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Blutspuren 2

FAHRT INS BLAUE

Auf meinem Lebensweg hat es wieder mal unüberhörbar geknackt
Und aus diesem Grund bin ich hier und meine Koffer sind gepackt
Leicht fröstelnd, stehe ich neben meinem Gepäck auf einem Perron
Und ich habe das Gefühl, ich werde erdrückt von dem kalten Beton
Niemand ist zu sehen, so stehe ich hier im eisigen Wind ganz allein
Da endlich ein lautes Pfeifsignal und mein Zug fährt quietschend ein
Neugierige Blicke, welche sich in den Fenstern verschwommen zeigen
Ich beeile mich, um schnell mit meinem ganzen Gepäck einzusteigen
Schweigend beginne ich mich, nach einem freien Platz umzublicken
"Ist da noch frei?" Als Antwort ein kurzes, kaum bemerkbares Nicken
Mir gegenüber, links und rechts sehe ich ein versteinertes Gesicht
Wohin dieser Zug fährt? - Keine Ahnung ich weiss das Ziel auch nicht
Unbewegliche Mienen, trotzdem habe ich dieses seltsame Gefühl in mir
Alle diese fremden Fahrgäste sind aus dem gleichen Grund wie ich hier
Ich bin freiwillig hier und trotzdem trage ich eine Angst in meinem Herzen
Und diese Angst wird nur noch übertroffen von den stummen Schmerzen
Es ist mir ein Rätsel, wie ist es eigentlich nur soweit gekommen?
Feuchte Augen, mein Blick in die Leere ist leicht verschwommen
Wohin der Zug fährt? - Keine Ahnung, ich weiss es selbst nicht
Die nassen Augen meines Gegenübers spiegeln sich im grellen Licht
Und er weint wortlos, er hat bestimmt seine Gründe, mit Sicherheit
Er schaut zu mir hinüber, nichts durchbricht diese Schweigsamkeit
Nur in einem Abteil, da irgendwo hinter mir, schluchzt jemand leise
Ich gebe es zu, dass ich grosse Angst habe vor dieser stummen Reise
Aber ich weiss eines genau, ich werde trotzdem nicht hier bleiben
Denn da sind wichtige unüberwindbare Dinge, die mich forttreiben
Nur ein seltsames unbestimmtes Gefühl nehme ich tief in mir wahr
Auf meinem Körper haftet unauffällig und wortlos ein Augenpaar
Ich suche diese Augen und habe sie auch sehr schnell entdeckt
Bemerke überrascht, welche Ausstrahlung sich darin versteckt
Und ohne dass durch diese Stille irgendwelche Worte klangen
Hielten mich die strahlenden Augen in ihrem Bann fest gefangen
Das erste Mal seit langem spüre ich wieder Wärme und Geborgenheit
Ich habe ganz vergessen, wie gut dies tun kann - Schweigsamkeit
Viel zulange habe ich doch schon ganz alleine für mich gefroren
Doch auch den Kontakt mit diesen hellen Augen habe ich verloren
Leider, bevor die unüberwindbar scheinende Eisdecke in mir bricht
Wohin der Zug fährt? - Keine Ahnung, ich weiss das Ziel auch nicht
Ist mir auch vollkommen egal, denn ich werde überall hin mitfahren
Weil es hat keinen Sinn mehr, zu sehr steckt er im Dreck mein Karren
Irgendwo an einem vollkommen fremden Bahnhof werde ich aussteigen
Um dann endgültig über mein ganzes bisheriges Leben zu schweigen
Inhaltsverzeichnis

"HAARIGE" LIEBE

Wenn Du in meiner Nähe bist, dann beginne ich erst aufzuleben
Alleine, dass es Dich gibt, lässt mich manchmal scheinbar schweben
Es ist ein wunderbares Glücksgefühl, welches ganz tief in mir ruht
Brauchst nicht zu reden, weil mir schon der Duft Deiner Haare gut tut
Ich möchte auch nicht länger in meiner Seele die Gründe dafür erkunden
Deine weichen Haare sind in Deinem Nacken zu einem Knoten gebunden
Geniesse jede Einzelne meiner zärtlichen Berührungen mit meiner Hand
Und ich löse geschickt und ganz vorsichtig Dein schwarzes Haarband
Du schüttelst den Kopf, Deine Haare fliegen und fallen auf Deinen Rücken
Mir gefällt Dein offenes Haar, was ich stumm mit einem Lächeln ausdrücke
Du wirfst Deinen Kopf mit Schwung zurück und strahlst mich mit Deinen Augen an
Auf Deinen Lippen erscheint ein sanftes Lächeln und fängt mich in seinem Bann
Ich freue mich übermässig und spiele weiter hin zärtlich mit Deinem Haar
Während ich in mir überlege, ob ich früher schon jemals so glücklich war
Auf der anderen Seite, warum stelle ich mir so dumme und sinnlose Fragen?
Anstatt Deine Wärme einfach zu geniessen, um stumm mein Glück zu ertragen
Und Eines, das weiss ich genau, mein Glück trägt ganz alleine Deinen Namen
Und wenn ich alleine bin, spüre ich in mir, wie gerne bin ich mit Dir zusammen
Und deshalb kommt es mir auch gar nicht in den Sinn, Dich von mir zu stossen
Auch Deine Hände haben nun längst begonnen, mich so zärtlich zu liebkosen
Meine Hand findet immer wieder zielsicher zurück zu Deinem langem Haar
Wenn sie auch eben noch auf einer langen Reise über Deinen Körper war
Zärtlichkeiten einfach so zum Geniessen und auch ohne Hintergedanken
Berührungen, die unheimlich gut tun, ohne Tabus und ohne Schranken
Ich denke leise bei mir, dass dies überhaupt nicht Realität sein kann
Du lehnst nun mit Deinem Kopf zärtlich an meine rechte Schulter an
Und während dabei Deine langen Haare mitten in mein Gesicht fliegen
Beginnen sich unsere Körper, langsam im Takt der Zärtlichkeiten zu wiegen
Mit jeder Faser unserer Herzen fühlen wir den Rhythmus, wenn auch nicht laut
Ich spüre glücklich die Wärme und Geborgenheit, die ausgeht von Deiner Haut
Stecke meine Nase, wie könnte es anders sein, in Dein wohlriechendes Haar
Und vergesse dabei sogar, wie es früher war, als ich noch einsam war
Aber dies ist zu meinem Glück schon unendlich lange Vergangenheit
Denn ich lebe jetzt mit Dir zusammen im Zeitalter der Zärtlichkeit
Seit ich mein Herz nur noch von Deinen Händen lass betreuen
Muss ich die Offenheit und den freien Fall nicht mehr scheuen
In diesem Augenblick begegnen unsere glücklichen Lächeln sich
Deine braunen und doch hellen Augen schliessen sich, ich liebe Dich
Ich kann ein solches inniges und intensives - so tiefes Gefühl fühlen
Während meine Hände nicht aufhören, sanft in Deinem Haar zu wühlen
Geschieht es, dass wir unsere Lippen zärtlich aufeinander pressen
Die ganze Welt rund um mich habe ich doch schon längst vergessen
Für dieses Glück fehlen mir die Worte, ich kann es nicht beschreiben
Und deshalb lasse ich diese Versuche jetzt besser einfach bleiben
Inhaltsverzeichnis

ZWEIKAMPF AUS DER FERNE

Mir war langweilig und deshalb ging ich wohl in den Ausgang
Und wenig später trat ich schon durch die Tür in die Bar hinein
Neugierig schaute ich mich um, wer sass an der Theke entlang
Dabei habe ich Dich, hinten in der Ecke stehend, gesehen, allein
Ich habe erst gestern von Deiner Geschichte die Details erfahren
Und weil andere Kollegen von mir an diesem Tag nicht hier waren
Habe ich mich durch die Menge gedrängelt, um zu Dir zu gelangen
Kurze Zeit später habe ich ein oberflächliches Gespräch angefangen
Eigentlich befürchtete ich, Du würdest mich sofort wieder abblocken
Doch zu meinem Erstaunen, war dies überhaupt nicht der Fall
Im Gegenteil auf mich prasselte ein regelrechter Redeschwall
Nur über die Bitternis in Deiner Stimme war ich erschrocken
Alle die Dinge, die Du erzähltest waren mir irgendwie bekannt
Da sich eine ähnliche Geschichte in meiner Vergangenheit befand
Deshalb kann ich auch Deine Wut und Enttäuschung sehr gut verstehen
Zusammen mit Deinen Gefühlen und Trauer, die Dich niederdrücken
Aber ich weiss auch nicht, wie Du dies am besten kannst überstehen
Nur Deine furchtbare Bitternis, die Du benützt, um Dich auszudrücken
Sie bereitet mir, wenn ich ganz ehrlich bin, ziemlich grosse Sorgen
Blieb es Dir wahrscheinlich in unserem Gespräch auch verborgen
Ich kenne Dich sehr gut, doch ich kenne genauso gut auch sie
Die seltsamen Wege der Gefühle überrascht wohl immer oder nie
Weil zwischen Leib und der Seele alles Mögliche kann geschehen
Ich habe diesen Verlauf genauso wie Du auch nicht voraus gesehen
Ich werde mich auch nicht weiter auf die Suche nach Fehler machen
Denn ich würde nur ein weiteres Feuerwerk von Vorwürfen entfachen
Ich habe Dich, aber auch sie, immer als sehr gute Kollegen geschätzt
Es hat also keinen Sinn, dass ihr mich gegen den Anderen aufhetzt
Ich weiss nicht einmal exakt, was eigentlich genau ist vorgefallen
Ich verstehe, dass Ihr versucht, Euch an gewissen Ideen festzukrallen
Aber das sind Ideen, welche sich wie Tag und Nacht unterscheiden
Und genau diese Differenzen lassen Euch beide nun auch so leiden
Ich hörte mir ganz ruhig und geduldig an Euer gegenseitiges Klagen
Im Moment tut's weh, trotzdem werdet ihr in Zukunft vielleicht sagen
So wie es kam, so ist es, wer weiss, vielleicht auch gut und richtig
Denn irgendwann werden für Euch wahrscheinlich andere Dinge wichtig
Als das Gefühl, das man nicht in den Griff bekommt und was auf der Seele ruht
Und die Suche nach Zärtlichkeiten, die grosse Enttäuschung und diese Wut
Um Euch selbst zu befreien, habt Ihr Euch zu sehr in dem Netz versponnen
Und ich fürchte sehr, es wird Euch noch eine ganze Weile ziemlich quälen
Ich weiss auch keinen guten Rat und bin deshalb froh, als Du hast begonnen
Von Anderen weniger problematischen und tiefsinnigen Dingen zu erzählen
Inhaltsverzeichnis

IN DEN HÖHLEN DES LEBENS

Mit meinem grossen Ehrgeiz wollte ich alle die Dinge sehen
Viel mehr noch, ich war bestrebt, sie auch noch zu verstehen
Also machte ich mich auf, um die tiefen Abgründe zu erkunden
So war ich bald schon in einem System von Höhlen verschwunden
Ein Irrgarten von neuen Düften und Bilder haben mich verschlungen
Und welche seltsamen und schaurigen Melodien sind dazu erklungen
Zwar etwas ängstlich, aber ohne zu zögern, bin ich weiter gegangen
Und wenig später, da war ich dann schon in diesem Labyrinth gefangen
Die Schritte wurden schwer, doch ich war überzeugt, das Richtige zu tun
Aber immer weniger liess mich das Gesehene mitten in der Nacht ruh'n
Und so wurde es mir bald schon zu viel, ich wollte es nicht mehr sehen
Ich betete für eine gute Gelegenheit, einfach wieder zurück zu gehen
Zulange war ich schon unterwegs, viel zu sehr sitzt es mir im Blut
Ich erfuhr dabei so Vieles, aber ich weiss genau, dies ist nicht gut
Denn ich sah diesen geheimnisvollen Platz, wo sich die Gelüste weiden
Fand sogar den Ort, wo Taten und Worte sich beginnen zu unterscheiden
Ich wurde stürmisch überrollt von Unbekanntem und von Gefühlswellen
Und traf so auf manchen seltsamen, beinahe schon gefürchteten Gesellen
Besuchte die Garderobe, wo sich die Lügen vor dem Auftritt ankleiden
Und wurde unaufhaltsam mitgerissen von dem Mitgefühl mit dem Leiden
Es wurde irgendwie zu einer Sucht, ich bin immer weiter eingedrungen
Die Menschen zu verstehen, manchmal ist es mir tatsächlich gelungen
Aber eines Tages wurde es mir bewusst, wie sehr ich daneben erfriere
Und ich bemerke langsam aber sicher, wie ich meinen Verstand verliere
So geschah es plötzlich, dass meine Zielstrebigkeit langsam verblasste
Und wie mich der Strudel des Nicht-Mehr-Vergessens immer mehr erfasste
Ich versuchte mich, an jedem noch so schwachen Strohhalm festzuhalten
Wurde zum kleinen Treibball mit dem die Mächte nach Belieben walten
Ich sah so viel, aber ganz davon lösen, konnte ich mich leider nicht
Sehnte mich im Labyrinth dieser Höhlen zurück nach dem Sonnenlicht
Und ich begriff der Rückweg ist noch schwerer als der Weg dorthin
Ich stecke fest, aber ich weiss, dass ich selbst schuld daran bin
Trotzdem eine ungehörige Last drückt seit langem ständig auf mich
Dass ich einmal daran zerbreche, erscheint mir manchmal unvermeidlich
Doch auf der anderen Seite weiss ich, dies ist der Platz auf der Erde
Wo ich in gewissen Situationen helfen kann, wo ich gebraucht werde
Denn vielleicht schenke ich durch meine Erfahrung Anderen etwas Licht
Deshalb muss ich durchhalten, nicht aufzugeben, dies ist meine Pflicht
Ich weiss einfach nicht, wie lange dies noch wird und kann gut gehen
Aber ich versuche mit meinen Kräften, in diesen Strudeln zu bestehen
Und meinen Kopf im stürmischen Gegenwind trotzdem hoch zu halten
Es muss mir gelingen, was ich nicht mehr vergessen kann, zu verwalten
Nur die Frage bleibt, wer oder was kann mir die nötige Kraft dazu geben
Weil sonst und dies ist sicher, werde ich nicht mehr sehr lange leben
Inhaltsverzeichnis

EINE GUTE FREUNDIN

Setze mich mit Dir immer wieder gerne für ein Gespräch an einen Tisch
Denn es redet sich sehr gut mit Dir, Du bist mir wirklich sympathisch
Du bist einfach so herrlich ehrlich, und dafür möchte ich Dir danken
Es ist schön, mit Dir zusammen zu sein, einfach so ohne Hintergedanken
Warum auch nicht, du bist eine Frau und eigentlich nur Eine unter vielen
Wären da nicht die zahlreichen Sprüche, welche immer auf Dich zielen
Ich weiss schon lange, was sie über Dich erzählen, es ist die Wahrheit
Du hast es doch längst zugegeben mit Deiner so verblüffenden Ehrlichkeit
Es liegt nicht an Deinem Aussehen, weil man muss Dich als hübsch beschreiben
Trotzdem hat es einen Grund, dass die Annäherungsversuche der Männer ausbleiben
Nämlich, Dein Partner neben dem Du während der Nacht in einem Bett liegst
Und in dessen warmen Armen Du Dich in schlechten Zeiten gerne schmiegst
Dein von Herzen geliebter Partner, er ist genauso wie Du auch, eine Frau
Und darum reden sie alle heimlich über Dich, die Details wissen sie genau
Über Dich und über sie und darüber was ihr in der Nacht alles zusammen macht
Und sie machen ihre dreckigen Sprüche, über die wohl nur noch ein Idiot lacht
Du erträgst es geduldig und schweigend, denn Du liebst sie, und sie liebt Dich
Warum hast Du eigentlich den Weg gewählt, manchmal, da frage auch ich mich
Aber im Grunde geht mich dies genauso wie die Anderen überhaupt nichts an
Vielleicht wurdest Du früher einmal schrecklich enttäuscht von einem Mann
Und vielleicht lässt Du Dich deshalb heute lieber von einer Frau liebkosen
Ist doch auch völlig egal, denn auch diese Liebesknospen werden zu Rosen
Und wenn ich diese doofen Männer sehe, welche da grinsend herumstehen
Dann gibt es Augenblicke, da kann ich Deinen Weg sogar noch verstehen
Sie allein kann erfüllen, Deine geheimen Sehnsüchte und Deine Gelüste
Und berührt sie mit zärtlichen Fingern Deine weiche Haut und Deine Brüste
Dann gibst Du Dich vertrauensvoll hin, ihrer viel versprechenden Zärtlichkeiten
Was brauchst Du, da noch darüber zu reden und es vor den Anderen zu bestreiten
Es gibt sogar Augenblicke, da glaube ich, in ihrem Verhalten zu entdecken
Dass die Meisten hinter ihren Sprüchen nur Neid und Eifersucht verstecken
Auch ich gebe es zu, ich bewundere Dich wirklich sehr um Deine Offenheit
Du lässt uns damit doch einige Meilen weit zurück mit unserer Verklemmtheit
Wir denken doch selbstherrlich, nur das sei normal, was wir auch selbst machen
Alleine diese Einstellung und diese Argumentation ist doch schon so zum Lachen
Warum sollte man die Geborgenheit und die Zärtlichkeit nicht wo anders finden?
Bevor alle intimen Träume unerreichbar hinter dem fernen Horizont verschwinden
Wie viele Menschen würden wohl gerne, wie ihr zwei diese wärmende Liebe besitzen?
Auch von denen, die heute Abend Dich auslachen und mit mir an diesem Tisch sitzen
Dein Auftreten, Dein Aussehen, auch Deine Art überhaupt nichts lässt es erkennen
Dass Deine Gefühle, Deine Begierde und Dein Weg Dich von anderen Frauen trennen
Für mich, ich hoffe, Du hast es nie anders empfunden, bist Du wie die Anderen auch
Denn ich stochere doch nicht im Feuer, wenn ich irgendwo entdecke ein bisschen Rauch
Nur manchmal hoffe ich beinahe, wenn Du einmal wieder einen Mann an Deiner Seite willst
Dass Du dann zu mir kommst und mit mir Dein ungewohntes und neues Verlangen stillst
Inhaltsverzeichnis

GIB MIR EINE CHANCE

Jedes Mal wieder, wenn wir uns zufällig irgendwo sehen
Habe ich dieses Gefühl, Du kannst mich nicht ausstehen
Mich nicht zu mögen, dies ist Dein sehr gutes Recht
Deswegen denke ich von Dir bestimmt nicht schlecht
Nur eines, was ich Dir auch offen und ganz ehrlich sage
Dass es da etwas gibt, was ich doch ziemlich beklage
Nämlich, dass Du mir keine Chance willst gewähren
Mich zusammen mit meinem Verhalten zu erklären
Hättest die Gelegenheit Deine Vorwürfe zu formulieren
Vielleicht könnte ich dann auch meine Fehler kapieren
Das Eine oder das Andere könnte ich so besser machen
Vielleicht würden wir ein neues Verständnis entfachen
Es gibt sicher auch Dinge, die hast Du falsch gesehen
Mit meinen Erklärungen könntest Du sie dann verstehen
Du würdest einsehen, das Meiste war nicht böse gemeint
Auch wenn es Dir manchmal ganz genau so erscheint
Doch diese Missverständnisse können wir nur erfassen
Wenn wir nicht weiter unsere Gelegenheiten verpassen
Um einmal offen und ehrlich miteinander zu sprechen
Vielleicht kann auf diese Art und Weise das Eis brechen
Vielleicht kannst Du mich auch danach noch nicht ausstehen
Aber Du hättest die Möglichkeit, hinter meine Fassaden zu sehen
Ich würde den Versuch wagen, Dir Persönliches von mir zu zeigen
Ich denke, es ist besser, als ständig nur über alles zu schweigen
Ein Gespräch hat doch sehr oft ein seltsam grosses Gewicht
Und nützt es nichts, so schadet es uns bestimmt auch nicht
Wir können uns doch später immer noch aus dem Weg gehen
Aber zuerst sollten wir doch einmal zu uns selbst stehen
Ich weiss zwar auch nicht, was anschliessend aus uns wird
Doch vielleicht entdecken wir, wir haben uns Beide nur geirrt
Wer weiss schon, vielleicht waren wir Beide nur voreingenommen
Dies ist der Grund, warum ich von Dir gerne eine Chance würde bekommen
Komme mir doch bitte bei meinem Versuch einen kleinen Schritt entgegen
Ist mein Begehren und meine ganze Hoffnung, denn wirklich so verwegen
Es ist doch eigentlich, wie bei allen Dingen, nur der Anfang ist schwer
Und der ganz grosse Rest, anschliessend wahrscheinlich nicht mehr so sehr
Nur einen Versuch, er wäre mir wichtig, dies will ich Dir nur sagen
Bist denn auch Du einmal dazu bereit, dies möchte ich Dich fragen
Ich wünsche mir, Du wirst Dich in meinem Sinne entscheiden
Denn eigentlich kann dabei niemand verlieren von uns Beiden
Also keine Hemmungen lasse mich ruhig Deine Vorwürfe hören
Weil so unnötige Mauern zwischen Menschen bestimmt nur stören
Darum lasse uns einen anderen, besseren, neuen Weg da hinaus finden
Damit unsere Vorurteile im Nichts oder in der Gewissheit verschwinden
Inhaltsverzeichnis

AN DER KREUZUNG

Hätte ich damals an der Kreuzung den anderen Weg genommen
Wer weiss, vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen
Ich erinnere mich an Dich und an Deine Lebensweisheiten
Welche mich auch heute noch durch meinen Alltag begleiten
Du standest da, schüchtern und schon beinahe voller Scham
An dem Arm von der Kreuzung, welcher ich damals nicht nahm
Ich bemerkte sehr schnell, ich musste mich vor Dir verneigen
Weil Du hattest mir, doch so viel Neues und Gutes zu zeigen
Und trotzdem habe ich den anderen Weg für mich gewählt
Alle die Gründe dafür, sie sind ziemlich schnell aufgezählt
Alle zusammen sagen mir, dass mein Entscheid richtig war
Habe es mir auch reichlich überlegt und war doch ein Narr
Auf meinem neuen Weg wurde ich einer Sackgasse gefangen
Ich wäre wohl besser mit Dir den schwereren Weg gegangen
Aber es kam alles ganz anders, ich habe die Kurve gekriegt
Und ich vergass dabei ganz, wie weh es einem tut, wenn man siegt
Ich sehe Dich heute noch an der Kreuzung stehen im "Purple Rain"
Es geschah alles sehr schnell keinen Abschied und keine "Pain"
Du standest einfach nur da mit einem Lächeln und hast gewunken
Ich nahm die scharfe Kurve, es schlugen nur noch feurige Funken
Und wollte ich einmal aussteigen aus meiner vorgegebenen Bahn
Dann blitztest Du mich provozierend mit Deinen grünen Augen an
Und mir wurde wieder bewusst, ich durfte mir keine Pause gönnen
Wer weiss, ich hätte Dich vielleicht sogar noch aufhalten können
Manchmal in ganz stillen Stunden sehe ich vor mir Dein Gesicht
Vorwurfsvoll, es sagt mir lautlos aber deutlich, aufgeben gilt nicht
Deine Witze und Deine Sprüche hielt ich niemals für einen Gewinn
Aber ich wurde älter und sehe nun auch den verborgenen Sinn darin
Alle Menschen sterben irgendwann, wurden sie erst einmal geboren
Doch nur sehr wenige, haben so wie Du, ihr Licht niemals verloren
Und ich bin mir völlig sicher, Dein Licht wird bestimmt immer strahlen
Weil sich Deine Argumente und Deine Art zu leben, immer noch auszahlen
Wenn ich die Augen schliesse, kann ich Dich heute noch vor mir sehen
Froh lächeln und winkend, sehe ich Dich drüben an der Kreuzung stehen
Du warst mit mir hart und sehr streng, aber Du warst auch immer gerecht
Alle haben Deinen Worten bedingungslos gehorcht, auch ich war Dein Knecht
Wir waren Dein Gefolge, Deine freiwilligen Schüler, Du warst der grosse Boss
Denn Du hattest die gesamte Weisheit gesammelt in Deinem warmen Schoss
Du warst unsere Lehrerin und das dicke Seil, an welchem wir uns festkrallten
Du sorgtest dafür, dass unsere Schreie nicht immer nur ungehört verhallten
Hast zuerst immer an uns und erst sehr viel später an Dich selbst gedacht
Sorgtest dafür, dass eine neue, bisher unentdeckte Kraft in uns erwacht
Alles zu geben und immer zu kämpfen, dies habe ich Dir einst versprochen
Doch wie die Anderen bin ich auch an Deinem so schweren Weg zerbrochen
Inhaltsverzeichnis

BEZIEHUNG

Komme schon, lasse Deinen hübschen Kopf nicht so hängen
Vergiss alle die Gedanken, die sich Dir stumm aufdrängen
Du sähest nicht gut aus, schlimmer noch Du seiest hässlich
Ich kann diese Sätze längst nicht mehr hören, schäme Dich
Es ist bestimmt die blödeste Sache, die je eine Frau ersann
Nur weil Deine letzten beiden grossen Lieben nicht so klappten
Und deshalb alle Deine Gefühle und Träume im Dunkeln tappen
Natürlich bist Du nicht der absolute Traumtyp von jedem Mann
Aber glaubst Du, dass eine Deiner Beziehungen besser hinhaute
Wärst Du eine andere Frau, welche vielleicht besser ausschaute
Nein, dieses "Scheitern" ist bestimmt nicht Deines Aussehens wegen
Du solltest Dir vielleicht besser einmal ganz alleine für Dich überlegen
Nicht wie Du selbst, sondern wie Deine Beziehung sollte aussehen?
Wer weiss, vielleicht gelingt es Dir dann, etwas leichter zu verstehen
Dass diese Männer nach denen Du, in der Regel beginnst zu spinnen
Vielleicht die Falschen sind, Du wirst auf diese Weise nie gewinnen
Weil Du mit ihnen niemals Deine Wünsche und Dein Verlangen stillst
Darum versuche, Dir zuerst selber klar zu werden, was Du genau willst
Und überhaupt - Bist Du für eine innige Beziehung eigentlich bereit?
Überlege bei Dir doch einmal ganz ehrlich, ist sie schon reif die Zeit?
Denke daran, Du müsstest von Deinem jetzigen Dasein einiges aufgeben
Nein, Du könntest auf keinem Fall einfach so wie bisher weiterleben
Vielleicht ist es nur das, was Dich dabei vor unlösbare Probleme stellt
Und Dich trotz Deiner Liebe von einer glücklichen Beziehung abhält
Doch auch im ganz grossen Glück kann man nicht alles zusammen haben
Jede intime Beziehung fordert nämlich auch seine persönlichen Gaben
Zum Beispiel wird der Abstand grösser auch zu den besten Kollegen
Und manchmal schlägt Dir auch noch Neid und Eifersucht entgegen
Gerade von den Kollegen, das hättest Du niemals von ihnen gedacht
Dies ist einer der Gründe, warum der Ausgang früher endet in der Nacht
So wird nach und nach die Zahl Deiner Freunde und Deine Freiheit kleiner
Überhaupt die Feste und die Umgangsformen werden seriöser und feiner
Ist es das was Du auch willst, bist Du tief in Dir Innen schon dazu bereit?
Oder tobt in Dir vielleicht intern darüber doch noch ein heftiger Streit
Und Du willst von Deinem bisherigen Leben nicht ein Stück aufgeben
Aber auf der anderen Seite trotzdem in einer intimen Beziehung leben
Man kann nichts so endgültig festhalten, weil die Dinge verändern sich
Jede Form von Beziehungen zieht Verschiebungen nach sich unausweichlich
Deshalb suche Dir einen lieben Menschen, der in Deine Vorstellungen passt
Denn dies ist die Voraussetzung, dass das Glück bei Dir auch Fuss fasst
Einfach einen bodenständigen und trotzdem netten Menschen zum lieben
Kein Traumtyp, wie er in der Werbung und in Romanen wird beschrieben
Einen der seine Fehler hat, tolerant ist, schaue, zum Beispiel diesen dort
Der seine Fähigkeiten verborgen hält, schüchtern ist, halt einer von vielen
Welcher oft nur saublöde herumsteht und selten findet das richtige Wort
Lasse doch Deine Gefühle mal auf einen solchen unscheinbaren Typen zielen
Inhaltsverzeichnis

LISA (PART III)

(Schenke mir Deinen Regenbogen)

Lisa, wie viel Zeit brauchst Du noch, um zu trocknen Deine Tränen
Weil irgendwann würde ich Dich gerne fest in meine Arme nehmen
Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut, dieses Gefühl ist schrecklich
Weiss einfach nicht mehr weiter, denn vielleicht liebe ich Dich
Aber vielleicht handelt es sich auch nur um ganz billiges Mitleid
So gerne möchte ich Klarheit und weiss doch selbst nicht Bescheid
Leider ist es so, dass ich keiner der beiden inneren Stimme vertraue
Nur jedes Mal wenn ich Dich mit meinen Augen voller Gefühl anschaue
Und wenn dann noch ein Lichtstrahl schimmernd in Deinem langen Haar
Dann wird mir irgendwo zwischen meinem Herz und meinem Hirn eines klar
Nämlich, dass ich von Dir unbeschreiblich viel mehr erträume und will
Mein erschöpfter Puls rast, und mein Herz bleibt wieder Mal nicht still
In diesen Augenblicken fühle ich deutlich, wie sehr ich Dich begehre
Auch wenn ich mich aus sehr guten Gründen ganz heftig dagegen wehre
Und trotzdem möchte ich am liebsten immer an Deiner Seite weilen
Um mit Dir den schönsten Regenbogen auf der ganzen Welt zu teilen
Nur, über das was war, darüber kann ich nicht einfach hinweg sehen
Ich kann es nicht, dies muss ich Dir ehrlich und ganz offen eingestehen
Ich weiss, Du kannst nichts dafür, und ich bemühe mich wirklich sehr
Und es ist mir auch klar, für Dich war alles sicher zehn Mal so schwer
Trotzdem was ich dabei genau fühle, ich erkenne es doch selbst nicht
Wir beide leiden sichtbar und scheuen trotzdem das helle, grelle Licht
Ich will Dir wirklich so gerne helfen und denke, es sei die grosse Liebe
Ein Irrgarten der Gefühle, so kommt es, dass ich alles von mir schiebe
Ich bin wahrscheinlich schon längst überfordert, kann nicht mehr denken
Dabei wollte ich Dir doch eigentlich nur meinen Regenbogen schenken
Jetzt stelle ich ganz beschämt fest, Du schenktest mir sogar noch Deinen
Und ich bin vollkommen hilflos und lasse Dich einfach schutzlos weinen
Mir bleibt nur Eines, beiseite zu treten, um mich dort wortlos zu schämen
Dabei würde ich Dich eigentlich gerne in meine schützenden Arme nehmen
Weil ohne eine Frage eines, dies weiss ich selbstverständlich ganz genau
Du bist so unbeschreiblich mehr, Du bist ganz ehrlich eine super Frau
Doch Dein Lebensweg war, ist und bleibt leider auch ziemlich schwer
Mein Anteil an der Geschichte war leichter, aber ich kann nicht mehr
Vielleicht keine Liebe nur Mitgefühl, weil ich war sichtlich betroffen
Aber was kann ich noch mehr tun, als für Dich das Allerbeste zu hoffen
Ich hasse mich, ich bleibe stehen und fühle mich beschissen und schwach
Und diese Gefühle in meiner Magengegend halten mich Nacht für Nacht wach
Ist da zu guter Letzt vielleicht doch noch eine grössere und stärkere Kraft
Als nur, wenn man dies so sagen kann, eine tiefe und innige Kollegschaft
Wer weiss, wie diese Geschichte jetzt in naher Zukunft wird weitergehen
Ich hoffe sehr, Du hast die Kraft, welche nötig ist, um dies durchzustehen
Inhaltsverzeichnis

WENN DIE FANTASIE WEH TUT

Ich werfe mich auf meinem Bett unruhig hin und her
Der Regen tönt, so als würde er an das Fenster klopfen
Die Scheiben sind völlig verschmiert von Regentropfen
Es tut weh, es tut mir weh, es tut wirklich weh, so sehr
Ich lächle bittersüss, dies nennt man wohl Galgenhumor
Der Grund dafür ist wohl, ich stelle es mir gerade vor
Wie er ganz zärtlich und sanft berührt ihre weiche Haut
Er hat mir das Allerwichtigste in meinem Leben geklaut
Ich gebe es nicht zu, aber meine Augen sind angenetzt
Und ich frage mich laufend, was machen sie wohl jetzt?
Ob sie gerade in diesem Augenblick nebeneinander liegen?
Ich finde dies nicht fair, warum nur musste er sie kriegen?
Es ist noch nicht lange her, da gehörte sie noch zu mir
Und jetzt ist dieser Kerl doch tatsächlich ganz alleine bei ihr
Was geschieht wohl hinter den geschlossenen Fensterläden?
Ich befürchte sehr, dass die Beiden dort nicht nur reden
Erzählt sie ihm vielleicht sogar von unseren Geheimnissen?
Bitte nicht, davon braucht er, doch sicher nichts zu wissen
Lasse mir den Glauben, dass ich etwas Besondere war und bin
Ich weiss leider ganz genau, sie streichelt, und sie küsst ihn
Sie schenkt ihm nun alleine ihre so wohltuende Zärtlichkeit
Ich bin für sie nur noch eine Geschichte in der Vergangenheit
Doch bitte lasse unsere Intimitäten in Gedanken weiterbestehen
Es liegt alleine in Deiner Macht, es darf doch niemals geschehen
Dass unser Zusammensein einfach nur noch Eine unter Vielen wird
Ich wünschte mir doch so sehr, ich hätte mich damals geirrt
Als ich sie zum ersten Mal mit ihm zusammen habe gesehen
Und wenig später erfuhr ich, dass sie nun miteinander gehen
Ich weiss, in diesem Augenblick ist er gerade wieder bei ihr
Stellt sie vielleicht sogar Vergleiche an zwischen ihm und mir?
Es gibt bestimmt Dinge, da ist er besser, ich überlege und rate
Es tut schrecklich weh, schläfst Du mit ihm vielleicht gerade?
Oder flüstert er Dir gerade ein Liebesgeständnis in Dein Ohr?
Ich kann nichts dagegen tun, ich stelle es mir laufend vor
Diese Bilder sind mir mit geschlossenen Augen noch vertraut
Ich sehe sie vor mir, Hand in Hand, Arm in Arm, Haut an Haut
Belüge mich, es ist so sinnlos, ich glaube es trotzdem nie
Ich bin fürchterlich wütend, ich hasse sie - Ich liebe sie
Ich weiss nicht mehr, was mit mir eigentlich hier geschieht?
Suche verkrampft auf der CD irgendein anderes, besseres Lied
Darf mir nicht weiter vorstellen, sonst verliere ich den Verstand
Wo berührt er Dich gerade in diesem Augenblick, mit seiner Hand
Und sind seine Küsse auch so zärtlich und süss wie die meinen?
Es tut so weh, schrecklich weh, aber ich werde nicht weinen
Inhaltsverzeichnis

BERGBACH

Ich habe sie nur selten getroffen, aber ich hätte sie gerne mehr gesehen
Kam ich mir auch jedes Mal schmutzig vor neben ihr, muss ich eingestehen
Sie schaute zu mir hinauf, doch ich fühlte mich dabei irgendwie klein
Ihr Blick war so bewundernswert unschuldig, hell und auch so rein
Genau gleich, wie zwei leuchtende, vertraute Sterne im Weltall
Oder wie blaue Orchideen in der Gischt von einem Wasserfall
Und sie liess alle Menschen völlig ungeniert hinein schauen
Sie kannte überhaupt kein ähnliches Gefühl wie Misstrauen
Keine Mauer und auch kein Hindernis hielten den Blick auf
Sie liess allen ihren Gefühlen einfach ihren freien Lauf
Intrigen und Betrügereien konnte sie niemals verstehen
Durch ihre Augen konnte man ganz tief in ihre Seele sehen
Ihre kleine Welt, sie war völlig durchsichtig bis auf den Grund
Und wenn sie lächelte, geschah es nicht nur mit dem Mund
Wenn ein kleiner Dorn sie in ihr verwundbares Herz stach
Flossen ihre Tränen genau so hell und klar wie ein Bergbach
Manchmal war sie so unschuldig und naiv wie ein kleines Kind
Eine Welt zierlich und fein, als ob sie schnell zerbricht im Wind
Ich war sehr glücklich, dass sie mich als Gast empfing in ihrer Welt
Nur einmal habe ich sie gefragt, wie sie sich das da draussen vorstellt?
Sie schaute mich intensiv mit ihren Augen an und lächelte in sich hinein
Und liess mich ohne eine Antwort mit meiner so neugierigen Frage allein
Ich wiederholte trotz meiner Neugier auf eine Antwort meine Frage nicht
Weil ich musste ja annehmen, dass sie nicht sehr gerne darüber spricht
Erst irgendwann sehr viel später, habe ich es dann doch noch verstanden
Es war an einem Abend als wir uns zufällig an demselben Ort befanden
Ich war so voller Hass und auch voller Wut an dieses Fest gekommen
Sie lächelte, aber ich wusste, sie hatte es sofort wahrgenommen
Sie fragte mich nur fröhlich: "Warum ich eigentlich so laut lache?"
Dies schlug doch dem Fass den Boden aus, ich verlor meine Sprache
Sie fragt mich, warum ich lachte, dabei war mir eher zum weinen
Und ich verstand es nicht, wie konnte sie dies denn nur meinen?
Ich befürchtete schon, sie begann, in diesem Moment durchzudrehen
Meine wütende Laune verflog, und ich konnte sie plötzlich verstehen
Wieder sah ich durch ihre durchsichtige Maske tief in sie hinein
Genau so wie in einen Bergbach, welcher springt von Stein zu Stein
Und welcher ganz allein bestimmt sein ganz persönliches Geschick
In dem kurzen Augenblick erkannte ich die Wahrheit in ihrem Blick
Ich konnte ihren eigenen Weg ganz deutlich und klar in mir fühlen
Und er begann, wie eine wild wachsende Orchidee in mir aufzublühen
Ich erkannte plötzlich, sie war mit ihrer Unschuld schön hintertrieben
Aber sie ist damit für eine ganz kurze Zeit doch Siegerin geblieben
Wie ein Bergbach der von Zeit zu Zeit unter der Erde verschwindet
Und trotzdem unbeirrbar seinen angestammten Weg ins Meer findet
Inhaltsverzeichnis

IM ADVENT

Ich gehe durch die Stadt, Tausende von Leuten, ein riesengrosses Gedränge
Vorweihnachtliche Stimmung, an der Ecke höre ich die Heilsarmee-Gesänge
Da verspüre ich plötzlich einen Druck auf der Blase, wohl jedem bekannt
Natürlich keine grosse Katastrophe, denn die Lösung war schnell zur Hand
Auf dem Weg zu der öffentlichen Toilette drängte ich mich durch den Haufen
Von den Menschen, die herumstehen und irgendwelche blöden Dinge kaufen
Zum Glück ist ein solches öffentliches "Scheisshaus" an meinem Weg gelegen
Als ich die Tür aufmachte, da schlug mir sofort eine wohltuende Stille entgegen
Das Erste, was ich sah, war ein Mädchen oder besser gesagt eine junge Frau
Die Trennlinie dazwischen ist oftmals verschwommen, weiss auch nicht genau
Peinlich, habe ich mich in der Tür geirrt, dachte ich in den ersten Sekunden
Doch dies war nicht der Fall, wie die Schüsseln zum "Schiffen" klar bekunden
Sie lag einfach nur da, in sich zusammen gerollt in der rechten Ecke gekauert
Ein trauriger und armseliger Anblick, irgendwie habe ich sie schon bedauert
Sie trug einen braunen, dicken und warmen Pullover, ihre Hosen waren zerrissen
Aber ich denke, diese Jeans hatte ganz bestimmt nicht die Mode auf dem Gewissen
Ihren Kopf hatte sie auf eine ebenfalls braune und abgeschabte Lederjacke gelegt
Als ich forsch zur Tür herein kam, hatte sie sich ganz leicht zur Seite hin bewegt
Und schaute mich dann mit ihren grossen und weitaufgerissenen Augen prüfend an
Einen strengen Blick, der mich musterte, als sehe sie zum ersten Mal einen Mann
Erst in dem Moment ist mir aufgefallen, welcher schreckliche Gestank hier besteht
Dieses übel riechende Gemisch von "Pisse und Scheisse", der einem entgegen weht
Ich denke, auf öffentlichen Toiletten wird es wohl überall auf dieser Welt so stinken
Nachdem sie mich so ganz genau gemustert hatte, liess sie sich dann wieder sinken
Ich wendete meinen Blick ab, und ich brauchte nur, einige wenige Schritte zu gehen
Um dann vor der Ersten von den verkalkten weissen Schüssel an der Wand zu stehen
Ich öffnete meinen Reissverschluss und packte dann aus, was ich auszupacken habe
Der Druck löste sich ganz langsam, ich spendete eine gelbliche und wässerige Gabe
Die Wand vor mir war von oben bis unten verschmiert von Telefonnummer kaum lesbar
Auf Augenhöhe steht natürlich der Standardspruch: "Wer dies liest, ist ein grosser Narr"
Was soll es auch, ich lächelte, denn ein solcher Spruch bringt mich nicht aus der Ruh'
Sie schaute mir von der Seite neugierig beim Erledigen meines Geschäftes zu
Ich sah aus dem Augenwinkel ihre grossen Augen und ihr bleiches Gesicht
Sie hatte rötliche, kurzgeschnittene Haare, viel mehr von ihr sah ich nicht
Meine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt und endlich war mit dem Fluss Schluss
Ich packte nun alles wieder ein und schloss dann meinen Reissverschluss
Ich konnte auch bei diesem Vorgang ganz deutlich ihren Blick auf mir fühlen
Vollkommen ruhig und stumm suchte ich irgendwo einen Knopf, um zu spülen
Er funktionierte natürlich nicht, dann wusch ich mir noch schnell meine Hände
Auch beim Lavabo war ich umgeben von überall voll beschriebenen Wänden
Noch einmal hatten sie und ich uns gegenseitig stumm in die Augen gesehen
Dann öffnete ich die schwere Tür, um wieder hinaus in die Kälte zu gehen
Floh schnell in die Menschenmenge, in den Trubel und in die dunkle Nacht
Erst später habe ich mir über diese seltsame Begegnung Gedanken gemacht
Inhaltsverzeichnis

SANDWICH

Ich sass in der ersten Reihe auf einem der Stühle ohne Lehnen
Direkt vor der Bühne, junge Leute spielten dort - eher Mittelmass
Mit einem Blick stellte ich fest, auch das Publikum war zum gähnen
Vor mir stand ein halbleeres oder besser gesagt halbvolles Cola Glas
Da hörte ich ganz erstaunt ein frisches, heiteres Lachen am Nebentisch
Ich erblickte dort ein Gesicht nett und auch wirklich sehr sympathisch
Ich war gerade dabei, ein megagrosses Schinkensandwich zu verdrücken
Doch aus meinen Augenwinkel habe ich gleichzeitig hinüber geschielt
Da war kein Zufall dabei, meine Blicke haben genau auf Dich gezielt
Ich begann unauffällig und so wie neben bei, etwas näher zu rücken
Nach ein paar weiteren Versuchen hatte ich dann auch endlich Glück
Deine Augen strahlten hell lächelnd und bodenlos klar zu mir zurück
Wir sahen uns wortlos an, und nur knapp zwei Meter lagen dazwischen
Irgendwo in der Mitte begannen sich, unsere Blicke zu vermischen
Haben sich wieder gelöst und doch wieder in einem Knoten verstrickt
In immer kürzeren Abständen wurde ein Lächeln hin und her geschickt
Angemacht wohl durch mich, hattest Du auch ein Sandwich gegessen
Wenig später sind wir dann an einem und demselben Tisch gesessen
Und es war dabei ziemlich eng, weil der Saal doch recht gefüllt war
Deshalb war es wenig erstaunlich, Berührungen waren unvermeidbar
Dann wenn man sich irgendwie bewegte so zum Beispiel beim Beifall
Trotzdem ich will sicher nicht sagen, diese Berührungen waren Zufall
Ich spürte Deine Körperwärme, und ich fühlte Deine wohltuende Nähe
Und wenn ich von der Seite in Deine schönen und warmen Augen spähe
Erwacht in mir eine unerwartete und deshalb so wunderbare Vertrautheit
Und so sassen wir einfach nebeneinander für eine ziemlich lange Zeit
Der langhaarige Typ auf der Bühne spielte immer noch auf der Gitarre
Man sollte zwar nicht lästern, aber es war schon nicht ganz das Wahre
Zwischen seinen Liedern begann er, ziemlich dumme Sprüche zu lallen
Ich zweifelte daran, ob an seinem Spiel jemand fand seinen Gefallen
Aber was soll es eigentlich, uns war dies an unserem Tisch doch egal
Wir sassen da Schulter an Schulter, und wir spendeten ganz brav Beifall
Die Gespräche dazwischen haben uns Stück für Stück etwas näher gebracht
Ohne den kleinsten Unterbruch haben wir dabei geflirtet und auch gelacht
Nur die kleinen unzählige Berührungen, sie sind weiter "zufällig" geblieben
Ansonsten hat uns wohl nichts unterschieden von diesen Paaren, die sich lieben
Irgendwann war das Konzert dann doch noch zu Ende, es gab noch eine Zugabe
An dem Abend geschah so viel, wusste nicht einmal, was ich alles gesagt habe
Die Minuten verstrichen unaufhaltsam, es war schon eine fortgeschrittene Zeit
Und eigentlich war es eine Geschichte, die laut nach einer Fortsetzung schreit

Doch mehr - mehr war nicht oder vielleicht halt doch
Wer weiss dies heute schon noch?
Inhaltsverzeichnis

LIEBE UND TOD

Eben habe ich im Fernseher einen Liebesfilm gesehen
Ich konnte ihn wieder einmal überhaupt nicht verstehen
Gestern, da habe ich ein bisschen Weltliteratur gelesen
Wie könnte es auch anders sein, es ist dasselbe gewesen
Und in diesem Augenblick spielen sie im Radio ein Liebeslied
Wo leider wieder einmal genau das gleiche Vorgehen geschieht
Überall wird gesagt, dass Tod und Liebe gut zusammen passen
Aber ehrlich, dies ist doch ganz bestimmt nicht zum Spassen
Frage mich, muss das nicht jeden vernünftigen Menschen stören
Er sagt zu ihr, wenn Du mich nicht liebst, dann bringe ich mich um
Diesen und ähnliche unüberlegte Sätze sind doch wirklich dumm
Ich kann solche doofen Aussagen schon längst nicht mehr hören
Denn ich hörte sie leider auch schon in meinem richtigen Leben
Und deshalb wird es endlich Zeit, darauf eine Antwort zu geben
Aus unglücklicher Liebe zu ihr willst Du Dich nun umbringen
Ich hoffe schon beinahe, das Vorhaben wird Dir auch gelingen
Denn es ist ein egoistischer Plan, lieben tust Du sie sicher nicht
Weil Dein Vorhaben dem ersten Grundsatz der Liebe widerspricht
Der geliebten Person niemals absichtlich Schmerzen zu zufügen
Du willst nicht aus Liebe sterben, höre doch auf, Dich zu belügen
Du kannst es noch zehn Mal wiederholen, ich glaube es Dir nie
Weiss ich auch ganz genau, Du kannst nicht mehr leben ohne sie
Und das Du genug hast, Nachts mit der Hand in die Leere zu tasten
Aber das gibt Dir kein Recht, sie so mit Schuldgefühlen zu belasten
Nur weil Du ihr zeigen willst, wie es ist, wenn Du nicht mehr da bist
Es nimmt Dich doch nur wunder, ob sie Dich dann einfach so vergisst
Natürlich, würde sie danach immer wieder von neuem an Dich denken
Weil Du ihr schrecklich weh tust und sich Schuldgefühle aufdrängen
Schätzte ich Dich wirklich so falsch ein, ist dies alleine Deine Absicht
Dann tue es doch, aber Eines ist sicher, aus Liebe ist es bestimmt nicht
Es scheint mir viel eher, Du möchtest sie nur um Dich weinen sehen
Aber verlange ja nicht von mir, Dein Vorhaben auch noch zu verstehen
Weil für mich persönlich hat das mit Sicherheit nichts zu tun mit der Liebe
Wenn man an den geliebten Menschen austeilt solche schmerzhaften Hiebe
Versuche doch zu leben, für sie, aber vor allem auch um Deinetwillen
Vergiss nicht, mit Deinem Überleben hilfst Du doch auch ihr im Stillen
Und deshalb, wenn Du sie wirklich liebst, dann tue ihr dies nicht an
Verstehe doch, dass dies ganz bestimmt nicht wirklich gut sein kann
Und es ist ziemlich feige, einfach auf diese Weise zu verschwinden
Ich bin davon überzeugt, Du wirst für Dich einen besseren Weg finden

Doch meine Argumente sind an der Mauer Deiner Enttäuschung angestossen
Zu Deiner Tat bist Du scheinbar völlig unabwendbar und wild entschlossen
Gut so stirb, aber ich wünsche Dir dabei ein furchtbares, mieses Gewissen
Und eines ist bestimmt gewiss, ich werde Dich wahrscheinlich nicht vermissen
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WEISSER FLECK

Auf jeder Landkarte gibt es einen ganz kleinen weissen Fleck
Arielweiss, da existiert kein Kratzer und auch kein Dreck
Ja, dort liegt sogar Schnee, doch dieser ist meistens braun
Man ist stolz und hat zu sich selbst sehr grosses Zutrau'n
Es ist auf unserer Erde das allerletzte wahre Paradies
Jeder hat hier ein Automobil, und jeder hat auch Kies
Und wagt jemand die Frage, da hat es doch auch noch?
Bekommt er bestimmt zur Antwort, bei uns - nicht doch
Du willst doch wieder nur Dein eigenes Nest versauen
Und um die verborgen Ecken, da darf man nicht schauen
Es wird zwar von Zeit zu Zeit manchmal heimlich erzählt
Dass der Eine oder die Andere aus diesem Rahmen fällt
Aber wirklich gesehen, hat dies bestimmt noch niemand
In diesem so sagenumwobenen und wunderbaren Land
Dies ist schon fast nicht mehr normal, eher überirdisch
Da gibt es keine Schweissperlen, Feuchtigkeit ist unhygienisch
Natürlich auch keine Gelüste und ganz bestimmt auch kein Leid
Wenn man trotzdem darüber liest, ist dies nur der simple Neid
Von den dummen Besserwissern irgendwelche doofe Propaganda
Du kannst Dich in aller Ruhe hier umsehen, es ist gar nichts da
Man findet nirgendwo den kleinsten Anlass, um sich hier zu sorgen
Die meisten Träume und Hoffnungen wurden rechtzeitig verborgen
Dies geht alles so in Ordnung, weil sie hier bestimmt nicht nötig sind
Vom Westen her bläst der schwache, im Voraus bestellte neutrale Wind
Und der Farbfernseher läuft, dort mitten in der braunen Bücherwand
Melrose Place, im Traum die hübschen Blondinen an der einen Hand
In der Anderen irgendwelche Snacks und ein grosses, kühles Bier
Es strahlt alles fehlerlos, ich lebe eigentlich noch ganz gerne hier
Ein alle blendete Glanz und eine wunderbare Vollkommenheit
Nur stumm überlege ich bei mir manchmal, von Zeit zu Zeit
Aber da gibt es keinen wunden Punkt, deshalb wundere ich mich
Warum die meisten Menschen, welche ich kenne, persönlich
Bei etwas genauerem Hinsehen überhaupt nicht existieren
Weil sie in diesem Glanz in ihrer Dunkelheit fast erfrieren
Es gibt nur eine Möglichkeit, es gibt diese Menschen nicht
Stelle ich fest, wenn auch mit etwas verwundertem Gesicht
War alles Einbildung, alle die langen Gespräche unwirklich
Dies wäre doch wirklich super, und ich freue mich ehrlich
Weil diese weisse Welt ist doch viel angenehmer anzusehen
Wenn alle diese unangenehmen Szenen gar nicht bestehen
Eine solche weisse Welt hat doch ihren ganz besonderen Reiz
Genauso, wie wir sie haben, hier - hier in unserer Schweiz
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SÜSSE ERINNERUNG

Egal welcher Sender, zu dieser Stunde kann man nur Liebeslieder hereinkriegen
Darum ist dies eine Zeit, um sich zu lösen, und entspannt auf dem Bett zu liegen
Durch das Fenster beobachte ich, wie draussen die Nacht langsam hereinbricht
Auf den Felder und den Baumwipfeln liegt eine prächtige weisse Pulverschicht
Irgendwo in der Ferne höre ich die fröhliche, lachende Stimme von einem Kind
Die Schneeflocken tanzen, lustig und beinahe schwerelos im schwachen Wind
Es schneit, und es herrscht genau dieselbe Stimmung, welche auch damals war
Und plötzlich erinnere ich mich an Dein weiches, hübsches und langes Haar
Nein, nicht dass in mir immer noch irgendwo versteckte Gefühle bestehen
Aber es tut trotzdem noch weh, Dich mit diesem fremden Kerl zu sehen
Ich erinnere mich wieder an so viele Dinge, davon wissen nur wir Zwei
Du und ich und sonst niemand, weil sonst war zum Glück niemand dabei
Da ist nicht der kleinste Zweifel, es war eine wirklich ganz wunderbare Zeit
Einfach ausgefüllt von unserer überflüssigen und übermässigen Zärtlichkeit
Da war Dein schwarz-roter Pullover und Deine schwarzen Jeans hauteng
Gehen sie Dir heute noch, sie waren Dir doch damals schon etwas zu eng
Jetzt kannst Du es ruhig zugeben, denn ich muss Dir so wie so gestehen
Wenn ich Dir auch nichts sagte, habe ich es trotzdem damals schon gesehen
Und da gab es noch Deinen BH, ich habe ihn natürlich nicht aufgebracht
Ich weiss es noch, wir beide hielten uns die Bäuche, so haben wir gelacht
Ein wirklich hinderlicher und peinlicher Zwischenfall in meinem Bestreben
Dies sind wohl die Dinge, welche man nur einmal erlebt in seinem Leben
Denn auch an Zärtlichkeiten muss man einander erst langsam heranführen
Um sie anschliessend mit der ganzen Wucht und Grossartigkeit zu spüren
Schüchtern und etwas ängstlich haben wir uns damit sehr viel Zeit gelassen
Heute treffen wir uns manchmal wieder in einer der Strassen oder Gassen
In diesen Momenten sind mir Deine strahlenden Augen immer noch vertraut
Genauso wie auch Dein angenehm süsser und doch weicher Duft Deiner Haut
Beides hat sich irgendwie, irgendwo tief in meinem Herzen festgesetzt
Sind da auch schon längst nicht mehr die ganz grossen Gefühle, jetzt
Nur diesen Kerl an Deiner Seite kann ich immer noch nicht ausstehen
Wenn ich Dir begegne, ist es mir lieber Dich alleine, ohne ihn zu sehen
Ist es mein verletzter Stolz oder auch nur diese Erinnerung, vielleicht
Ich dachte halt früher, ich bliebe bei Dir in alle Ewigkeiten unerreicht
Überlege mir plötzlich, hatte er mit Deinem BH wohl auch Schwierigkeiten
Und lässt er seine Finger auch so schüchtern unter Deinen Pullover gleiten
Ich lächle still über meine heimlichen und doch so neugierigen Gedanken
Mit einem ganz kurzen Achselzucken weise ich sie wieder in die Schranken
Und trotzdem habe ich darauf hin noch einige Briefe von damals gelesen
Weil es ist halt eine verdammt schöne und auch eine erfüllte Zeit gewesen
Gar kein Zweifel, es wird immer eine wunderbare Erinnerung für mich sein
Mit einem Lächeln schlafe ich bei dieser ruhigen und sanften Musik ein
Und ich hatte gar keine Angst, dass ich dabei etwas Wichtiges versäumte
Weil ich natürlich auch mit geschlossenen Augen noch von Dir träumte
Inhaltsverzeichnis

MEIN WINDRAD

Ein Windrad schwerfällig und doch leicht vom Wind angetrieben
Nach anfänglicher Skepsis begann ich es, schliesslich auch zu lieben
Wenn es spielerisch leicht und fröhlich tanzte im schwachen Wind
Dann stand ich davor stumm und voller Bewunderung wie ein Kind
Manchmal bliesen aus allen Richtungen Windböen konstant heftig
Dann dreht sich mein Windrad rastlos und auch ziemlich kräftig
An anderen Tagen fehlt dem Windrad die unterstützende Kraft
Und nur mühsam hat es eine Runde nach der Anderen geschafft
Eines Tages hat es nicht mehr gereicht, es hörte auf zu drehen
Der kleine Junge blieb wortlos und fassungslos davor stehen
Aus seinen unschuldigen Augen sind kleine Tränen geflossen
Und voller Hass hielt er, seine Hände zu Fäusten geschlossen
Er war sich völlig sicher, er würde es eines Tages rächen
Aber in seiner Erinnerung hörte er sie noch einmal sprechen
"Wollt ihr siegen, dann dürft Ihr niemals meinen Weg gehen"
Er hatte nie nachgefragt, er konnte es damals nicht verstehen
Was in diesem so verwirrenden Satz der heimliche Sinn war
Aber in diesem Augenblick wurde es ihm ganz langsam klar
Und seine so verkrampften Fäuste lösten sich kontinuierlich
Sein bis dahin trauriges und verweintes Gesicht erhellte sich
Selbstsicher machte er sich auf, um auf ihrem Weg zu wanderen
Der schwerste Weg und doch so viel besser was als alle Anderen
Vom Himmel fielen die bunten Blätter und verbargen die Spuren
Und so kam es, dass sie zwar langsam aber sicher auch erfuhren
Wie stark ihr stolzes Windrad die stürmischen Böen einst abfing
Und wie viel leichter es sich doch in ihrem Schatten damals ging
Doch jetzt trug der kleine Junge auf seinen Schultern die ganze Last
Und vorwärts ging es nur noch ganz mühsam, stöhnend und ohne Hast
Alles was in früheren Tagen einmal so logisch und so einfach schien
War von einem Moment auf den Anderen ganz plötzlich ohne einen Sinn
Dabei war es offensichtlich so wichtig, ihre guten Theorien hochzuhalten
Nach ihren Vorstellungen wollte der kleine Junge seinen Weg gestalten
Und mit diesem Entschluss ging er vorwärts langsam Schritt für Schritt
Nur dieser starke Glaube an sie, die Trauer und die Angst gingen mit
Mit jedem Schritt verstand er von ihren guten Worten wieder ein Stück
Und blieb er einmal still stehen, blickte er nur bewundernd zu ihr zurück
Mit einem etwas flehenden Blick nach einem vom Wind schützenden Rat
Auf diese Weise wurde er auch nach und nach selbst zu einem Windrad
Und er tanzt manchmal auch leicht, fröhlich und schwungvoll im Wind
Geniesst dabei still und stolz die Bewunderung von einem fremden Kind
Doch meistens, da fehlt ihm zum Denken einfach die notwendige Kraft
Und sein einziges Ziel ist, wie er heute die nächste Runde noch schafft
In diesen Momenten wird ihm klar, auch er bleibt eines Tages stehen
Aber er lächelt, er weiss, ein anderes Windrad wird sich dann drehen
"Nur wer siegen will, der darf und muss sicher nicht sein Weg gehen"
Und mit Gewissheit wirst auch Du dies Alles eines Tages verstehen
Inhaltsverzeichnis

GRÜNE LAGUNE

Da war ein schönes Hotel abseits und verborgen hinter den Nadelbäumen
Und während die Kleinen kichernd und lachend am Strand herumrennen
Suchen die etwas Älteren in stummer Zweisamkeit einen Platz zum Träumen
Und die Verheirateten lassen sich entspannt die Sonne auf die Haut brennen
Wo war ich, hatte meine Träume und war für die Realisierung noch zu klein
Deshalb suchte ich wahrscheinlich meine Befriedigung in einem Wettstreit
Denn auch ein Glas Whisky-Cola abends an der Bar will doch verdient sein
Minigolf, Kajak fahren, Tischtennis, Surfen, egal zu allem war ich bereit
Es herrschte dort wirklich ein interessantes, fröhliches und buntes Treiben
Mit einem einzigen allseits beliebtem Wort "Ferien" bestens zu umschreiben
Und auch heute noch höre ich die Worte durch die grosse Hotelhalle klingen
Dass unten in der seichten Bucht einige verirrte Delphine fröhlich herumspringen
Wenig später war schon eine lustige Karawane unterwegs zu der grünen Bucht
Erst einmal dort angekommen, haben zahlreiche Augen das Wasser abgesucht
Aber nur die Allerersten hatten auch das Glück, die Delphine noch zu sehen
Der grösste Teil konnte noch so lang ihre Köpfe im lauwarmen Wind drehen
Und jeden einzelnen Quadratmeter mit peinlich genauen Blicken erkunden
Die Delphine, sie waren so schnell sie kamen, auch wieder verschwunden
Ganz egal, die Meisten liessen sich nicht abhalten, noch etwas zu bleiben
Und so entstand am Strand aus dem Zufall heraus ein chaotisches Treiben
Unzählige Gespräche und ein lautes Lachen trieb der Wind auf das Meer
Ist diese Erinnerung auch noch frisch, die Geschichte ist schon Jahre her
Heute stehen allerdings wieder Menschen, wie wir dort genau am selben Ort
Nur mit dem Unterschied sie stehen nicht mit modischen Badehosen dort
Und anstatt ein frohes Lachen, tragen sie stumme Tränen in ihrem Gesicht
Es ist manchmal schon seltsam, wie schnell ein solches Paradies zerbricht
Die Augen der Einheimischen sind schon lange von den Tränen geschwollen
Und es sind nur noch sehr wenige Gäste, welche dorthin in die Ferien wollen
Der grausame Kampf darum, ob der Boden nun diesen oder den Anderen gehört
Hat diese Menschen dort und auch das wunderbare Land vollkommen zerstört
Überhaupt gar nichts mehr erinnert an das frühere Spiel und die Fröhlichkeit
Viel Grausamkeiten und Übles ist in diesem Land geschehen seit jener Zeit
Ganz genau dort, wo sich früher die Liebesnester der Jugendlichen befanden
Genau dort wo sie heute unzählige Kreuze für die Soldatengräber aufstellen
Niemand erinnert sich an die Touristen, die sich an diesen Orten befanden
Die lauten Hilfeschreie, das verzweifelte Schluchzen übertönen die Wellen
Genau wie das Kampfgetöse, um jeden Zentimeter wird leidenschaftlich gerauft
Vielleicht haben sie sogar die grüne Bucht auch schon in rote Bucht umgetauft
Kleine Farbbilder von Tito in den Läden, sie verbargen die anstehende Wende
Diese Wende in dem so grausamen und blutigen Bürgerkrieg scheinbar ohne Ende
Die Lösung für einen dauerhaften Frieden kennt natürlich wieder einmal niemand
Die Presse verstrickt sich weltweit in der Suche nach Antworten auf Schuldfragen
Dabei würde ich doch gerne wieder einmal reisen in dieses so wunderschöne Land
Aber wird dies in der Zukunft wieder einmal möglich sein, dies kann keiner sagen
Inhaltsverzeichnis

D'GSCHICHT VO DE TOTE CHIND

Ich fahr mit mim Auto völlig ziellos dur die chline Strosse
Kenne mi do us, wiel i dene Gasse isch mi Chindheit verflosse
Ich stunne scho es bizeli, denn es goht mer eifach nit i Grind
Warum lieht do eigentli ab und zu am Strosserand e tots Chind?
Dass frog ich mi, was um Himmels Wille isch do denn passiert?
Was für e unmenschlichi Katastrophe het do eigentli grassiert?
Links und rächts vo mir zieht e grossi Gruppe vo Mänsche verbi
Es het viel meh Mänsche als frücher, aber einsam fühl ich mi
Ich stiege us mim Auto us und gang es Stückli z'Fuss wieter
Und bim nächste tote Chind han ich denn äntli doch emol gwogt
"Warum isch de Bueb do gstorbe", han ich e alti Frau eifach gfrogt
Aber kei Antwort! "Aber so lueget doch emol, de do, do lieht er
Ich will doch numme wüsse, wieso die Chinder alli gstorbe sind?"
Doch die Frau luegt mi umme a und sie fragt mi: "Welli tote Chind?"
Denn risst die Frau trotz ihrne vielne Johr uf em Buckel e Spurt
Und rennt mit eme überraschte und entsetzte Gsicht vo mir furt
Jetzt han ich zerscht emol rotlos und überrascht leer gschluckt
Ich glaube, die alti Frau meint wahrschinlich, ich sig verruckt
Chas denn würkli si, alli di Mänsche bechöme das gar nit mit?
Die viele tote Chinder, die Mänsche gsehnt das tatsächlich nit
Bin ich denn würkli duredreiht, ich ha die Gedanke verdrängt
Und um mi z'überzüge han ich sone tote Körper emol aglängt
Natürli het mit das Wüsse tief i mir langsam agfange quäle
Drum han ich dene Lüt, vo dem grosse Elend müsse verzähle
Damit alli Mänsche wüsse, was do um si alles isch gscheh
Es isch doch ganz bestimmt besser di ganzi Wohrheit zgseh
Und sie - sie cho lose, was ich do alles Seltsames tun predige
Die Meischte tüend mini Wort mit eme Kopfschüttle erledige
E ganz chline Teil het mi sogar für e grosse Guru g'halte
Immer wenn ich i der Nöchi gsi si, hei sie d'Händ g'falte
Aber glaubt - würkli glaubt, dass het mir leider niemand
Alli hei irgend wie gseit ich sig nit ganz bi Verstand
Denn do gits kei Katastrophe und au keini tote Chind
Nei, kei einzige het de Gstank groche im chalte Wind
Irgend öper het mi bi de Polizei azeigt und verpetzt
Und kurz druf abe het mi jede "Tschugger" do ghetzt
Ich bi nit abghaue und drum heis mi halt au igsperrt
Ha vo de tote Chind verzählt, sie hei nume abgwehrt
Und mi schliesslich in a gschlossenes Irrehus gsteckt
Dört leb ich jetzt und wird jede Morge am sächsi gweckt
Denn wäsch ich mi ganz gründli vom Fuss bis zum Grind
Und ich verzähl allne mimi Gschicht vo dene tote Chind
Die angeblich so blöde Mänsche, lose mir debi gärn zue
Und sie glaube mir, dass meh entli öpis degege muss tue
Numme alli die Mänsche, wo d'Macht hei öpis degege z'mache
Die höre nit uf, über mini wahri gschicht spöttisch z'lache
Inhaltsverzeichnis

PETER

Peter, er weiss jetzt Bescheid
Gestern ist er bei einer Untersuchung gewesen
Der Arzt liess ihn, die Diagnose selbst lesen
Mit den Worten, es tut ihm schrecklich leid
Peter war den Tränen schon ziemlich nah
Er wusste nicht, wann und wo es geschah
Er ging, er fragte nicht mehr, wie lang?
Weil vor der Antwort war ihm viel zu bang
Ein Wort hat ihm alle seine Träume entrissen
Am liebsten würde er die Wahrheit nicht wissen
Sicher, er fühlte sich seit einem Jahr etwas krank
Ein bisschen Halsschmerzen und Magenschmerzen
Er nahm sich das Alles nicht so sehr zu Herzen
Peter ist Angestellter bei einer grossen Bank
Er lächelt am Schalter freundlich mit den Kunden
Sie haben niemals einen Anlass zum Klagen gefunden
Niemand von den Kunden hat ihm irgendetwas angesehen
Er lächelt, bis er jeweils am Abend nach Hause muss gehen
Den Zuhause hat er schwer, an seinem Geheimnis zu tragen
Aber er wird keinem, auch seinem Chef nichts davon sagen
Er arbeitet einfach weiter, so als wäre nie etwas geschehen
Warum denn nur gerade ihm, er hatte es niemals eingesehen
Er packte seine Koffer, und er ging von der Freundin fort
Es war der 23. Juli, er ging ohne ein erklärendes Wort
Sie hatte geweint und konnte es einfach nicht verstehen
Denn seine heimlichen Tränen hatte auch sie nie gesehen
Er hat sich überlegt, ob er ihr die Wahrheit erzählt
Aber er wollte nicht, dass auch sie sich damit quält
Er hat ihr einen Brief geschrieben und nie abgeschickt
Er sah dazu auch keinen zwingenden oder notwendigen Grund
Denn der Arzt hat ihm gesagt, sie sei Gott sei Dank gesund
Er liebt seine Freundin von Herzen, die Lage ist verzwickt

Er hat schon lange keine Tränen mehr
Nur das Wissen liegt auf seiner Seele schwer
Denn wenn er heute um sieben Uhr morgens aufsteht
Sieht er eine andere Welt, wenn er zu seiner Arbeit geht
Dieselben blauen Augen, dieselbe Krawatte und Anzug
Seriöses, elegantes Auftreten keine Drogen, er ist klug
Bei den Arbeitskollegen war er schon immer sehr beliebt
Weil er sich immer so unkompliziert und bescheiden gibt
Nichts änderte sich an seinem Charakter und seinen Gaben
Alleine seine Träume und seine Hoffnungen hat er begraben
Inhaltsverzeichnis

NOVEMBERNACHT

Kalte Novembernacht, ich schlendere durch die nassen Strassen
Es ist mir etwas unheimlich, die Gegend scheint recht verlassen
Neugierig sehe ich mich um, so treffe ich Dich ganz zufällig an
Ich war überrascht, aber ich erkannte Dich schon aus der Weite
In diesem Moment erkennst Du auch mich und blickst zur Seite
Du sprichst gerade über irgendetwas mit einem fremden Mann
Gehst mit ihm ein paar Schritte zu einem dunklen Hauseingang
Der euch sofort so wie ein weitaufgerissener Mund verschlang
Telefongespräche, ich habe Deine Stimme noch in meinem Ohr
Ich redete damals furchtbar lange auf Dich ein - und ich verlor
Ich beschwor Dich, doch lieber nicht diesen Weg zu gehen
Aber Du hast es trotz meinen Argumenten niemals eingesehen
Ich warte, und ich weiss nicht warum - warum bleibe ich stehen?
Regen - erinnere mich nicht, wie lange ich blieb an diesem Ort
Als ihr wieder aus dem Haus kamt, der Mann ging wortlos fort
Mich fröstelt es leicht, als ich Dich in diesen dünnen Kleidern sehe
Ich verstecke mich im dunklen Eingang von einem nahen Haus
Und aus meinem sicheren Versteck schaue ich Dich fragend an
Irre ich mich, oder siehst Du wirklich so müde und bleich aus?
Ich denke stumm: "Hätte ich doch damals nur etwas mehr getan"
Wer weiss schon, vielleicht hätte es Dir doch etwas gebracht
Ich vergass Dich, habe in letzter Zeit nie an Dich gedacht
Nicht ganz, ich muss zugeben, nie ist doch etwas gelogen
Aber ich habe ehrlich gemeint, Du seiest längst umgezogen
Was hält mich da, warum bleibe ich immer noch hier stehen?
Und vielleicht sollte ich, ganz einfach locker zu Dir hingehen?
Doch ich bin wahrscheinlich angewachsen, ich fürchte mich
Ich bleibe im dunklen Hauseingang stehen völlig unbeweglich
Hinter mir, da öffnet die grosse und schwere Haustür sich
Ich zucke kurz zusammen, weil ich erschrecke fürchterlich
Und eine Frau schaute mich überrascht aus nächster Nähe an
Ich schämte mich, in mir löste sich der beklemmende Bann
Sie ging die Strasse hinunter und sagte nichts - zum Glück
Jetzt kam wieder Leben in mich, ich werde nun wieder wach
Und ich ging auch langsam fort, ich schaute nicht mehr zurück
Weil ich war mir absolut sicher, Du blicktest mir stumm nach
Denn ich spürte Deine fragenden Augen in meinem Rücken
Ich ging schneller, um mich vor Deinem Blick zu drücken

Es ist falsch, und ich weiss es ganz genau
Die Häuserfassaden links und rechts, grau in grau
Ich renne schon beinahe und stolpere sogar dabei
Bitte - bitte - verzeih
Inhaltsverzeichnis

A PLACE WITHOUT A NAME

Manchmal hörte ich, die Vögel fröhlich in den Bäumen singen
Sah, irgendwelche Insekten frech über meine Hand springen
Da gab es weiches Gras und weit mehr als ein einziger Baum
Aber trotzdem existierte nur ein einziger gemeinsamer Traum
Doch eigentlich war es wirklich alles andere als bequem
Nur diese Tatsache war ja eigentlich alleine mein Problem
Sinnlos, wenn sich jemand anderes darüber Gedanken macht
Manchmal war es Tag und manchmal, da war es auch Nacht
Und manchmal habe ich Deine strahlenden Augen gesehen
Nur Eines, dies wollte ich niemals, nämlich zurückgehen
Von diesem versteckten Platz ohne einen Namen
Und ich gebe es offen zu, wir waren zusammen
Und wir waren es wirklich auch Beide gerne
Manchmal leuchteten uns die hellen Sterne
Und warum sollte ich euch denn auch fragen
Nur damit ihr mir mit gestrengen Mienen könnt sagen
Dass man dies im Allgemeinen nicht so gerne sieht
Aber es ist doch nicht verboten, was hier geschieht
An diesem versteckten Platz ohne einen Namen
Denn wir waren doch nur glücklich zusammen
Gar nichts weiter und das wollen wir auch sein
Manchmal, da wärmte uns auch heller Sonnenschein
Dann trafen unsere verständnisvollen Blicke sich
Und manchmal - manchmal, da vermisste ich Dich
Wartete darauf, dass ich Dich irgendwo erspähe
Sehnte mich eigentlich nur zurück in Deine Nähe
An diesen versteckten Platz ohne einen Namen
Damit ich wieder bin alleine mit Dir zusammen
Ich weiss, wir dürfen dies alles überhaupt nicht
Weil es doch einem eindeutigen Befehl widerspricht
Aber wer könnte da eigentlich einfach so widerstehen
Auch wenn es viele von Euch niemals können verstehen
Manchmal sassen wir da, um einfach stumm zu lauschen
Wie vom Bach erklingt ein Plätschern und Rauschen
An diesem versteckten Platz ohne einen Namen
Wo wir immer wenn auch heimlich waren zusammen
Oft sassen wir zusammen und redeten über die Zukunft
Wir erlebten Träume und vergassen dabei die Vernunft
Manchmal fürchteten wir uns, man wird uns entdecken
Und wir begannen uns, von uns selbst zu verstecken
Und manchmal im sentimentalen, gelblichen Mondschein
Da fragten wir, warum durfte es eigentlich nicht sein?
Dieser versteckte Platz, er trug für uns immer einen Namen
Nur Eines, wir sind schon sehr lange nicht mehr zusammen
Inhaltsverzeichnis

SCHNEEGESTÖBER

Ich war unterwegs auf meinem Weg nach Haus
Aber ich kenne mich einfach nicht mehr aus
Nicht geographisch gemeint, sondern in mir Innen
Suche Werte und Gefühle in mir wie von Sinnen
In meine Augen treibt der Wind Schneeflocken
Sehe vor meinen Augen kaum die eigene Hand
Aus diesem Grund bin ich jedes Mal erschrocken
Wenn wie aus dem Nichts auftaucht ein Gegenstand
Mit schwerem Schritt stampfe ich durch den Schnee
Verflucht, tut das in meinem Herzen schrecklich weh
Treffe auf Kinder, sie machen eine Schneeballschlacht
Und wie im Leben, immer der, der trifft, der lacht
Ein verirrter Schneeball trifft zufällig auch mich
Zeige keine Reaktion, die Kinder, sie wundern sich
Aber dies hindert mich nicht am ziellosen Weitergehen
Etwas verdutzt, bleibe ich bei einer Telefonzelle stehen
Und ich überlege mir in meinem etwas hysterischen Wahn
Warum rufst Du mich um Himmels Willen hier nicht an?
Ist es nur ein Traum, oder ist es wirklich geschehen?
Und plötzlich kann ich alles wieder genau vor mir sehen
Deine Träne auf der Wange, als Du sagtest, es sei Schluss
Auf den Lippen hatte ich noch den Geschmack vom letzten Kuss
Und in mir eine unendliche und auch unbeschreibliche Leere
Sprachlos darüber, welches Glück ich nun muss entbehren
Konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich musste gehen
So blöd es auch klingt, ich brauchte Zeit, um es zu verstehen
Nur Deine so ehrlichen Tränen, sie passten dazu einfach nicht
Jetzt bin ich hier, fröstelnd mit einem versteinerten Gesicht
Und ich verstehe so ganz langsam, was ich soeben alles verlor
Lag es an diesem nassen Schneesturm, dass ich furchtbar fror
Eine Telephonzelle und Deine vertraute Telefonnummer im Kopf
Eingeschüchtert und nass bis auf die Haut, ich armer Tropf
In mich zusammen gesunken, ich fühle mich schrecklich klein
Eine winzige Hoffnung, es könnte doch alles ein Irrtum sein
Einen Anruf, nur um wieder Deine vertraute Stimme zu hören
Aber ich fürchte, sie würde mich nur sofort wieder betören
Ich kann Dir nicht widerstehen, Du weisst es, nicht wahr?
Die Situation ist uns Beiden doch leider so vollkommen klar
Was wir an Gemeinsamkeiten besassen, ist nun alles vorbei
Sollte ich wieder fröhlich sein, denn ich bin wieder frei?

Aber ich verstehe nicht, warum weintest Du, als ich ging?
Du warst offensichtlich glücklicher, damals als alles anfing
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LISA (PART IV)

(Und der Regenbogen)

Die Schaufenster rund um mich erstrahlen in der Weihnachtsdekoration
Es war die Zeit, als die hellen Lichter angingen, denn es dunkelte schon
Ich schaute mich um, als ich plötzlich stutzte, das Gesicht kenne ich doch
Ich sprach die Frau etwas schüchtern an: "Hey, Lisa kennst Du mich noch?"
Sie schaute etwas verwundert auf, nach kurzem Suchen traf ihr Blick mich
"Andrew, Dich vergesse ich bestimmt nicht, natürlich erkenne ich Dich"
Das Wetter war nicht besonders schön, aber es war zumindest trocken
Ich nahm sie sanft in meinen Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wangen
Doch diesmal war ich es, der zurückzuckte, diesmal war ich erschrocken
Denn mit der aufkommenden Erinnerung begann ich, plötzlich zu bangen
Und ich befürchtete, mein Verhalten könnte ihr ziemlich unangenehm sein
Weil vielleicht holt Dich die Erinnerung bei meinen Berührungen wieder ein
Mit Freude erkannte ich, wie sich ein Lächeln zeigte in Deinem Gesicht
Glücklich wurde mir bewusst, so falsch war mein Verhalten doch nicht
"Hast Du noch ein wenig Zeit, dann lade ich Dich zu einem Kaffee ein"
Sie lachte: "Ich hätte eben dasselbe vorgeschlagen, ich sage nicht, nein"
Also sind wir im nächstliegenden Café in die bequemen Stühle gesunken
Und haben geredet und dazu ein oder vielleicht zwei Kaffee getrunken
Ich habe für unsere Mägen auch noch zwei grosse Kuchenstücke bestellt
Während wir so dahin redeten, über weiss nicht was, Gott und die Welt
Habe ich krampfhaft aber heimlich versucht, in Deinen Augen zu lesen
Wie die zwei Jahren seit unserer letzten Begegnung so sind gewesen?
Wie hast Du denn Dein schreckliches Erlebnis von damals überwunden?
Ich würde es so gerne wissen, aber ich darf es trotzdem nicht erkunden
Ich möchte nicht das dumme Kamel sein, welches das Gras wegfrisst
Das in den vergangenen Jahren so furchtbar mühsam gewachsen ist
Deshalb bleibe ich auch zu diesem, doch ziemlich heiklem Thema stumm
Trotzdem ist es ein sehr wohltuendes Gespräch, vielleicht gerade darum
Denn auch Du verlierst über die ganze Geschichte natürlich nicht ein Wort
Die Stunden vergehen schnell, sie laufen uns Beiden unaufhaltsam fort
Wir mussten langsam gehen, die Rechnung bezahlte natürlich ich
Du hast Dich dagegen gesperrt, wie es sich doch gehört natürlich
Aber nach einem kurzen, heftigen aber trotzdem künstlichen Krach
Gabst Du meinen Argumenten und meinem sturen Holzkopf doch nach
Irgendwann spät am Abend haben wir die Cafeteria langsam verlassen
Ein kleines Stück konnten wir unseren Heimweg gegenseitig anpassen
Als sich unsere Wege dann trennten, blieben wir an der Kreuzung stehen
Zufällig vor einem Schaufenster, in diesem war ein Regenbogen zu sehen
Und noch einmal sind irgendwo tief in mir die Erinnerungen hoch gekommen
Dachte daran, wie Dir einst die Farben vom Regenbogen wurden genommen
Ich wünsche mir, dass Dein Regenbogen wieder am Himmel könnte auferstehen
Damit Du ihn nicht nur in einem kalten kitschigen Schaufenster kriegst zu sehen
Schweigend gebe ich Dir zum Abschied noch einen Kuss auf Deine Wangen
Anschliessend sind wir Beide wieder unsere getrennten Heimwege gegangen
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ZWEISAMKEIT

Aus dem verhungerten Feuer steigt noch etwas Rauch
Ich liege damit meinem Kopf auf Deinem weichen Bauch
Ein angenehmes warmes und sehr weiches Ruhekissen
Ich weiss längst nicht mehr, wie es ist, Dich zu vermissen
Fühle wie Deine Atmung Dein Bauch lässt senken und heben
Es ist Abend, und die Sonne beginnt langsam aufzugeben
Und In der warmen Luft liegt der Duft nach verkohlter Wurst
Die Freunde gingen in die Beiz, denn sie hatten noch Durst
Die Sprüche zum Abschied liessen sich nicht vermeiden
Darunter müssen wir Beide wohl noch sehr lange leiden
Wir lächelten, so als erzählte jemand einen guten Witz
Denn man möchte ja mit seinen Freunden keinen Kritz
Jetzt liege ich da mit meinem Kopf auf Deinem Bauch
Im saftig grünen, wohlduftenden und weichen Bärlauch
Vom Dorf her erklingt das laute Gebell von einem Hund
Aber er verstummt wieder ohne einen ersichtlichen Grund
Ich spüre Dein Herz rhythmisch und doch ruhig schlagen
Und ich höre Dich dabei, wie nebenbei irgendetwas sagen
Doch was Du in diesem Moment erzählst, dies weiss ich nicht
Es ist schön, wie sich das letzte Tageslicht im Laub bricht
Es herrscht eine seltsame Stimmung im abendlichen Lichte
Stelle erstaunt fest, Du erzählst immer noch Deine Geschichte
Erst jetzt scheinst Du einzusehen, dass ich Dir gar nicht zuhöre
Aber diese Tatsache, sie scheint Dich, auch nicht weiter zu stören
Ohne eine besondere Regung höre ich Deine Stimme verstummen
Aus Deinem Mund erklingt übergangslos ein melodiöses Summen
Still lächelnd bemerke ich, wie Dein Bauch dabei leicht vibriert
Ein kleiner bunter Vogel hat sich ganz in unsere Nähe verirrt
Er erschrickt fürchterlich, als er uns so Nahe vor sich sieht
Ein Bruchteil von einer Sekunde bis er flügelschlagend flieht
Über der Szene liegt ein Hauch von Frieden und Harmonie
So wie wohl ansonsten selten oder vielleicht sogar auch nie
Unsere Gedanken, sie haben unbegrenzt Raum zum fliegen
Drehe mich leicht zur Seite, um etwas bequemer zu liegen
Ich bemerke überrascht, dass es schon ziemlich dunkel war
Ganz zärtlich wühlst Du mit Deiner Hand in meinem Haar
Ich fühle mich so wohl, so wunderbar, einfach unbeschreiblich
Uns in dem Moment zu stören, wäre ein Verbrechen, finde ich

Mit dem Kopf auf Deinem weichen Bauch so liege ich hier
Und ich fühle ganz tief in mir diese starken Gefühle zu Dir
Besiegtest mich bedingungslos mit Deinen weiblichen Waffen
Aber ich bin von Herzen dankbar in dieser friedlichen Ruh'
Und ich bin mir völlig sicher, Du hörst mir ganz genau zu
Als ich mit leiser Stimme sage: "Ich will mit Dir schlafen"
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AN DICH

(Für einmal einen offenen Vorwurf)

Ich möchte Dir in diesen wenigen folgenden Zeilen
Eine Kritik, einen ehrlichen Vorwurf an Dir mitteilen
Es sind damit alle und ganz bestimmt auch Du gemeint
Ich weiss, dass dies wahrscheinlich arrogant scheint
Aber davon will ich mich sicher nicht abhalten lassen
Werden meine Worte auch niemandem in den Kragen passen
Doch höre endlich auf, so furchtbar selbstzufrieden zu sein
Denn der Massstab für das Richtige bist doch nicht Du allein
Du denkst, nur was Du selbst tust, nur dies sei auch normal
Warum lässt Du allen Anderen denn überhaupt keine Wahl?
Höre auf, alle so egoistisch von oben herab anzuschauen
Nur weil sie mit gutem Gewissen einem neuen Weg vertrauen
Und den grossen Mut haben, dies auch noch offen zu zeigen
Lache sie deshalb nicht aus, lerne, für einmal zu schweigen
Weil diese Menschen, sie sind für Deine Sprüche keine Beute
Und auch bunte Kleider machen doch noch längst keine Leute
Wenn Du dies nicht glaubst, musst Du Dich im Spiegel ansehen
Und dann einmal ganz offen und selbstkritisch in Dich zu gehen
Du würdest schnell sehen, es ist nicht alles Gold, was so glänzt
Du hast Dich doch schon längst zum allergrössten König gekränzt
Was im Grund genommen ausser Dir selbst, so wie so niemand glaubt
Es ist nur Deine Selbstzufriedenheit, die Dir Deine Objektivität raubt
Aber trotzdem bist Du ganz sicher nicht der Grösste von allen hier
Darum hört alle endlich auf zu glauben, es müssen alle sein wie Ihr
Ehrlich, ich habe es doch eigentlich schon lange entdeckt
Dass Ihr unter Eurer Schale nur die Unsicherheit versteckt
Und dass Ihr deshalb Eure spitze Pfeile gegen andere richtet
Weil Ihr damit Eure eigenen Selbstzweifel wieder schlichtet
Ihr fühlt Euch dabei furchtbar wohl in Eurem billigen Schein
Aber muss es, denn wirklich auf diese so verletzende Art sein?
Habt Ihr keine andere Möglichkeit, Euren Weg neu zu gestalten?
Als Euch so wie blöde Narren und grosse Idioten zu verhalten
Und alle welche jetzt denken, dass sie dies gar nichts angeht
Sind die, bei welchen das Verhalten am Deutlichsten besteht
Ich habe Euch bei diesem Spiel, zu lange mit Abscheu zugesehen
Es liess in mir ein furchtbar schlechtes Gewissen entstehen
Darum warne ich Euch nun deutlich, endlich damit aufzuhören
Sonst werde ich Euren so brüchigen Schein grausam zerstören
Denn viel zu lange war ich mit meinem Verhalten schon geduldig
Und wenn ich nur zusehe, mache ich mich leider selbst schuldig
Ich weiss, ich bin Euch jetzt allen furchtbar arrogant erschienen
Aber ich bin mir sicher, dass auch andere ihren Frieden verdienen
Und dafür werde ich mit aller meinen Fähigkeiten und Kraft sorgen
Ihr könnt euch sicher sein, Eure Fehler blieben mir nicht verborgen
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Schreib mir, freue mich auf Fragen oder Kritik

mailto:andy.freiermuth@tcbbasel.ch

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