begriff der Rückweg ist noch schwerer als der Weg dorthin Ich stecke fest, aber ich weiss, dass ich selbst schuld daran bin Trotzdem eine ungehörige Last drückt seit langem ständig auf mich Dass ich einmal daran zerbreche, erscheint mir manchmal unvermeidlich Doch auf der anderen Seite weiss ich, dies ist der Platz auf der Erde Wo ich in gewissen Situationen helfen kann, wo ich gebraucht werde Denn vielleicht schenke ich durch meine Erfahrung Anderen etwas Licht Deshalb muss ich durchhalten, nicht aufzugeben, dies ist meine Pflicht Ich weiss einfach nicht, wie lange dies noch wird und kann gut gehen Aber ich versuche mit meinen Kräften, in diesen Strudeln zu bestehen Und meinen Kopf im stürmischen Gegenwind trotzdem hoch zu halten Es muss mir gelingen, was ich nicht mehr vergessen kann, zu verwalten Nur die Frage bleibt, wer oder was kann mir die nötige Kraft dazu geben Weil sonst und dies ist sicher, werde ich nicht mehr sehr lange leben Inhaltsverzeichnis
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EINE GUTE FREUNDIN
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Setze mich mit Dir immer wieder gerne für ein Gespräch an einen Tisch Denn es redet sich sehr gut mit Dir, Du bist mir wirklich sympathisch Du bist einfach so herrlich ehrlich, und dafür möchte ich Dir danken Es ist schön, mit Dir zusammen zu sein, einfach so ohne Hintergedanken Warum auch nicht, du bist eine Frau und eigentlich nur Eine unter vielen Wären da nicht die zahlreichen Sprüche, welche immer auf Dich zielen Ich weiss schon lange, was sie über Dich erzählen, es ist die Wahrheit Du hast es doch längst zugegeben mit Deiner so verblüffenden Ehrlichkeit Es liegt nicht an Deinem Aussehen, weil man muss Dich als hübsch beschreiben Trotzdem hat es einen Grund, dass die Annäherungsversuche der Männer ausbleiben Nämlich, Dein Partner neben dem Du während der Nacht in einem Bett liegst Und in dessen warmen Armen Du Dich in schlechten Zeiten gerne schmiegst Dein von Herzen geliebter Partner, er ist genauso wie Du auch, eine Frau Und darum reden sie alle heimlich über Dich, die Details wissen sie genau Über Dich und über sie und darüber was ihr in der Nacht alles zusammen macht Und sie machen ihre dreckigen Sprüche, über die wohl nur noch ein Idiot lacht Du erträgst es geduldig und schweigend, denn Du liebst sie, und sie liebt Dich Warum hast Du eigentlich den Weg gewählt, manchmal, da frage auch ich mich Aber im Grunde geht mich dies genauso wie die Anderen überhaupt nichts an Vielleicht wurdest Du früher einmal schrecklich enttäuscht von einem Mann Und vielleicht lässt Du Dich deshalb heute lieber von einer Frau liebkosen Ist doch auch völlig egal, denn auch diese Liebesknospen werden zu Rosen Und wenn ich diese doofen Männer sehe, welche da grinsend herumstehen Dann gibt es Augenblicke, da kann ich Deinen Weg sogar noch verstehen Sie allein kann erfüllen, Deine geheimen Sehnsüchte und Deine Gelüste Und berührt sie mit zärtlichen Fingern Deine weiche Haut und Deine Brüste Dann gibst Du Dich vertrauensvoll hin, ihrer viel versprechenden Zärtlichkeiten Was brauchst Du, da noch darüber zu reden und es vor den Anderen zu bestreiten Es gibt sogar Augenblicke, da glaube ich, in ihrem Verhalten zu entdecken Dass die Meisten hinter ihren Sprüchen nur Neid und Eifersucht verstecken Auch ich gebe es zu, ich bewundere Dich wirklich sehr um Deine Offenheit Du lässt uns damit doch einige Meilen weit zurück mit unserer Verklemmtheit Wir denken doch selbstherrlich, nur das sei normal, was wir auch selbst machen Alleine diese Einstellung und diese Argumentation ist doch schon so zum Lachen Warum sollte man die Geborgenheit und die Zärtlichkeit nicht wo anders finden? Bevor alle intimen Träume unerreichbar hinter dem fernen Horizont verschwinden Wie viele Menschen würden wohl gerne, wie ihr zwei diese wärmende Liebe besitzen? Auch von denen, die heute Abend Dich auslachen und mit mir an diesem Tisch sitzen Dein Auftreten, Dein Aussehen, auch Deine Art überhaupt nichts lässt es erkennen Dass Deine Gefühle, Deine Begierde und Dein Weg Dich von anderen Frauen trennen Für mich, ich hoffe, Du hast es nie anders empfunden, bist Du wie die Anderen auch Denn ich stochere doch nicht im Feuer, wenn ich irgendwo entdecke ein bisschen Rauch Nur manchmal hoffe ich beinahe, wenn Du einmal wieder einen Mann an Deiner Seite willst Dass Du dann zu mir kommst und mit mir Dein ungewohntes und neues Verlangen stillst Inhaltsverzeichnis
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GIB MIR EINE CHANCE
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Jedes Mal wieder, wenn wir uns zufällig irgendwo sehen Habe ich dieses Gefühl, Du kannst mich nicht ausstehen Mich nicht zu mögen, dies ist Dein sehr gutes Recht Deswegen denke ich von Dir bestimmt nicht schlecht Nur eines, was ich Dir auch offen und ganz ehrlich sage Dass es da etwas gibt, was ich doch ziemlich beklage Nämlich, dass Du mir keine Chance willst gewähren Mich zusammen mit meinem Verhalten zu erklären Hättest die Gelegenheit Deine Vorwürfe zu formulieren Vielleicht könnte ich dann auch meine Fehler kapieren Das Eine oder das Andere könnte ich so besser machen Vielleicht würden wir ein neues Verständnis entfachen Es gibt sicher auch Dinge, die hast Du falsch gesehen Mit meinen Erklärungen könntest Du sie dann verstehen Du würdest einsehen, das Meiste war nicht böse gemeint Auch wenn es Dir manchmal ganz genau so erscheint Doch diese Missverständnisse können wir nur erfassen Wenn wir nicht weiter unsere Gelegenheiten verpassen Um einmal offen und ehrlich miteinander zu sprechen Vielleicht kann auf diese Art und Weise das Eis brechen Vielleicht kannst Du mich auch danach noch nicht ausstehen Aber Du hättest die Möglichkeit, hinter meine Fassaden zu sehen Ich würde den Versuch wagen, Dir Persönliches von mir zu zeigen Ich denke, es ist besser, als ständig nur über alles zu schweigen Ein Gespräch hat doch sehr oft ein seltsam grosses Gewicht Und nützt es nichts, so schadet es uns bestimmt auch nicht Wir können uns doch später immer noch aus dem Weg gehen Aber zuerst sollten wir doch einmal zu uns selbst stehen Ich weiss zwar auch nicht, was anschliessend aus uns wird Doch vielleicht entdecken wir, wir haben uns Beide nur geirrt Wer weiss schon, vielleicht waren wir Beide nur voreingenommen Dies ist der Grund, warum ich von Dir gerne eine Chance würde bekommen Komme mir doch bitte bei meinem Versuch einen kleinen Schritt entgegen Ist mein Begehren und meine ganze Hoffnung, denn wirklich so verwegen Es ist doch eigentlich, wie bei allen Dingen, nur der Anfang ist schwer Und der ganz grosse Rest, anschliessend wahrscheinlich nicht mehr so sehr Nur einen Versuch, er wäre mir wichtig, dies will ich Dir nur sagen Bist denn auch Du einmal dazu bereit, dies möchte ich Dich fragen Ich wünsche mir, Du wirst Dich in meinem Sinne entscheiden Denn eigentlich kann dabei niemand verlieren von uns Beiden Also keine Hemmungen lasse mich ruhig Deine Vorwürfe hören Weil so unnötige Mauern zwischen Menschen bestimmt nur stören Darum lasse uns einen anderen, besseren, neuen Weg da hinaus finden Damit unsere Vorurteile im Nichts oder in der Gewissheit verschwinden Inhaltsverzeichnis
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AN DER KREUZUNG
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Hätte ich damals an der Kreuzung den anderen Weg genommen Wer weiss, vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen Ich erinnere mich an Dich und an Deine Lebensweisheiten Welche mich auch heute noch durch meinen Alltag begleiten Du standest da, schüchtern und schon beinahe voller Scham An dem Arm von der Kreuzung, welcher ich damals nicht nahm Ich bemerkte sehr schnell, ich musste mich vor Dir verneigen Weil Du hattest mir, doch so viel Neues und Gutes zu zeigen Und trotzdem habe ich den anderen Weg für mich gewählt Alle die Gründe dafür, sie sind ziemlich schnell aufgezählt Alle zusammen sagen mir, dass mein Entscheid richtig war Habe es mir auch reichlich überlegt und war doch ein Narr Auf meinem neuen Weg wurde ich einer Sackgasse gefangen Ich wäre wohl besser mit Dir den schwereren Weg gegangen Aber es kam alles ganz anders, ich habe die Kurve gekriegt Und ich vergass dabei ganz, wie weh es einem tut, wenn man siegt Ich sehe Dich heute noch an der Kreuzung stehen im "Purple Rain" Es geschah alles sehr schnell keinen Abschied und keine "Pain" Du standest einfach nur da mit einem Lächeln und hast gewunken Ich nahm die scharfe Kurve, es schlugen nur noch feurige Funken Und wollte ich einmal aussteigen aus meiner vorgegebenen Bahn Dann blitztest Du mich provozierend mit Deinen grünen Augen an Und mir wurde wieder bewusst, ich durfte mir keine Pause gönnen Wer weiss, ich hätte Dich vielleicht sogar noch aufhalten können Manchmal in ganz stillen Stunden sehe ich vor mir Dein Gesicht Vorwurfsvoll, es sagt mir lautlos aber deutlich, aufgeben gilt nicht Deine Witze und Deine Sprüche hielt ich niemals für einen Gewinn Aber ich wurde älter und sehe nun auch den verborgenen Sinn darin Alle Menschen sterben irgendwann, wurden sie erst einmal geboren Doch nur sehr wenige, haben so wie Du, ihr Licht niemals verloren Und ich bin mir völlig sicher, Dein Licht wird bestimmt immer strahlen Weil sich Deine Argumente und Deine Art zu leben, immer noch auszahlen Wenn ich die Augen schliesse, kann ich Dich heute noch vor mir sehen Froh lächeln und winkend, sehe ich Dich drüben an der Kreuzung stehen Du warst mit mir hart und sehr streng, aber Du warst auch immer gerecht Alle haben Deinen Worten bedingungslos gehorcht, auch ich war Dein Knecht Wir waren Dein Gefolge, Deine freiwilligen Schüler, Du warst der grosse Boss Denn Du hattest die gesamte Weisheit gesammelt in Deinem warmen Schoss Du warst unsere Lehrerin und das dicke Seil, an welchem wir uns festkrallten Du sorgtest dafür, dass unsere Schreie nicht immer nur ungehört verhallten Hast zuerst immer an uns und erst sehr viel später an Dich selbst gedacht Sorgtest dafür, dass eine neue, bisher unentdeckte Kraft in uns erwacht Alles zu geben und immer zu kämpfen, dies habe ich Dir einst versprochen Doch wie die Anderen bin ich auch an Deinem so schweren Weg zerbrochen Inhaltsverzeichnis
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BEZIEHUNG
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Komme schon, lasse Deinen hübschen Kopf nicht so hängen Vergiss alle die Gedanken, die sich Dir stumm aufdrängen Du sähest nicht gut aus, schlimmer noch Du seiest hässlich Ich kann diese Sätze längst nicht mehr hören, schäme Dich Es ist bestimmt die blödeste Sache, die je eine Frau ersann Nur weil Deine letzten beiden grossen Lieben nicht so klappten Und deshalb alle Deine Gefühle und Träume im Dunkeln tappen Natürlich bist Du nicht der absolute Traumtyp von jedem Mann Aber glaubst Du, dass eine Deiner Beziehungen besser hinhaute Wärst Du eine andere Frau, welche vielleicht besser ausschaute Nein, dieses "Scheitern" ist bestimmt nicht Deines Aussehens wegen Du solltest Dir vielleicht besser einmal ganz alleine für Dich überlegen Nicht wie Du selbst, sondern wie Deine Beziehung sollte aussehen? Wer weiss, vielleicht gelingt es Dir dann, etwas leichter zu verstehen Dass diese Männer nach denen Du, in der Regel beginnst zu spinnen Vielleicht die Falschen sind, Du wirst auf diese Weise nie gewinnen Weil Du mit ihnen niemals Deine Wünsche und Dein Verlangen stillst Darum versuche, Dir zuerst selber klar zu werden, was Du genau willst Und überhaupt - Bist Du für eine innige Beziehung eigentlich bereit? Überlege bei Dir doch einmal ganz ehrlich, ist sie schon reif die Zeit? Denke daran, Du müsstest von Deinem jetzigen Dasein einiges aufgeben Nein, Du könntest auf keinem Fall einfach so wie bisher weiterleben Vielleicht ist es nur das, was Dich dabei vor unlösbare Probleme stellt Und Dich trotz Deiner Liebe von einer glücklichen Beziehung abhält Doch auch im ganz grossen Glück kann man nicht alles zusammen haben Jede intime Beziehung fordert nämlich auch seine persönlichen Gaben Zum Beispiel wird der Abstand grösser auch zu den besten Kollegen Und manchmal schlägt Dir auch noch Neid und Eifersucht entgegen Gerade von den Kollegen, das hättest Du niemals von ihnen gedacht Dies ist einer der Gründe, warum der Ausgang früher endet in der Nacht So wird nach und nach die Zahl Deiner Freunde und Deine Freiheit kleiner Überhaupt die Feste und die Umgangsformen werden seriöser und feiner Ist es das was Du auch willst, bist Du tief in Dir Innen schon dazu bereit? Oder tobt in Dir vielleicht intern darüber doch noch ein heftiger Streit Und Du willst von Deinem bisherigen Leben nicht ein Stück aufgeben Aber auf der anderen Seite trotzdem in einer intimen Beziehung leben Man kann nichts so endgültig festhalten, weil die Dinge verändern sich Jede Form von Beziehungen zieht Verschiebungen nach sich unausweichlich Deshalb suche Dir einen lieben Menschen, der in Deine Vorstellungen passt Denn dies ist die Voraussetzung, dass das Glück bei Dir auch Fuss fasst Einfach einen bodenständigen und trotzdem netten Menschen zum lieben Kein Traumtyp, wie er in der Werbung und in Romanen wird beschrieben Einen der seine Fehler hat, tolerant ist, schaue, zum Beispiel diesen dort Der seine Fähigkeiten verborgen hält, schüchtern ist, halt einer von vielen Welcher oft nur saublöde herumsteht und selten findet das richtige Wort Lasse doch Deine Gefühle mal auf einen solchen unscheinbaren Typen zielen Inhaltsverzeichnis
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LISA (PART III)
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(Schenke mir Deinen Regenbogen)
Lisa, wie viel Zeit brauchst Du noch, um zu trocknen Deine Tränen Weil irgendwann würde ich Dich gerne fest in meine Arme nehmen Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut, dieses Gefühl ist schrecklich Weiss einfach nicht mehr weiter, denn vielleicht liebe ich Dich Aber vielleicht handelt es sich auch nur um ganz billiges Mitleid So gerne möchte ich Klarheit und weiss doch selbst nicht Bescheid Leider ist es so, dass ich keiner der beiden inneren Stimme vertraue Nur jedes Mal wenn ich Dich mit meinen Augen voller Gefühl anschaue Und wenn dann noch ein Lichtstrahl schimmernd in Deinem langen Haar Dann wird mir irgendwo zwischen meinem Herz und meinem Hirn eines klar Nämlich, dass ich von Dir unbeschreiblich viel mehr erträume und will Mein erschöpfter Puls rast, und mein Herz bleibt wieder Mal nicht still In diesen Augenblicken fühle ich deutlich, wie sehr ich Dich begehre Auch wenn ich mich aus sehr guten Gründen ganz heftig dagegen wehre Und trotzdem möchte ich am liebsten immer an Deiner Seite weilen Um mit Dir den schönsten Regenbogen auf der ganzen Welt zu teilen Nur, über das was war, darüber kann ich nicht einfach hinweg sehen Ich kann es nicht, dies muss ich Dir ehrlich und ganz offen eingestehen Ich weiss, Du kannst nichts dafür, und ich bemühe mich wirklich sehr Und es ist mir auch klar, für Dich war alles sicher zehn Mal so schwer Trotzdem was ich dabei genau fühle, ich erkenne es doch selbst nicht Wir beide leiden sichtbar und scheuen trotzdem das helle, grelle Licht Ich will Dir wirklich so gerne helfen und denke, es sei die grosse Liebe Ein Irrgarten der Gefühle, so kommt es, dass ich alles von mir schiebe Ich bin wahrscheinlich schon längst überfordert, kann nicht mehr denken Dabei wollte ich Dir doch eigentlich nur meinen Regenbogen schenken Jetzt stelle ich ganz beschämt fest, Du schenktest mir sogar noch Deinen Und ich bin vollkommen hilflos und lasse Dich einfach schutzlos weinen Mir bleibt nur Eines, beiseite zu treten, um mich dort wortlos zu schämen Dabei würde ich Dich eigentlich gerne in meine schützenden Arme nehmen Weil ohne eine Frage eines, dies weiss ich selbstverständlich ganz genau Du bist so unbeschreiblich mehr, Du bist ganz ehrlich eine super Frau Doch Dein Lebensweg war, ist und bleibt leider auch ziemlich schwer Mein Anteil an der Geschichte war leichter, aber ich kann nicht mehr Vielleicht keine Liebe nur Mitgefühl, weil ich war sichtlich betroffen Aber was kann ich noch mehr tun, als für Dich das Allerbeste zu hoffen Ich hasse mich, ich bleibe stehen und fühle mich beschissen und schwach Und diese Gefühle in meiner Magengegend halten mich Nacht für Nacht wach Ist da zu guter Letzt vielleicht doch noch eine grössere und stärkere Kraft Als nur, wenn man dies so sagen kann, eine tiefe und innige Kollegschaft Wer weiss, wie diese Geschichte jetzt in naher Zukunft wird weitergehen Ich hoffe sehr, Du hast die Kraft, welche nötig ist, um dies durchzustehen Inhaltsverzeichnis
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WENN DIE FANTASIE WEH TUT
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Ich werfe mich auf meinem Bett unruhig hin und her Der Regen tönt, so als würde er an das Fenster klopfen Die Scheiben sind völlig verschmiert von Regentropfen Es tut weh, es tut mir weh, es tut wirklich weh, so sehr Ich lächle bittersüss, dies nennt man wohl Galgenhumor Der Grund dafür ist wohl, ich stelle es mir gerade vor Wie er ganz zärtlich und sanft berührt ihre weiche Haut Er hat mir das Allerwichtigste in meinem Leben geklaut Ich gebe es nicht zu, aber meine Augen sind angenetzt Und ich frage mich laufend, was machen sie wohl jetzt? Ob sie gerade in diesem Augenblick nebeneinander liegen? Ich finde dies nicht fair, warum nur musste er sie kriegen? Es ist noch nicht lange her, da gehörte sie noch zu mir Und jetzt ist dieser Kerl doch tatsächlich ganz alleine bei ihr Was geschieht wohl hinter den geschlossenen Fensterläden? Ich befürchte sehr, dass die Beiden dort nicht nur reden Erzählt sie ihm vielleicht sogar von unseren Geheimnissen? Bitte nicht, davon braucht er, doch sicher nichts zu wissen Lasse mir den Glauben, dass ich etwas Besondere war und bin Ich weiss leider ganz genau, sie streichelt, und sie küsst ihn Sie schenkt ihm nun alleine ihre so wohltuende Zärtlichkeit Ich bin für sie nur noch eine Geschichte in der Vergangenheit Doch bitte lasse unsere Intimitäten in Gedanken weiterbestehen Es liegt alleine in Deiner Macht, es darf doch niemals geschehen Dass unser Zusammensein einfach nur noch Eine unter Vielen wird Ich wünschte mir doch so sehr, ich hätte mich damals geirrt Als ich sie zum ersten Mal mit ihm zusammen habe gesehen Und wenig später erfuhr ich, dass sie nun miteinander gehen Ich weiss, in diesem Augenblick ist er gerade wieder bei ihr Stellt sie vielleicht sogar Vergleiche an zwischen ihm und mir? Es gibt bestimmt Dinge, da ist er besser, ich überlege und rate Es tut schrecklich weh, schläfst Du mit ihm vielleicht gerade? Oder flüstert er Dir gerade ein Liebesgeständnis in Dein Ohr? Ich kann nichts dagegen tun, ich stelle es mir laufend vor Diese Bilder sind mir mit geschlossenen Augen noch vertraut Ich sehe sie vor mir, Hand in Hand, Arm in Arm, Haut an Haut Belüge mich, es ist so sinnlos, ich glaube es trotzdem nie Ich bin fürchterlich wütend, ich hasse sie - Ich liebe sie Ich weiss nicht mehr, was mit mir eigentlich hier geschieht? Suche verkrampft auf der CD irgendein anderes, besseres Lied Darf mir nicht weiter vorstellen, sonst verliere ich den Verstand Wo berührt er Dich gerade in diesem Augenblick, mit seiner Hand Und sind seine Küsse auch so zärtlich und süss wie die meinen? Es tut so weh, schrecklich weh, aber ich werde nicht weinen Inhaltsverzeichnis
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BERGBACH
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Ich habe sie nur selten getroffen, aber ich hätte sie gerne mehr gesehen Kam ich mir auch jedes Mal schmutzig vor neben ihr, muss ich eingestehen Sie schaute zu mir hinauf, doch ich fühlte mich dabei irgendwie klein Ihr Blick war so bewundernswert unschuldig, hell und auch so rein Genau gleich, wie zwei leuchtende, vertraute Sterne im Weltall Oder wie blaue Orchideen in der Gischt von einem Wasserfall Und sie liess alle Menschen völlig ungeniert hinein schauen Sie kannte überhaupt kein ähnliches Gefühl wie Misstrauen Keine Mauer und auch kein Hindernis hielten den Blick auf Sie liess allen ihren Gefühlen einfach ihren freien Lauf Intrigen und Betrügereien konnte sie niemals verstehen Durch ihre Augen konnte man ganz tief in ihre Seele sehen Ihre kleine Welt, sie war völlig durchsichtig bis auf den Grund Und wenn sie lächelte, geschah es nicht nur mit dem Mund Wenn ein kleiner Dorn sie in ihr verwundbares Herz stach Flossen ihre Tränen genau so hell und klar wie ein Bergbach Manchmal war sie so unschuldig und naiv wie ein kleines Kind Eine Welt zierlich und fein, als ob sie schnell zerbricht im Wind Ich war sehr glücklich, dass sie mich als Gast empfing in ihrer Welt Nur einmal habe ich sie gefragt, wie sie sich das da draussen vorstellt? Sie schaute mich intensiv mit ihren Augen an und lächelte in sich hinein Und liess mich ohne eine Antwort mit meiner so neugierigen Frage allein Ich wiederholte trotz meiner Neugier auf eine Antwort meine Frage nicht Weil ich musste ja annehmen, dass sie nicht sehr gerne darüber spricht Erst irgendwann sehr viel später, habe ich es dann doch noch verstanden Es war an einem Abend als wir uns zufällig an demselben Ort befanden Ich war so voller Hass und auch voller Wut an dieses Fest gekommen Sie lächelte, aber ich wusste, sie hatte es sofort wahrgenommen Sie fragte mich nur fröhlich: "Warum ich eigentlich so laut lache?" Dies schlug doch dem Fass den Boden aus, ich verlor meine Sprache Sie fragt mich, warum ich lachte, dabei war mir eher zum weinen Und ich verstand es nicht, wie konnte sie dies denn nur meinen? Ich befürchtete schon, sie begann, in diesem Moment durchzudrehen Meine wütende Laune verflog, und ich konnte sie plötzlich verstehen Wieder sah ich durch ihre durchsichtige Maske tief in sie hinein Genau so wie in einen Bergbach, welcher springt von Stein zu Stein Und welcher ganz allein bestimmt sein ganz persönliches Geschick In dem kurzen Augenblick erkannte ich die Wahrheit in ihrem Blick Ich konnte ihren eigenen Weg ganz deutlich und klar in mir fühlen Und er begann, wie eine wild wachsende Orchidee in mir aufzublühen Ich erkannte plötzlich, sie war mit ihrer Unschuld schön hintertrieben Aber sie ist damit für eine ganz kurze Zeit doch Siegerin geblieben Wie ein Bergbach der von Zeit zu Zeit unter der Erde verschwindet Und trotzdem unbeirrbar seinen angestammten Weg ins Meer findet Inhaltsverzeichnis
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IM ADVENT
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Ich gehe durch die Stadt, Tausende von Leuten, ein riesengrosses Gedränge Vorweihnachtliche Stimmung, an der Ecke höre ich die Heilsarmee-Gesänge Da verspüre ich plötzlich einen Druck auf der Blase, wohl jedem bekannt Natürlich keine grosse Katastrophe, denn die Lösung war schnell zur Hand Auf dem Weg zu der öffentlichen Toilette drängte ich mich durch den Haufen Von den Menschen, die herumstehen und irgendwelche blöden Dinge kaufen Zum Glück ist ein solches öffentliches "Scheisshaus" an meinem Weg gelegen Als ich die Tür aufmachte, da schlug mir sofort eine wohltuende Stille entgegen Das Erste, was ich sah, war ein Mädchen oder besser gesagt eine junge Frau Die Trennlinie dazwischen ist oftmals verschwommen, weiss auch nicht genau Peinlich, habe ich mich in der Tür geirrt, dachte ich in den ersten Sekunden Doch dies war nicht der Fall, wie die Schüsseln zum "Schiffen" klar bekunden Sie lag einfach nur da, in sich zusammen gerollt in der rechten Ecke gekauert Ein trauriger und armseliger Anblick, irgendwie habe ich sie schon bedauert Sie trug einen braunen, dicken und warmen Pullover, ihre Hosen waren zerrissen Aber ich denke, diese Jeans hatte ganz bestimmt nicht die Mode auf dem Gewissen Ihren Kopf hatte sie auf eine ebenfalls braune und abgeschabte Lederjacke gelegt Als ich forsch zur Tür herein kam, hatte sie sich ganz leicht zur Seite hin bewegt Und schaute mich dann mit ihren grossen und weitaufgerissenen Augen prüfend an Einen strengen Blick, der mich musterte, als sehe sie zum ersten Mal einen Mann Erst in dem Moment ist mir aufgefallen, welcher schreckliche Gestank hier besteht Dieses übel riechende Gemisch von "Pisse und Scheisse", der einem entgegen weht Ich denke, auf öffentlichen Toiletten wird es wohl überall auf dieser Welt so stinken Nachdem sie mich so ganz genau gemustert hatte, liess sie sich dann wieder sinken Ich wendete meinen Blick ab, und ich brauchte nur, einige wenige Schritte zu gehen Um dann vor der Ersten von den verkalkten weissen Schüssel an der Wand zu stehen Ich öffnete meinen Reissverschluss und packte dann aus, was ich auszupacken habe Der Druck löste sich ganz langsam, ich spendete eine gelbliche und wässerige Gabe Die Wand vor mir war von oben bis unten verschmiert von Telefonnummer kaum lesbar Auf Augenhöhe steht natürlich der Standardspruch: "Wer dies liest, ist ein grosser Narr" Was soll es auch, ich lächelte, denn ein solcher Spruch bringt mich nicht aus der Ruh' Sie schaute mir von der Seite neugierig beim Erledigen meines Geschäftes zu Ich sah aus dem Augenwinkel ihre grossen Augen und ihr bleiches Gesicht Sie hatte rötliche, kurzgeschnittene Haare, viel mehr von ihr sah ich nicht Meine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt und endlich war mit dem Fluss Schluss Ich packte nun alles wieder ein und schloss dann meinen Reissverschluss Ich konnte auch bei diesem Vorgang ganz deutlich ihren Blick auf mir fühlen Vollkommen ruhig und stumm suchte ich irgendwo einen Knopf, um zu spülen Er funktionierte natürlich nicht, dann wusch ich mir noch schnell meine Hände Auch beim Lavabo war ich umgeben von überall voll beschriebenen Wänden Noch einmal hatten sie und ich uns gegenseitig stumm in die Augen gesehen Dann öffnete ich die schwere Tür, um wieder hinaus in die Kälte zu gehen Floh schnell in die Menschenmenge, in den Trubel und in die dunkle Nacht Erst später habe ich mir über diese seltsame Begegnung Gedanken gemacht Inhaltsverzeichnis
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SANDWICH
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Ich sass in der ersten Reihe auf einem der Stühle ohne Lehnen Direkt vor der Bühne, junge Leute spielten dort - eher Mittelmass Mit einem Blick stellte ich fest, auch das Publikum war zum gähnen Vor mir stand ein halbleeres oder besser gesagt halbvolles Cola Glas Da hörte ich ganz erstaunt ein frisches, heiteres Lachen am Nebentisch Ich erblickte dort ein Gesicht nett und auch wirklich sehr sympathisch Ich war gerade dabei, ein megagrosses Schinkensandwich zu verdrücken Doch aus meinen Augenwinkel habe ich gleichzeitig hinüber geschielt Da war kein Zufall dabei, meine Blicke haben genau auf Dich gezielt Ich begann unauffällig und so wie neben bei, etwas näher zu rücken Nach ein paar weiteren Versuchen hatte ich dann auch endlich Glück Deine Augen strahlten hell lächelnd und bodenlos klar zu mir zurück Wir sahen uns wortlos an, und nur knapp zwei Meter lagen dazwischen Irgendwo in der Mitte begannen sich, unsere Blicke zu vermischen Haben sich wieder gelöst und doch wieder in einem Knoten verstrickt In immer kürzeren Abständen wurde ein Lächeln hin und her geschickt Angemacht wohl durch mich, hattest Du auch ein Sandwich gegessen Wenig später sind wir dann an einem und demselben Tisch gesessen Und es war dabei ziemlich eng, weil der Saal doch recht gefüllt war Deshalb war es wenig erstaunlich, Berührungen waren unvermeidbar Dann wenn man sich irgendwie bewegte so zum Beispiel beim Beifall Trotzdem ich will sicher nicht sagen, diese Berührungen waren Zufall Ich spürte Deine Körperwärme, und ich fühlte Deine wohltuende Nähe Und wenn ich von der Seite in Deine schönen und warmen Augen spähe Erwacht in mir eine unerwartete und deshalb so wunderbare Vertrautheit Und so sassen wir einfach nebeneinander für eine ziemlich lange Zeit Der langhaarige Typ auf der Bühne spielte immer noch auf der Gitarre Man sollte zwar nicht lästern, aber es war schon nicht ganz das Wahre Zwischen seinen Liedern begann er, ziemlich dumme Sprüche zu lallen Ich zweifelte daran, ob an seinem Spiel jemand fand seinen Gefallen Aber was soll es eigentlich, uns war dies an unserem Tisch doch egal Wir sassen da Schulter an Schulter, und wir spendeten ganz brav Beifall Die Gespräche dazwischen haben uns Stück für Stück etwas näher gebracht Ohne den kleinsten Unterbruch haben wir dabei geflirtet und auch gelacht Nur die kleinen unzählige Berührungen, sie sind weiter "zufällig" geblieben Ansonsten hat uns wohl nichts unterschieden von diesen Paaren, die sich lieben Irgendwann war das Konzert dann doch noch zu Ende, es gab noch eine Zugabe An dem Abend geschah so viel, wusste nicht einmal, was ich alles gesagt habe Die Minuten verstrichen unaufhaltsam, es war schon eine fortgeschrittene Zeit Und eigentlich war es eine Geschichte, die laut nach einer Fortsetzung schreit
Doch mehr - mehr war nicht oder vielleicht halt doch Wer weiss dies heute schon noch? Inhaltsverzeichnis
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LIEBE UND TOD
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Eben habe ich im Fernseher einen Liebesfilm gesehen Ich konnte ihn wieder einmal überhaupt nicht verstehen Gestern, da habe ich ein bisschen Weltliteratur gelesen Wie könnte es auch anders sein, es ist dasselbe gewesen Und in diesem Augenblick spielen sie im Radio ein Liebeslied Wo leider wieder einmal genau das gleiche Vorgehen geschieht Überall wird gesagt, dass Tod und Liebe gut zusammen passen Aber ehrlich, dies ist doch ganz bestimmt nicht zum Spassen Frage mich, muss das nicht jeden vernünftigen Menschen stören Er sagt zu ihr, wenn Du mich nicht liebst, dann bringe ich mich um Diesen und ähnliche unüberlegte Sätze sind doch wirklich dumm Ich kann solche doofen Aussagen schon längst nicht mehr hören Denn ich hörte sie leider auch schon in meinem richtigen Leben Und deshalb wird es endlich Zeit, darauf eine Antwort zu geben Aus unglücklicher Liebe zu ihr willst Du Dich nun umbringen Ich hoffe schon beinahe, das Vorhaben wird Dir auch gelingen Denn es ist ein egoistischer Plan, lieben tust Du sie sicher nicht Weil Dein Vorhaben dem ersten Grundsatz der Liebe widerspricht Der geliebten Person niemals absichtlich Schmerzen zu zufügen Du willst nicht aus Liebe sterben, höre doch auf, Dich zu belügen Du kannst es noch zehn Mal wiederholen, ich glaube es Dir nie Weiss ich auch ganz genau, Du kannst nicht mehr leben ohne sie Und das Du genug hast, Nachts mit der Hand in die Leere zu tasten Aber das gibt Dir kein Recht, sie so mit Schuldgefühlen zu belasten Nur weil Du ihr zeigen willst, wie es ist, wenn Du nicht mehr da bist Es nimmt Dich doch nur wunder, ob sie Dich dann einfach so vergisst Natürlich, würde sie danach immer wieder von neuem an Dich denken Weil Du ihr schrecklich weh tust und sich Schuldgefühle aufdrängen Schätzte ich Dich wirklich so falsch ein, ist dies alleine Deine Absicht Dann tue es doch, aber Eines ist sicher, aus Liebe ist es bestimmt nicht Es scheint mir viel eher, Du möchtest sie nur um Dich weinen sehen Aber verlange ja nicht von mir, Dein Vorhaben auch noch zu verstehen Weil für mich persönlich hat das mit Sicherheit nichts zu tun mit der Liebe Wenn man an den geliebten Menschen austeilt solche schmerzhaften Hiebe Versuche doch zu leben, für sie, aber vor allem auch um Deinetwillen Vergiss nicht, mit Deinem Überleben hilfst Du doch auch ihr im Stillen Und deshalb, wenn Du sie wirklich liebst, dann tue ihr dies nicht an Verstehe doch, dass dies ganz bestimmt nicht wirklich gut sein kann Und es ist ziemlich feige, einfach auf diese Weise zu verschwinden Ich bin davon überzeugt, Du wirst für Dich einen besseren Weg finden
Doch meine Argumente sind an der Mauer Deiner Enttäuschung angestossen Zu Deiner Tat bist Du scheinbar völlig unabwendbar und wild entschlossen Gut so stirb, aber ich wünsche Dir dabei ein furchtbares, mieses Gewissen Und eines ist bestimmt gewiss, ich werde Dich wahrscheinlich nicht vermissen Inhaltsverzeichnis
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WEISSER FLECK
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Auf jeder Landkarte gibt es einen ganz kleinen weissen Fleck Arielweiss, da existiert kein Kratzer und auch kein Dreck Ja, dort liegt sogar Schnee, doch dieser ist meistens braun Man ist stolz und hat zu sich selbst sehr grosses Zutrau'n Es ist auf unserer Erde das allerletzte wahre Paradies Jeder hat hier ein Automobil, und jeder hat auch Kies Und wagt jemand die Frage, da hat es doch auch noch? Bekommt er bestimmt zur Antwort, bei uns - nicht doch Du willst doch wieder nur Dein eigenes Nest versauen Und um die verborgen Ecken, da darf man nicht schauen Es wird zwar von Zeit zu Zeit manchmal heimlich erzählt Dass der Eine oder die Andere aus diesem Rahmen fällt Aber wirklich gesehen, hat dies bestimmt noch niemand In diesem so sagenumwobenen und wunderbaren Land Dies ist schon fast nicht mehr normal, eher überirdisch Da gibt es keine Schweissperlen, Feuchtigkeit ist unhygienisch Natürlich auch keine Gelüste und ganz bestimmt auch kein Leid Wenn man trotzdem darüber liest, ist dies nur der simple Neid Von den dummen Besserwissern irgendwelche doofe Propaganda Du kannst Dich in aller Ruhe hier umsehen, es ist gar nichts da Man findet nirgendwo den kleinsten Anlass, um sich hier zu sorgen Die meisten Träume und Hoffnungen wurden rechtzeitig verborgen Dies geht alles so in Ordnung, weil sie hier bestimmt nicht nötig sind Vom Westen her bläst der schwache, im Voraus bestellte neutrale Wind Und der Farbfernseher läuft, dort mitten in der braunen Bücherwand Melrose Place, im Traum die hübschen Blondinen an der einen Hand In der Anderen irgendwelche Snacks und ein grosses, kühles Bier Es strahlt alles fehlerlos, ich lebe eigentlich noch ganz gerne hier Ein alle blendete Glanz und eine wunderbare Vollkommenheit Nur stumm überlege ich bei mir manchmal, von Zeit zu Zeit Aber da gibt es keinen wunden Punkt, deshalb wundere ich mich Warum die meisten Menschen, welche ich kenne, persönlich Bei etwas genauerem Hinsehen überhaupt nicht existieren Weil sie in diesem Glanz in ihrer Dunkelheit fast erfrieren Es gibt nur eine Möglichkeit, es gibt diese Menschen nicht Stelle ich fest, wenn auch mit etwas verwundertem Gesicht War alles Einbildung, alle die langen Gespräche unwirklich Dies wäre doch wirklich super, und ich freue mich ehrlich Weil diese weisse Welt ist doch viel angenehmer anzusehen Wenn alle diese unangenehmen Szenen gar nicht bestehen Eine solche weisse Welt hat doch ihren ganz besonderen Reiz Genauso, wie wir sie haben, hier - hier in unserer Schweiz Inhaltsverzeichnis
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SÜSSE ERINNERUNG
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Egal welcher Sender, zu dieser Stunde kann man nur Liebeslieder hereinkriegen Darum ist dies eine Zeit, um sich zu lösen, und entspannt auf dem Bett zu liegen Durch das Fenster beobachte ich, wie draussen die Nacht langsam hereinbricht Auf den Felder und den Baumwipfeln liegt eine prächtige weisse Pulverschicht Irgendwo in der Ferne höre ich die fröhliche, lachende Stimme von einem Kind Die Schneeflocken tanzen, lustig und beinahe schwerelos im schwachen Wind Es schneit, und es herrscht genau dieselbe Stimmung, welche auch damals war Und plötzlich erinnere ich mich an Dein weiches, hübsches und langes Haar Nein, nicht dass in mir immer noch irgendwo versteckte Gefühle bestehen Aber es tut trotzdem noch weh, Dich mit diesem fremden Kerl zu sehen Ich erinnere mich wieder an so viele Dinge, davon wissen nur wir Zwei Du und ich und sonst niemand, weil sonst war zum Glück niemand dabei Da ist nicht der kleinste Zweifel, es war eine wirklich ganz wunderbare Zeit Einfach ausgefüllt von unserer überflüssigen und übermässigen Zärtlichkeit Da war Dein schwarz-roter Pullover und Deine schwarzen Jeans hauteng Gehen sie Dir heute noch, sie waren Dir doch damals schon etwas zu eng Jetzt kannst Du es ruhig zugeben, denn ich muss Dir so wie so gestehen Wenn ich Dir auch nichts sagte, habe ich es trotzdem damals schon gesehen Und da gab es noch Deinen BH, ich habe ihn natürlich nicht aufgebracht Ich weiss es noch, wir beide hielten uns die Bäuche, so haben wir gelacht Ein wirklich hinderlicher und peinlicher Zwischenfall in meinem Bestreben Dies sind wohl die Dinge, welche man nur einmal erlebt in seinem Leben Denn auch an Zärtlichkeiten muss man einander erst langsam heranführen Um sie anschliessend mit der ganzen Wucht und Grossartigkeit zu spüren Schüchtern und etwas ängstlich haben wir uns damit sehr viel Zeit gelassen Heute treffen wir uns manchmal wieder in einer der Strassen oder Gassen In diesen Momenten sind mir Deine strahlenden Augen immer noch vertraut Genauso wie auch Dein angenehm süsser und doch weicher Duft Deiner Haut Beides hat sich irgendwie, irgendwo tief in meinem Herzen festgesetzt Sind da auch schon längst nicht mehr die ganz grossen Gefühle, jetzt Nur diesen Kerl an Deiner Seite kann ich immer noch nicht ausstehen Wenn ich Dir begegne, ist es mir lieber Dich alleine, ohne ihn zu sehen Ist es mein verletzter Stolz oder auch nur diese Erinnerung, vielleicht Ich dachte halt früher, ich bliebe bei Dir in alle Ewigkeiten unerreicht Überlege mir plötzlich, hatte er mit Deinem BH wohl auch Schwierigkeiten Und lässt er seine Finger auch so schüchtern unter Deinen Pullover gleiten Ich lächle still über meine heimlichen und doch so neugierigen Gedanken Mit einem ganz kurzen Achselzucken weise ich sie wieder in die Schranken Und trotzdem habe ich darauf hin noch einige Briefe von damals gelesen Weil es ist halt eine verdammt schöne und auch eine erfüllte Zeit gewesen Gar kein Zweifel, es wird immer eine wunderbare Erinnerung für mich sein Mit einem Lächeln schlafe ich bei dieser ruhigen und sanften Musik ein Und ich hatte gar keine Angst, dass ich dabei etwas Wichtiges versäumte Weil ich natürlich auch mit geschlossenen Augen noch von Dir träumte Inhaltsverzeichnis
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MEIN WINDRAD
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Ein Windrad schwerfällig und doch leicht vom Wind angetrieben Nach anfänglicher Skepsis begann ich es, schliesslich auch zu lieben Wenn es spielerisch leicht und fröhlich tanzte im schwachen Wind Dann stand ich davor stumm und voller Bewunderung wie ein Kind Manchmal bliesen aus allen Richtungen Windböen konstant heftig Dann dreht sich mein Windrad rastlos und auch ziemlich kräftig An anderen Tagen fehlt dem Windrad die unterstützende Kraft Und nur mühsam hat es eine Runde nach der Anderen geschafft Eines Tages hat es nicht mehr gereicht, es hörte auf zu drehen Der kleine Junge blieb wortlos und fassungslos davor stehen Aus seinen unschuldigen Augen sind kleine Tränen geflossen Und voller Hass hielt er, seine Hände zu Fäusten geschlossen Er war sich völlig sicher, er würde es eines Tages rächen Aber in seiner Erinnerung hörte er sie noch einmal sprechen "Wollt ihr siegen, dann dürft Ihr niemals meinen Weg gehen" Er hatte nie nachgefragt, er konnte es damals nicht verstehen Was in diesem so verwirrenden Satz der heimliche Sinn war Aber in diesem Augenblick wurde es ihm ganz langsam klar Und seine so verkrampften Fäuste lösten sich kontinuierlich Sein bis dahin trauriges und verweintes Gesicht erhellte sich Selbstsicher machte er sich auf, um auf ihrem Weg zu wanderen Der schwerste Weg und doch so viel besser was als alle Anderen Vom Himmel fielen die bunten Blätter und verbargen die Spuren Und so kam es, dass sie zwar langsam aber sicher auch erfuhren Wie stark ihr stolzes Windrad die stürmischen Böen einst abfing Und wie viel leichter es sich doch in ihrem Schatten damals ging Doch jetzt trug der kleine Junge auf seinen Schultern die ganze Last Und vorwärts ging es nur noch ganz mühsam, stöhnend und ohne Hast Alles was in früheren Tagen einmal so logisch und so einfach schien War von einem Moment auf den Anderen ganz plötzlich ohne einen Sinn Dabei war es offensichtlich so wichtig, ihre guten Theorien hochzuhalten Nach ihren Vorstellungen wollte der kleine Junge seinen Weg gestalten Und mit diesem Entschluss ging er vorwärts langsam Schritt für Schritt Nur dieser starke Glaube an sie, die Trauer und die Angst gingen mit Mit jedem Schritt verstand er von ihren guten Worten wieder ein Stück Und blieb er einmal still stehen, blickte er nur bewundernd zu ihr zurück Mit einem etwas flehenden Blick nach einem vom Wind schützenden Rat Auf diese Weise wurde er auch nach und nach selbst zu einem Windrad Und er tanzt manchmal auch leicht, fröhlich und schwungvoll im Wind Geniesst dabei still und stolz die Bewunderung von einem fremden Kind Doch meistens, da fehlt ihm zum Denken einfach die notwendige Kraft Und sein einziges Ziel ist, wie er heute die nächste Runde noch schafft In diesen Momenten wird ihm klar, auch er bleibt eines Tages stehen Aber er lächelt, er weiss, ein anderes Windrad wird sich dann drehen "Nur wer siegen will, der darf und muss sicher nicht sein Weg gehen" Und mit Gewissheit wirst auch Du dies Alles eines Tages verstehen Inhaltsverzeichnis
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GRÜNE LAGUNE
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Da war ein schönes Hotel abseits und verborgen hinter den Nadelbäumen Und während die Kleinen kichernd und lachend am Strand herumrennen Suchen die etwas Älteren in stummer Zweisamkeit einen Platz zum Träumen Und die Verheirateten lassen sich entspannt die Sonne auf die Haut brennen Wo war ich, hatte meine Träume und war für die Realisierung noch zu klein Deshalb suchte ich wahrscheinlich meine Befriedigung in einem Wettstreit Denn auch ein Glas Whisky-Cola abends an der Bar will doch verdient sein Minigolf, Kajak fahren, Tischtennis, Surfen, egal zu allem war ich bereit Es herrschte dort wirklich ein interessantes, fröhliches und buntes Treiben Mit einem einzigen allseits beliebtem Wort "Ferien" bestens zu umschreiben Und auch heute noch höre ich die Worte durch die grosse Hotelhalle klingen Dass unten in der seichten Bucht einige verirrte Delphine fröhlich herumspringen Wenig später war schon eine lustige Karawane unterwegs zu der grünen Bucht Erst einmal dort angekommen, haben zahlreiche Augen das Wasser abgesucht Aber nur die Allerersten hatten auch das Glück, die Delphine noch zu sehen Der grösste Teil konnte noch so lang ihre Köpfe im lauwarmen Wind drehen Und jeden einzelnen Quadratmeter mit peinlich genauen Blicken erkunden Die Delphine, sie waren so schnell sie kamen, auch wieder verschwunden Ganz egal, die Meisten liessen sich nicht abhalten, noch etwas zu bleiben Und so entstand am Strand aus dem Zufall heraus ein chaotisches Treiben Unzählige Gespräche und ein lautes Lachen trieb der Wind auf das Meer Ist diese Erinnerung auch noch frisch, die Geschichte ist schon Jahre her Heute stehen allerdings wieder Menschen, wie wir dort genau am selben Ort Nur mit dem Unterschied sie stehen nicht mit modischen Badehosen dort Und anstatt ein frohes Lachen, tragen sie stumme Tränen in ihrem Gesicht Es ist manchmal schon seltsam, wie schnell ein solches Paradies zerbricht Die Augen der Einheimischen sind schon lange von den Tränen geschwollen Und es sind nur noch sehr wenige Gäste, welche dorthin in die Ferien wollen Der grausame Kampf darum, ob der Boden nun diesen oder den Anderen gehört Hat diese Menschen dort und auch das wunderbare Land vollkommen zerstört Überhaupt gar nichts mehr erinnert an das frühere Spiel und die Fröhlichkeit Viel Grausamkeiten und Übles ist in diesem Land geschehen seit jener Zeit Ganz genau dort, wo sich früher die Liebesnester der Jugendlichen befanden Genau dort wo sie heute unzählige Kreuze für die Soldatengräber aufstellen Niemand erinnert sich an die Touristen, die sich an diesen Orten befanden Die lauten Hilfeschreie, das verzweifelte Schluchzen übertönen die Wellen Genau wie das Kampfgetöse, um jeden Zentimeter wird leidenschaftlich gerauft Vielleicht haben sie sogar die grüne Bucht auch schon in rote Bucht umgetauft Kleine Farbbilder von Tito in den Läden, sie verbargen die anstehende Wende Diese Wende in dem so grausamen und blutigen Bürgerkrieg scheinbar ohne Ende Die Lösung für einen dauerhaften Frieden kennt natürlich wieder einmal niemand Die Presse verstrickt sich weltweit in der Suche nach Antworten auf Schuldfragen Dabei würde ich doch gerne wieder einmal reisen in dieses so wunderschöne Land Aber wird dies in der Zukunft wieder einmal möglich sein, dies kann keiner sagen Inhaltsverzeichnis
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D'GSCHICHT VO DE TOTE CHIND
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Ich fahr mit mim Auto völlig ziellos dur die chline Strosse Kenne mi do us, wiel i dene Gasse isch mi Chindheit verflosse Ich stunne scho es bizeli, denn es goht mer eifach nit i Grind Warum lieht do eigentli ab und zu am Strosserand e tots Chind? Dass frog ich mi, was um Himmels Wille isch do denn passiert? Was für e unmenschlichi Katastrophe het do eigentli grassiert? Links und rächts vo mir zieht e grossi Gruppe vo Mänsche verbi Es het viel meh Mänsche als frücher, aber einsam fühl ich mi Ich stiege us mim Auto us und gang es Stückli z'Fuss wieter Und bim nächste tote Chind han ich denn äntli doch emol gwogt "Warum isch de Bueb do gstorbe", han ich e alti Frau eifach gfrogt Aber kei Antwort! "Aber so lueget doch emol, de do, do lieht er Ich will doch numme wüsse, wieso die Chinder alli gstorbe sind?" Doch die Frau luegt mi umme a und sie fragt mi: "Welli tote Chind?" Denn risst die Frau trotz ihrne vielne Johr uf em Buckel e Spurt Und rennt mit eme überraschte und entsetzte Gsicht vo mir furt Jetzt han ich zerscht emol rotlos und überrascht leer gschluckt Ich glaube, die alti Frau meint wahrschinlich, ich sig verruckt Chas denn würkli si, alli di Mänsche bechöme das gar nit mit? Die viele tote Chinder, die Mänsche gsehnt das tatsächlich nit Bin ich denn würkli duredreiht, ich ha die Gedanke verdrängt Und um mi z'überzüge han ich sone tote Körper emol aglängt Natürli het mit das Wüsse tief i mir langsam agfange quäle Drum han ich dene Lüt, vo dem grosse Elend müsse verzähle Damit alli Mänsche wüsse, was do um si alles isch gscheh Es isch doch ganz bestimmt besser di ganzi Wohrheit zgseh Und sie - sie cho lose, was ich do alles Seltsames tun predige Die Meischte tüend mini Wort mit eme Kopfschüttle erledige E ganz chline Teil het mi sogar für e grosse Guru g'halte Immer wenn ich i der Nöchi gsi si, hei sie d'Händ g'falte Aber glaubt - würkli glaubt, dass het mir leider niemand Alli hei irgend wie gseit ich sig nit ganz bi Verstand Denn do gits kei Katastrophe und au keini tote Chind Nei, kei einzige het de Gstank groche im chalte Wind Irgend öper het mi bi de Polizei azeigt und verpetzt Und kurz druf abe het mi jede "Tschugger" do ghetzt Ich bi nit abghaue und drum heis mi halt au igsperrt Ha vo de tote Chind verzählt, sie hei nume abgwehrt Und mi schliesslich in a gschlossenes Irrehus gsteckt Dört leb ich jetzt und wird jede Morge am sächsi gweckt Denn wäsch ich mi ganz gründli vom Fuss bis zum Grind Und ich verzähl allne mimi Gschicht vo dene tote Chind Die angeblich so blöde Mänsche, lose mir debi gärn zue Und sie glaube mir, dass meh entli öpis degege muss tue Numme alli die Mänsche, wo d'Macht hei öpis degege z'mache Die höre nit uf, über mini wahri gschicht spöttisch z'lache Inhaltsverzeichnis
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PETER
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Peter, er weiss jetzt Bescheid Gestern ist er bei einer Untersuchung gewesen Der Arzt liess ihn, die Diagnose selbst lesen Mit den Worten, es tut ihm schrecklich leid Peter war den Tränen schon ziemlich nah Er wusste nicht, wann und wo es geschah Er ging, er fragte nicht mehr, wie lang? Weil vor der Antwort war ihm viel zu bang Ein Wort hat ihm alle seine Träume entrissen Am liebsten würde er die Wahrheit nicht wissen Sicher, er fühlte sich seit einem Jahr etwas krank Ein bisschen Halsschmerzen und Magenschmerzen Er nahm sich das Alles nicht so sehr zu Herzen Peter ist Angestellter bei einer grossen Bank Er lächelt am Schalter freundlich mit den Kunden Sie haben niemals einen Anlass zum Klagen gefunden Niemand von den Kunden hat ihm irgendetwas angesehen Er lächelt, bis er jeweils am Abend nach Hause muss gehen Den Zuhause hat er schwer, an seinem Geheimnis zu tragen Aber er wird keinem, auch seinem Chef nichts davon sagen Er arbeitet einfach weiter, so als wäre nie etwas geschehen Warum denn nur gerade ihm, er hatte es niemals eingesehen Er packte seine Koffer, und er ging von der Freundin fort Es war der 23. Juli, er ging ohne ein erklärendes Wort Sie hatte geweint und konnte es einfach nicht verstehen Denn seine heimlichen Tränen hatte auch sie nie gesehen Er hat sich überlegt, ob er ihr die Wahrheit erzählt Aber er wollte nicht, dass auch sie sich damit quält Er hat ihr einen Brief geschrieben und nie abgeschickt Er sah dazu auch keinen zwingenden oder notwendigen Grund Denn der Arzt hat ihm gesagt, sie sei Gott sei Dank gesund Er liebt seine Freundin von Herzen, die Lage ist verzwickt
Er hat schon lange keine Tränen mehr Nur das Wissen liegt auf seiner Seele schwer Denn wenn er heute um sieben Uhr morgens aufsteht Sieht er eine andere Welt, wenn er zu seiner Arbeit geht Dieselben blauen Augen, dieselbe Krawatte und Anzug Seriöses, elegantes Auftreten keine Drogen, er ist klug Bei den Arbeitskollegen war er schon immer sehr beliebt Weil er sich immer so unkompliziert und bescheiden gibt Nichts änderte sich an seinem Charakter und seinen Gaben Alleine seine Träume und seine Hoffnungen hat er begraben Inhaltsverzeichnis
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NOVEMBERNACHT
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Kalte Novembernacht, ich schlendere durch die nassen Strassen Es ist mir etwas unheimlich, die Gegend scheint recht verlassen Neugierig sehe ich mich um, so treffe ich Dich ganz zufällig an Ich war überrascht, aber ich erkannte Dich schon aus der Weite In diesem Moment erkennst Du auch mich und blickst zur Seite Du sprichst gerade über irgendetwas mit einem fremden Mann Gehst mit ihm ein paar Schritte zu einem dunklen Hauseingang Der euch sofort so wie ein weitaufgerissener Mund verschlang Telefongespräche, ich habe Deine Stimme noch in meinem Ohr Ich redete damals furchtbar lange auf Dich ein - und ich verlor Ich beschwor Dich, doch lieber nicht diesen Weg zu gehen Aber Du hast es trotz meinen Argumenten niemals eingesehen Ich warte, und ich weiss nicht warum - warum bleibe ich stehen? Regen - erinnere mich nicht, wie lange ich blieb an diesem Ort Als ihr wieder aus dem Haus kamt, der Mann ging wortlos fort Mich fröstelt es leicht, als ich Dich in diesen dünnen Kleidern sehe Ich verstecke mich im dunklen Eingang von einem nahen Haus Und aus meinem sicheren Versteck schaue ich Dich fragend an Irre ich mich, oder siehst Du wirklich so müde und bleich aus? Ich denke stumm: "Hätte ich doch damals nur etwas mehr getan" Wer weiss schon, vielleicht hätte es Dir doch etwas gebracht Ich vergass Dich, habe in letzter Zeit nie an Dich gedacht Nicht ganz, ich muss zugeben, nie ist doch etwas gelogen Aber ich habe ehrlich gemeint, Du seiest längst umgezogen Was hält mich da, warum bleibe ich immer noch hier stehen? Und vielleicht sollte ich, ganz einfach locker zu Dir hingehen? Doch ich bin wahrscheinlich angewachsen, ich fürchte mich Ich bleibe im dunklen Hauseingang stehen völlig unbeweglich Hinter mir, da öffnet die grosse und schwere Haustür sich Ich zucke kurz zusammen, weil ich erschrecke fürchterlich Und eine Frau schaute mich überrascht aus nächster Nähe an Ich schämte mich, in mir löste sich der beklemmende Bann Sie ging die Strasse hinunter und sagte nichts - zum Glück Jetzt kam wieder Leben in mich, ich werde nun wieder wach Und ich ging auch langsam fort, ich schaute nicht mehr zurück Weil ich war mir absolut sicher, Du blicktest mir stumm nach Denn ich spürte Deine fragenden Augen in meinem Rücken Ich ging schneller, um mich vor Deinem Blick zu drücken
Es ist falsch, und ich weiss es ganz genau Die Häuserfassaden links und rechts, grau in grau Ich renne schon beinahe und stolpere sogar dabei Bitte - bitte - verzeih Inhaltsverzeichnis
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A PLACE WITHOUT A NAME
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Manchmal hörte ich, die Vögel fröhlich in den Bäumen singen Sah, irgendwelche Insekten frech über meine Hand springen Da gab es weiches Gras und weit mehr als ein einziger Baum Aber trotzdem existierte nur ein einziger gemeinsamer Traum Doch eigentlich war es wirklich alles andere als bequem Nur diese Tatsache war ja eigentlich alleine mein Problem Sinnlos, wenn sich jemand anderes darüber Gedanken macht Manchmal war es Tag und manchmal, da war es auch Nacht Und manchmal habe ich Deine strahlenden Augen gesehen Nur Eines, dies wollte ich niemals, nämlich zurückgehen Von diesem versteckten Platz ohne einen Namen Und ich gebe es offen zu, wir waren zusammen Und wir waren es wirklich auch Beide gerne Manchmal leuchteten uns die hellen Sterne Und warum sollte ich euch denn auch fragen Nur damit ihr mir mit gestrengen Mienen könnt sagen Dass man dies im Allgemeinen nicht so gerne sieht Aber es ist doch nicht verboten, was hier geschieht An diesem versteckten Platz ohne einen Namen Denn wir waren doch nur glücklich zusammen Gar nichts weiter und das wollen wir auch sein Manchmal, da wärmte uns auch heller Sonnenschein Dann trafen unsere verständnisvollen Blicke sich Und manchmal - manchmal, da vermisste ich Dich Wartete darauf, dass ich Dich irgendwo erspähe Sehnte mich eigentlich nur zurück in Deine Nähe An diesen versteckten Platz ohne einen Namen Damit ich wieder bin alleine mit Dir zusammen Ich weiss, wir dürfen dies alles überhaupt nicht Weil es doch einem eindeutigen Befehl widerspricht Aber wer könnte da eigentlich einfach so widerstehen Auch wenn es viele von Euch niemals können verstehen Manchmal sassen wir da, um einfach stumm zu lauschen Wie vom Bach erklingt ein Plätschern und Rauschen An diesem versteckten Platz ohne einen Namen Wo wir immer wenn auch heimlich waren zusammen Oft sassen wir zusammen und redeten über die Zukunft Wir erlebten Träume und vergassen dabei die Vernunft Manchmal fürchteten wir uns, man wird uns entdecken Und wir begannen uns, von uns selbst zu verstecken Und manchmal im sentimentalen, gelblichen Mondschein Da fragten wir, warum durfte es eigentlich nicht sein? Dieser versteckte Platz, er trug für uns immer einen Namen Nur Eines, wir sind schon sehr lange nicht mehr zusammen Inhaltsverzeichnis
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SCHNEEGESTÖBER
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Ich war unterwegs auf meinem Weg nach Haus Aber ich kenne mich einfach nicht mehr aus Nicht geographisch gemeint, sondern in mir Innen Suche Werte und Gefühle in mir wie von Sinnen In meine Augen treibt der Wind Schneeflocken Sehe vor meinen Augen kaum die eigene Hand Aus diesem Grund bin ich jedes Mal erschrocken Wenn wie aus dem Nichts auftaucht ein Gegenstand Mit schwerem Schritt stampfe ich durch den Schnee Verflucht, tut das in meinem Herzen schrecklich weh Treffe auf Kinder, sie machen eine Schneeballschlacht Und wie im Leben, immer der, der trifft, der lacht Ein verirrter Schneeball trifft zufällig auch mich Zeige keine Reaktion, die Kinder, sie wundern sich Aber dies hindert mich nicht am ziellosen Weitergehen Etwas verdutzt, bleibe ich bei einer Telefonzelle stehen Und ich überlege mir in meinem etwas hysterischen Wahn Warum rufst Du mich um Himmels Willen hier nicht an? Ist es nur ein Traum, oder ist es wirklich geschehen? Und plötzlich kann ich alles wieder genau vor mir sehen Deine Träne auf der Wange, als Du sagtest, es sei Schluss Auf den Lippen hatte ich noch den Geschmack vom letzten Kuss Und in mir eine unendliche und auch unbeschreibliche Leere Sprachlos darüber, welches Glück ich nun muss entbehren Konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich musste gehen So blöd es auch klingt, ich brauchte Zeit, um es zu verstehen Nur Deine so ehrlichen Tränen, sie passten dazu einfach nicht Jetzt bin ich hier, fröstelnd mit einem versteinerten Gesicht Und ich verstehe so ganz langsam, was ich soeben alles verlor Lag es an diesem nassen Schneesturm, dass ich furchtbar fror Eine Telephonzelle und Deine vertraute Telefonnummer im Kopf Eingeschüchtert und nass bis auf die Haut, ich armer Tropf In mich zusammen gesunken, ich fühle mich schrecklich klein Eine winzige Hoffnung, es könnte doch alles ein Irrtum sein Einen Anruf, nur um wieder Deine vertraute Stimme zu hören Aber ich fürchte, sie würde mich nur sofort wieder betören Ich kann Dir nicht widerstehen, Du weisst es, nicht wahr? Die Situation ist uns Beiden doch leider so vollkommen klar Was wir an Gemeinsamkeiten besassen, ist nun alles vorbei Sollte ich wieder fröhlich sein, denn ich bin wieder frei?
Aber ich verstehe nicht, warum weintest Du, als ich ging? Du warst offensichtlich glücklicher, damals als alles anfing Inhaltsverzeichnis
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LISA (PART IV)
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(Und der Regenbogen)
Die Schaufenster rund um mich erstrahlen in der Weihnachtsdekoration Es war die Zeit, als die hellen Lichter angingen, denn es dunkelte schon Ich schaute mich um, als ich plötzlich stutzte, das Gesicht kenne ich doch Ich sprach die Frau etwas schüchtern an: "Hey, Lisa kennst Du mich noch?" Sie schaute etwas verwundert auf, nach kurzem Suchen traf ihr Blick mich "Andrew, Dich vergesse ich bestimmt nicht, natürlich erkenne ich Dich" Das Wetter war nicht besonders schön, aber es war zumindest trocken Ich nahm sie sanft in meinen Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wangen Doch diesmal war ich es, der zurückzuckte, diesmal war ich erschrocken Denn mit der aufkommenden Erinnerung begann ich, plötzlich zu bangen Und ich befürchtete, mein Verhalten könnte ihr ziemlich unangenehm sein Weil vielleicht holt Dich die Erinnerung bei meinen Berührungen wieder ein Mit Freude erkannte ich, wie sich ein Lächeln zeigte in Deinem Gesicht Glücklich wurde mir bewusst, so falsch war mein Verhalten doch nicht "Hast Du noch ein wenig Zeit, dann lade ich Dich zu einem Kaffee ein" Sie lachte: "Ich hätte eben dasselbe vorgeschlagen, ich sage nicht, nein" Also sind wir im nächstliegenden Café in die bequemen Stühle gesunken Und haben geredet und dazu ein oder vielleicht zwei Kaffee getrunken Ich habe für unsere Mägen auch noch zwei grosse Kuchenstücke bestellt Während wir so dahin redeten, über weiss nicht was, Gott und die Welt Habe ich krampfhaft aber heimlich versucht, in Deinen Augen zu lesen Wie die zwei Jahren seit unserer letzten Begegnung so sind gewesen? Wie hast Du denn Dein schreckliches Erlebnis von damals überwunden? Ich würde es so gerne wissen, aber ich darf es trotzdem nicht erkunden Ich möchte nicht das dumme Kamel sein, welches das Gras wegfrisst Das in den vergangenen Jahren so furchtbar mühsam gewachsen ist Deshalb bleibe ich auch zu diesem, doch ziemlich heiklem Thema stumm Trotzdem ist es ein sehr wohltuendes Gespräch, vielleicht gerade darum Denn auch Du verlierst über die ganze Geschichte natürlich nicht ein Wort Die Stunden vergehen schnell, sie laufen uns Beiden unaufhaltsam fort Wir mussten langsam gehen, die Rechnung bezahlte natürlich ich Du hast Dich dagegen gesperrt, wie es sich doch gehört natürlich Aber nach einem kurzen, heftigen aber trotzdem künstlichen Krach Gabst Du meinen Argumenten und meinem sturen Holzkopf doch nach Irgendwann spät am Abend haben wir die Cafeteria langsam verlassen Ein kleines Stück konnten wir unseren Heimweg gegenseitig anpassen Als sich unsere Wege dann trennten, blieben wir an der Kreuzung stehen Zufällig vor einem Schaufenster, in diesem war ein Regenbogen zu sehen Und noch einmal sind irgendwo tief in mir die Erinnerungen hoch gekommen Dachte daran, wie Dir einst die Farben vom Regenbogen wurden genommen Ich wünsche mir, dass Dein Regenbogen wieder am Himmel könnte auferstehen Damit Du ihn nicht nur in einem kalten kitschigen Schaufenster kriegst zu sehen Schweigend gebe ich Dir zum Abschied noch einen Kuss auf Deine Wangen Anschliessend sind wir Beide wieder unsere getrennten Heimwege gegangen Inhaltsverzeichnis
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ZWEISAMKEIT
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Aus dem verhungerten Feuer steigt noch etwas Rauch Ich liege damit meinem Kopf auf Deinem weichen Bauch Ein angenehmes warmes und sehr weiches Ruhekissen Ich weiss längst nicht mehr, wie es ist, Dich zu vermissen Fühle wie Deine Atmung Dein Bauch lässt senken und heben Es ist Abend, und die Sonne beginnt langsam aufzugeben Und In der warmen Luft liegt der Duft nach verkohlter Wurst Die Freunde gingen in die Beiz, denn sie hatten noch Durst Die Sprüche zum Abschied liessen sich nicht vermeiden Darunter müssen wir Beide wohl noch sehr lange leiden Wir lächelten, so als erzählte jemand einen guten Witz Denn man möchte ja mit seinen Freunden keinen Kritz Jetzt liege ich da mit meinem Kopf auf Deinem Bauch Im saftig grünen, wohlduftenden und weichen Bärlauch Vom Dorf her erklingt das laute Gebell von einem Hund Aber er verstummt wieder ohne einen ersichtlichen Grund Ich spüre Dein Herz rhythmisch und doch ruhig schlagen Und ich höre Dich dabei, wie nebenbei irgendetwas sagen Doch was Du in diesem Moment erzählst, dies weiss ich nicht Es ist schön, wie sich das letzte Tageslicht im Laub bricht Es herrscht eine seltsame Stimmung im abendlichen Lichte Stelle erstaunt fest, Du erzählst immer noch Deine Geschichte Erst jetzt scheinst Du einzusehen, dass ich Dir gar nicht zuhöre Aber diese Tatsache, sie scheint Dich, auch nicht weiter zu stören Ohne eine besondere Regung höre ich Deine Stimme verstummen Aus Deinem Mund erklingt übergangslos ein melodiöses Summen Still lächelnd bemerke ich, wie Dein Bauch dabei leicht vibriert Ein kleiner bunter Vogel hat sich ganz in unsere Nähe verirrt Er erschrickt fürchterlich, als er uns so Nahe vor sich sieht Ein Bruchteil von einer Sekunde bis er flügelschlagend flieht Über der Szene liegt ein Hauch von Frieden und Harmonie So wie wohl ansonsten selten oder vielleicht sogar auch nie Unsere Gedanken, sie haben unbegrenzt Raum zum fliegen Drehe mich leicht zur Seite, um etwas bequemer zu liegen Ich bemerke überrascht, dass es schon ziemlich dunkel war Ganz zärtlich wühlst Du mit Deiner Hand in meinem Haar Ich fühle mich so wohl, so wunderbar, einfach unbeschreiblich Uns in dem Moment zu stören, wäre ein Verbrechen, finde ich
Mit dem Kopf auf Deinem weichen Bauch so liege ich hier Und ich fühle ganz tief in mir diese starken Gefühle zu Dir Besiegtest mich bedingungslos mit Deinen weiblichen Waffen Aber ich bin von Herzen dankbar in dieser friedlichen Ruh' Und ich bin mir völlig sicher, Du hörst mir ganz genau zu Als ich mit leiser Stimme sage: "Ich will mit Dir schlafen" Inhaltsverzeichnis
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AN DICH
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(Für einmal einen offenen Vorwurf)
Ich möchte Dir in diesen wenigen folgenden Zeilen Eine Kritik, einen ehrlichen Vorwurf an Dir mitteilen Es sind damit alle und ganz bestimmt auch Du gemeint Ich weiss, dass dies wahrscheinlich arrogant scheint Aber davon will ich mich sicher nicht abhalten lassen Werden meine Worte auch niemandem in den Kragen passen Doch höre endlich auf, so furchtbar selbstzufrieden zu sein Denn der Massstab für das Richtige bist doch nicht Du allein Du denkst, nur was Du selbst tust, nur dies sei auch normal Warum lässt Du allen Anderen denn überhaupt keine Wahl? Höre auf, alle so egoistisch von oben herab anzuschauen Nur weil sie mit gutem Gewissen einem neuen Weg vertrauen Und den grossen Mut haben, dies auch noch offen zu zeigen Lache sie deshalb nicht aus, lerne, für einmal zu schweigen Weil diese Menschen, sie sind für Deine Sprüche keine Beute Und auch bunte Kleider machen doch noch längst keine Leute Wenn Du dies nicht glaubst, musst Du Dich im Spiegel ansehen Und dann einmal ganz offen und selbstkritisch in Dich zu gehen Du würdest schnell sehen, es ist nicht alles Gold, was so glänzt Du hast Dich doch schon längst zum allergrössten König gekränzt Was im Grund genommen ausser Dir selbst, so wie so niemand glaubt Es ist nur Deine Selbstzufriedenheit, die Dir Deine Objektivität raubt Aber trotzdem bist Du ganz sicher nicht der Grösste von allen hier Darum hört alle endlich auf zu glauben, es müssen alle sein wie Ihr Ehrlich, ich habe es doch eigentlich schon lange entdeckt Dass Ihr unter Eurer Schale nur die Unsicherheit versteckt Und dass Ihr deshalb Eure spitze Pfeile gegen andere richtet Weil Ihr damit Eure eigenen Selbstzweifel wieder schlichtet Ihr fühlt Euch dabei furchtbar wohl in Eurem billigen Schein Aber muss es, denn wirklich auf diese so verletzende Art sein? Habt Ihr keine andere Möglichkeit, Euren Weg neu zu gestalten? Als Euch so wie blöde Narren und grosse Idioten zu verhalten Und alle welche jetzt denken, dass sie dies gar nichts angeht Sind die, bei welchen das Verhalten am Deutlichsten besteht Ich habe Euch bei diesem Spiel, zu lange mit Abscheu zugesehen Es liess in mir ein furchtbar schlechtes Gewissen entstehen Darum warne ich Euch nun deutlich, endlich damit aufzuhören Sonst werde ich Euren so brüchigen Schein grausam zerstören Denn viel zu lange war ich mit meinem Verhalten schon geduldig Und wenn ich nur zusehe, mache ich mich leider selbst schuldig Ich weiss, ich bin Euch jetzt allen furchtbar arrogant erschienen Aber ich bin mir sicher, dass auch andere ihren Frieden verdienen Und dafür werde ich mit aller meinen Fähigkeiten und Kraft sorgen Ihr könnt euch sicher sein, Eure Fehler blieben mir nicht verborgen Inhaltsverzeichnis
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